Entropie im Bastelraum

Die Entropie in meiner Werkstatt (oder eher Bastelecke im Aquarienkeller) ist mehr als mühsam: Ich bin ein ordentlicher und strukturierter Mensch und die stete Unordnung, die in den letzen 6 Jahren wegen dem Entropiegesetzt zugenommen hat, nervt mich. Heute ist Eröffnung eines neuen Coop Einkaufszentrums ins Weinfelden und es gibt 10% Rabatt auf das gesamte Sortiment. Des weiteren habe ich einen Gutschein für 10-fache Treuepunkte von Coop: Die Gelegenheit ist gut, jetzt oder nie! Ich gehe zu den Werkbänken, während sich Anita ins Gartencenter verzieht. Wie dann mein Einkaufswagen unter der Last der Tischplatten und -Beine und der anderen Sachen, welche ich in meinen Wagen packe, ächzt und ich einen Achsbruch vermeiden möchte, suche ich Anita. Sie hat inzwischen ein paar Pflänzchen und Töpfe gefunden und auch ihr Wagen füllt sich zunehmend. Da sie ihre Einkäufe noch nicht beendet hat, schnappe ich mir beim Eingang noch ein Plastikkörbchen und fülle diese mit den Esswaren für das Wochenende. Anita lässt sich dann noch 3 Töpfe mit Pflanzen volltopfen - einer gratis Sonderaktion am Eröffnungstag - und dann fahren wir endlich mit unserem Tross an Einkaufswagen und Körbchen zur Kasse.

Durstig vom Einkaufen, genehmigen wir uns je eine Flasche Mineralwasser und ich mir dann noch draussen eine Bratwurst. Die Bratwurst ist rasch gegessen, denn im Hintergrund ist Kliby und Caroline zu hören, was den Genuss des kulinarischen Eigenstellungsmerkmals aus St. Gallen etwas schmälert. Die Wurstverkäufer sind offenbar allesamt hardcore-Sankt-Galler, denn meine Frage nach Senf wird mit einem abschätzigen Lächeln quittiert: "Du Antichrist, weisst du denn nicht, dass man zu einer Olmabratwurst keinen Senf isst!?" Klar weiss ich, dass die Sankt Galler ihre Würste ohne Senf essen, aber ich bin ja im Pass Appenzeller, gefühlter Zürcher und nach Wohnsitz Thurgauer und da würze ich die Fadheit des Kalbserzeugnisses halt gerne mit gemahlenen Senfsamen in Tuben: Das lass ich mir doch von so ollen Exil-Sankt-Gallern in der Weinfelder-Diaspora nicht ausreden!

Aus zwei Tischplatten und zwei Gestellen baue ich einen Werkbank für Dremelsäge und Ständebohrmaschine


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Die Werkzeuge sollen alle an die Wand


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Die Lochplatte ist rasch montiert


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Das Bohrhämmern in Beton hinterlässt Spuren: Die Luft ist gesättigt mit pulverisiertem Beton


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Als sich die Nebelschwaden verziehen, zeigt sich meine Werkstatt in neuem Glanz


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Endlich habe ich mein Werkzeug im Überblick und immer in Griffnähe


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Die Koffer mit Maschinen, Schrauben, Dübeln, Batterien etc. kommen unter den Werkbank mit den Maschinen


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Die Boxen sind zur Ablage von Krimskrams, was sonst überall rumsteht


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Rechts neben die Dremel-Säge kommt dann eine Ständebohrmaschine hin, die muss ich aber erst kaufen


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Fixerstube oder Dialysezentrum

Meine Bestellung von Mrutzek ist heute eingetroffen: Darin enthalten ist eine medizinische Grundausstattung drin, die jedem Fixerstübli oder Dialysezentrum gut stehen würde: Pasteurpipetten, Spritzen und Mikrofilter. Die Pasteurpipetten sind gut geeignet zur Fütterung oder der Entnahme von Proben aus Gefässen. Die Spritzen brauche ich zur Fütterung meiner Tiere. Die Mikrofilter will ich vor meine Pyhto-, Zoo- und Artemiakulturen schalten, um Verunreinigungen durch die Luft zu vermeiden.

So viele Aquarianer mit ihren Refraktometern, so viele unterschiedliche Messwerte!. Der grosse Vorteil von Spindeln zur Dichtemessung war, dass diese binär reagierten: Entweder kaputt (das lange, dünne Glasrohr war prädestiniert zum abbrechen) oder aber ganz und genau. Die Kalibrierung wurde herstellerseitig mittels Gewichten vorgenommen und prinzipbedingt hat sich diese auch nach Jahren nicht verändert. Refraktometer hingegen verfügen über eine Kalibrierschraube und meist auch ein passendes Mini-Schraubendreherchen. Weil nun jeder Aquarianer denkt, dass er locker mal sein Refrak mit Osmosewasser nullen müsse um es genauer zu machen, kommen grosse Unterschiede im relevanten Messbereich um 35 o/oo zu Stande. Es kommt doch auch niemand auf die Idee ein Fieberthermometer im Eiswasser bei 0 Grad zu kalibrieren? Im Zweifelsfall hilft hier nur das Nachmessen und Kalibrieren mit einer Meerwasser Multireferenz, welche wenigstens ein paar Monate lang für Genauigkeit sorgt. In meiner Schublade liegen zwei Multireferenzen verschiedener Hersteller und - man würde es nicht denken - variieren in der gemessenen Dichte bereits um 2 o/oo. Vermutlich ist da Wasser durch die Kunststoffflasche verdunstet und eine der beiden Referenzen (oder beide) stimmen nicht mehr. Jetzt habe ich eine Frische und werde die beiden Fläschchen aus der Krabbelschublade wegschmeissen.

Ein Beutel Marine Copepoden ist in der Bestellung auch dabei: Meine zwei Copi-Kulturen sind mir abgestürzt. Die 90ml der Copepodenkultur verdünne ich auf 2 mal gut 250ml, gebe einen Schuss Phytoplankton dazu und stelle es in der Küche vor's Fenster. Ich hoffe die Kultur hat sich bis zum Wochenende verdoppelt und ich kann diese weiter teilen und vermehren.


Mit dieser Ausstattung könnte ich bei mir zu Hause ein Fixerstübli oder Dialysezentrum eröffnen


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Im Zylinder, links vom Hahn ist ein Mikrofilter drin


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Wer misst, misst viel Mist - eine (frische!) Multireferenzlösung verschafft im Zweifelsfall Klarheit


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Ich teile die 90ml Copepdenkultur auf zwei 250ml Gefässe und werde die Population in meiner Küche hochfahren


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Warum laufen meine Brachis so gut?

In letzter Zeit sind meine Brachionus-Kulturen richtig aufgeblüht. Den Grund, warum es jetzt so gut klappt und ich am Anfang Schwierigkeiten hatte die Tiere zu vermehren, weiss ich nicht. Vermutlich habe ich jetzt einfach alle entscheidenden Parameter optimiert. Diese sind:
  • Regelmässige Erneuerung des Wassers in der Kultur
  • die richtige Menge Licht
  • die richtige Menge Luft und
  • die richtige Menge Phytoplankton-Futter.

Auf jedem Fall weiss ich, dass ich früher zu wenig gefüttert habe: Ich habe mich vom grünlichen Eindruck der Reaktoren täuschen lassen: Das war nicht freischwimmendes Phytoplankton im Wasser, sondern vor allem auch festsitzende Algen an den Wänden des Zylinders. Grün mag zwar Grün sein, aber für die Brachis stehen nur diejenigen Phytoplanktons als Nahrung zur Verfügung, welche ihnen ums Maul schwimmen. Sie haben ja keine Saugrüssel, Scheren, Zähne oder dergleichen um die Algen vom Acryl zu knabbern. Um jetzt die richtige Futterdosierung zu finden, schaue ich von oben in den Zylinder und kann so die Farbe des Wassers besser beurteilen. Ich gebe jetzt jeden zweiten Tag einen halben bis einen Liter dichte Phytoplanktonlösung in die Brachi-Reaktoren und ergänze das Wasser mit einem Liter frischem Salzwasser. Das heisst, ich kann jeden zweiten Tag zwei Liter Brachionus-Lösung absieben und diese meinen Jungtieren verfüttern. Es hat sich eingependelt, dass ziemlich genau nach einem Monat der Reaktor unansehnlich wird, sich darin Fadenalgen bilden und dann wasche ich ihn gründlich aus, desinfiziere diesen mit Javel-Wasser und befülle ihn neu mit abgesiebtem dem Inhalt der anderen Röhre.

Wenn man was eine Weile lang gemacht hat, stellt sich offenbar was ein, das man landläufig "Erfahrung" nennt. Dumm ist nur, dass man das selber nicht merkt und einfach Sachen beginnt richtig zu machen ohne gross darüber nachzudenken. Wenn ich also mit einem Meerwasseraquarianer spreche, den ich überzeugen möchte sich doch auch in der Zucht von Tieren zu versuchen, mache ich Aussagen, dass die Kultivierung von Brachionus doch ganz einfach sei; ein paar PET-Flaschen, bisschen Luft, bisschen Nyos PhytoMaxx aus der Flasche und gut ist. In Tat und Wahrheit habe ich über ein Jahr tägliche Übung gebraucht bis ich die Zucht dieser Zooplanktons einigermassen in den Griff bekommen habe. Wenn mir also ein langjähriger Züchter sagt, die Aufzucht von Wurdemanni Garnelen sei recht einfach, dann weiss ich doch, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe und dieser mit spitzen Steinen besetzt ist und mancher Dornenbusch am Wegrand steht.

P.S. An die Programmierer von RapidWeaver: Könnt ihr bitte die eingebaute Rechtschreibhilfe im nächsten Upgrade dahingehend anpassen, dass sie mir nicht andauernd beim Schreiben das Wort "Brachi" durch "Brache" und das Wort "absieben" durch "abseilen" ersetzt? Ich habe schon 100x bei diesen Wörtern auf "Learn Spelling" gedrückt aber euer Programm weigert sich standhaft zu akzeptieren, dass ich hier kein Landwirtschafts-Blog führe mit Abhandlungen über Fruchtwechsel und auch keines über Klettersport!

Meine Brachionus-Kultur ist gesund: Mehr als die Hälfte der Tiere tragen ein Ei. Früher hatte ich oft Tiere mit 2, 3 oder gar mal eines mit 5, keine Ahnung weswegen sich jetzt eine Ein-Kind-Politik durchgesetzt hat?


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Ein schwangeres Brachi-Weibchen: Ein ziemlich fettes Exemplar, fast schon eine Brachi-Matrone!


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Eine Kuh mit zwei Kälbchen


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Was aussieht wie ein Rüssel, ist im biologischen Sinne ein Fuss


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In dem Fall, werden die zwei Spitzen vorne wohl Zehen sein (im biologischen Sinne)


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Morsende Fische

Draussen lässt der Frühling auf sich warten. Wie ich vorher kurz aus dem Fenster schaue, fielen dicke Schneeflocken vom Himmel. Anstatt also im Liegestuhl im Garten zu liegen und an einem eisgekühlten Pina Colada zu nippen, gehe ich in den Keller um ein paar Fotos meiner Tiere zu machen. Das Punkt-Strichmuster auf den Acanthochromis ist doch recht markant, schickt er uns Menschen da allenfalls eine Meldung aus der Fischwelt fast wie im Film "Contact"?

Freudig inspizieren die Amboinensis das sauber geputzte Becken


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Die Garnelenlarven im Innern der Eiern sind schon zu erkennen


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Auf diesem Bild sieht man gut die Aufhängepunkte der Schreitbeine


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Grumpy Fish


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Einem geschenkten Fisch schaut man nicht ins Maul


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Auf dem Fisch steht in Morsecode geschrieben: "SXE"; will er uns damit etwas sagen?


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Der einzige Überlebende von Valentinas Schlupf ist etwas einsam: Dafür bekommt er immer einen vollen Futtertrog und meine ganze Aufmerksamkeit


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Nachrichtenlose Vermögen bei Swisscom Mobile

Wie neulich Thomas bei mir auf Besuch ist, zeige ich ihm stolz wie ich mein Aquarium gegen Stromunterbruch schütze: Zur Demonstration simuliere ich einen Stromausfall und ziehe den Stecker der Alarmanlage aus der Dose. "Sooo, jetzt kommt dann gleich ein SMS, welches den Stromausfall anzeigt!", sage ich. "Gleich kommt es….", wenig später und nach etwa 5 Minuten: "Ohhh, da kommt wohl nichts mehr". Ich und meine grosse Schnauze! Die Alarmanlage hat versagt. Ich versuche sie wieder in Gang zu setzen, aber sie will nicht. Heute nehme ich sie mir genauer zur Brust und beginne systematisch den Fehler zu suchen. Erst will ich testen, ob die Pre-Paid-SIM-Karte noch geht. Allerdings ist im Gerät so eine Mini-SIM aus dem letzten Jahrhundert und diese passt nicht in mein iPhone. "Da muss doch irgendwo noch mein altes Blackberry liegen", denke ich noch aber die Suche in der Krims-Krams-Schublade im Schlafzimmer ist erfolglos. Da fällt es mir wieder ein: Da war doch so eine karitative Althandy-Einsammelaktion im Geschäft, wo ich in einem Anfall von Ordnungswut alle meine alten Handies inkl. Ladekabeln, proprietären Kopfhörern und Lederetuis in einen grossen Kübel geworfen habe. Ich könnte jetzt aus meiner Mini-SIM mittels Nagelschere eine Micro-SIM machen, aber dann bräuchte ich einen Adapter um die Karte wieder in die Alarmanlage einstecken zu können. Vielleicht kann ich ja im Web den Status der Karte überprüfen? Ich gehe an den Computer und finde tatsächlich eine Seite von Swisscom-Mobile um deren Natel Easy Karten managen zu können: Ich gebe die Telefonnummer der Karte ein und muss anschliessend die PIN, die mir Swisscom-Mobile auf die Nummer geschickt hat, eingeben. Nur kann meine dumme kleine Alarmanlage aber keine SMS anzeigen und vermutlich hat sie das SMS ja auch nicht erhalten. Also rufe ich auf die Swisscom-Mobile Helpdesknummer an und tatsächlich "werden sie da geholfen". Die Auskunft, die ich nach langer Zeit in der Warteschlange (während ich den Geschirrspüler ausräume) erhalte, lautet, dass die Karte über ein Jahr nicht benutzt wurde und somit ungültig ist. Reaktivieren liesse sie sich nicht. Ich ahne die Antwort bereits, aber frage noch: "…. und mein Guthaben ist wohl futsch", welche bejaht wird. Ich bin ja nicht so der emotionale Typ, welcher seinen Frust an schlecht bezahlten Helpdesk-Mitarbeitern auslässt und auch Fluchen unterlasse ich um nicht wertvolle Cumulus-Punkte im Fegefeuer zu verlieren und so belasse ich es mit einer rhetorischen Anschlussfrage: "… und das steht vermutlich auch so in ihren AGB's?". Auch diese Frage bejaht der freundliche Herr nach kurzem Zögern, der Typ ist echt mit allen Wassern gewaschen: Chapeau!

Man stelle sich die folgende Situation vor: Eines Tages sieht man ein paar Herren von AMAG vor seiner Garage stehen, die daran sind das eigene Auto auf einen Anhänger aufzuladen. "Was bitte machen Sie mit meinem Wagen?". Daraufhin der eine Herr: "Ach wissen Sie, Sie haben Ihren Wagen ein Jahr lang nicht benutzt und nun ist er verfallen und wir holen ihn ab!". Ich etwas irritiert: "Ahhh, darf ich wenigstens noch meine Sachen aus dem Handschuhfach haben?". Der Herr im blauen Overall: "Nein tut mir leid, das geht leider nicht, ihr Guthaben ist ebenfalls verfallen!" Absurd? Ja mag sein aber genau dies macht doch Swisscom-Mobile (und auch die anderen Pre-Paid Anbieter) mit uns! Ist doch eigentlich eine elende Frechheit, oder nicht?

Gelassenheit heisst, das Unabwendbare zu akzeptieren und so gehe ich heute zu Dr. Dipl. Ing. Prof. Mag. Fust um mir eine neue SIM-Karte zu kaufen. Eigentlich will ich aus Wut diesmal keine von Swisscom-Mobile aber da fällt mir ein, dass Anita immer klagt, dass ihr Sunrise-Handy in meinem Keller nicht funktioniert. Also nehme ich wieder eine Karte von Swisscom-Mobile und lade 50 CHF Guthaben drauf. Ich setze mir einen halbjährlich wiederkehrenden Reminder in die Agenda "Alarmanlage testen sonst verfällt diese verfickte SIM-Karte" damit sich die Geschichte nicht in einem Jahr wiederholt.


Ohne Handbuch geht nichts: Intuitives User Interface geht anders…


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Die Anlage hat wenig Knöpfe, konfiguriert wird sie über SMS-Befehle


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Jetzt funzt sie wieder meine Stromüberwachung


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Die Test-SMS sind angekommen: Die Anlage ist wieder scharf


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Deutschland sucht den Superstar und Picasso flippt aus

Gestern Abend bin ich bei Dennis, der wegen Weltreise sein Becken auflöst, und kaufe einen Kofferfisch, zwei Mandarins, fünf Wurdemanni Garnelen und ein Stück einer Briaerium Hamrum Koralle. Zu Hause angekommen, beim Anpassen, teile ich gedanklich die Fische in Becken auf. Kofi, der Kofferfisch kommt natürlich ins Riffbecken, Ehrensache! Das Picasso-Nemo-Paar, soll mit der Kupferanemone ins Riffbecken: Vielleicht bringe ich sie da zum Laichen. die Teenager-Nemos kommen ins Aufzuchtbecken links zusammen mit den beiden Mandarinfischen. Diese sollen sich stressfrei an mein Wasser gewöhnen können, später kommen sie dann schon noch ins Riffbecken.

Erst bringe ich den Stein mit der Kupferanemone und den beiden Steinkorallen ins Riffbecken. Da sich das bestehende Nemopaar seit Jahren rechts-hinten befindet, setze ich den Stein nach links vorne. Ich denke die 80cm Distanz und die Riffsäule dazwischen werden die Tiere als Reviergrenze akzeptieren. Dann bringe ich die beiden Picassos ins Riffbecken. Die anderen Fische beachten die Neuankömmlinge gar nicht, ganz im Unterschied zu Fischen, die ich sonst nachgesetzt habe. Kann es sein, dass die Fische, weil sie seit Monaten in demselben Wasser schwimmen, schon "Aquariengeruch" angenommen haben und man sich olfaktorisch bereits kennt? Das Weibchen ist sehr ruhig und schwimmt um die ihr zugewiesene Anemone rum, während das Männchen sich mutig in der ganzen Wassersäule in der linken-vorderen Ecke bewegt. Anita und ich setzen uns vor den Fernseher und schauen die Aufzeichnung von Deutschland sucht den Superstar. Nach einer Weile, es kommt grad eine eher langweilige Darbietung, blicke ich ins Becken und sehe, dass sich das Picasso-Männchen schon in der Mitte des Beckens befindet und das etablierte Nemo-Männchen ihn aufgeregt wegzuverscheuchen versucht. Er schwimmt ihm mutig entgegen, drängt ihn ab und attackiert den weissen Eindringling mit dem Mund. Das Ureinwohner-Männchen ist deutlich grösser als der Picasso und so denke ich, dass letzterer bald klein beigeben wird und sich schmollend in seine Anemone zurückzieht und gut ist. Während im Fernseher die Stars und Sternchen ihre Lieder trällern, steigt die Aggression im Becken nebenan: Das Picasso-Männchen macht minütlich neue Territorialübergriffe und in der Zeit zwischen zwei Attacken, streitet er heftig mit seinem eigenen Weibchen. Mist, was habe ich da nur angerichtet!!!? Ich vermute, dass beim Männchen der Testosteronspiegel nun so hoch ist, dass er auch die bestehende Rangordnung mit seinem Weibchen vergessen hat und nun zum Superstar werden will! Wie die Situation sich nicht beruhigt, muss Dieter Bohlen eingreifen und so greife ich beherzt mit dem Netzchen ins Becken und - oh Wunder - ich erwische beide Picassos mit einem Schwung: Tja, wenn zwei sich streiten, dann freut sich der Dritte aufs Finale.

Ich bringe die beiden Streithähne nach unten in ihr angestammtes Becken: Vielleicht kommt das Männchen in seiner angestammten Umgebung wieder zur Ruhe? Kommt er aber nicht: Kaum aus dem Netzchen entlassen, sind die beiden in einen Kampf verwickelt wie zwei Bulldoggen. Das Männchen kommt in die Arrestzelle und soll über Nacht sein Mütchen abkühlen: Ich fange ihn raus und gebe ihn ins Becken mit den Banggais. Ruhe ist im Körbchen und DSDS kann weiterlaufen.

Am Morgen fange ich das Männchen aus dem Banggai-Becken und gebe es wieder zu seiner Angetrauten: Jeder hat eine zweite Chance verdient und die Nacht hat ihn bestimmt resozialisiert. Hat sie aber nicht und sogleich beginnt er wieder den Hahnenkampf. Ich weiss, es ist nicht gerecht, aber diesmal fange ich das Weibchen und gebe dieses zu den Banggais: Vielleicht muss ich die zwei für ein paar Tage getrennt halten, um dann wieder einen neuen Versuch der Familienzusammenführung zu starten.

Noch schwimmen die beiden Picassos friedlich im grossen Becken


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Sie werden von Anfang an von den anderen Fischen in Ruhe gelassen: Ist es weil sie schon Stallgeruch angenommen haben? Schliesslich schwimmen sie im Keller in demselben Wasser


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Ist sie nicht eine Schönheit?


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Einmal hoch, dann wieder runter…


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Das Weibchen ist friedlich und lässt sich nach zwei Stunden in der Anemone nieder


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Der Feilenfisch ist ganz aufgeregt: "Frische Glasrosen, wie lecker!"


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"Glasrosen sind das Wienerschnitzel jedes Feilenfisches"


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Ich arbeite an einer Weiterentwicklung der fishgimmicks Light Trap: Die "Light Trap Air"!


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Die Larven werden aktiv mittels Luftheber ins Innere der Falle transportiert


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Garnelenanatomie vor Tischgrill

Bei mir steht heute Raclette mit Tischgrill auf dem Menüplan: Für Anita als Landtiervegetarierin (genau genommen isst sie keine herzigen Tiere mit Fell, denn Geflügel ist sie nicht abgeneigt) habe ich 4 Tiger Prawns gekauft. Da Frauen ja üblicherweise mit etwas Verspätung (bei Anita in der Regel 30-40 Minuten) eintreffen, bleibt mir nach den Vorbereitungsarbeiten noch etwas Zeit für Garnelenanatomie in XXL und um diesen Blog-Eintrag zu schreiben.

Nachtrag: Weit gefehlt, meine Freundin ist immer für Überraschungen gut: Heute kam Anita 15 Minuten zu früh und hat mich in Flagranti mit noch harten Pellkartoffeln und am iMac diesen Blog-Eintrag schreibend überrascht. Ich kann meine Leser versichern: Die Tiger-Prawn-Abdomen schmeckten hervorragend und die Kombination von Raclettekäse mit Stilton Blauschimmelkäse ist der Burner für jede Raclette-Party!

Das Essen steht bereit


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5 Paar Schwimmbeine (Pleopoden)


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Uropoden und in der Mitte das Telson


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Von Garnelen und Rittern

Ritter und Garnelen haben etwas gemeinsam: Sie leben in einem Panzer! Mag so ein Panzer aus Eisen oder Chitin zwar äusserst praktisch sein bei der Abwehr feindlicher Angriffe, so beschwerlich ist dieser will man seine Blase leeren oder sich dem Burgfräulein in amouröser Absicht nähern. Ich weiss zwar nicht, wie Garnelen pinkeln, aber alle grossen Ereignisse in einem Garnelenleben sind begleitet von Häutungen: In der Larvenphase gibt es ca. alle 2 Tage eine Häutung in der es manchmal nur zu Grössenwachstum kommt, dann und wann aber auch zur Entwicklung neuer Körperteile wie Antennen, Abdominalsegmente oder Beine. Will sich eine Garnele vermehren, dann kann sie das nur kurz nach der Häutung, wenn der darunterlegende Panzer noch weich ist. Auch der Schlupf der Larven ist jeweils von einer Häutung gefolgt, oft auch direkt wieder mit einer Befruchtung noch in derselben Nacht. So eine Häutung muss für eine Garnele also sein wie Ostern, Weihnachten und Geburtstag zusammen und das ganze regelmässig alle 2 Wochen.

Diese Nacht finde ich im Lysmata Amboinensis Becken einen Garnelenpanzer und das Wasser voller Larven. Diesmal versuche ich die Methode des Absaugen mittels Taschenlampe und Schlauch und gebe die Larven in den Kreisel Tank mit einer grossen Portion Brachionus.

Der Garnelenpanzer hängt noch an der Garderobe und im Wasser schwimmen die Larven


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Mit Mückenleichen gefüttertes Zooplankton

Weil jetzt der Frühling einkehrt ist, will ich wieder einen Versuch einer Freiland-Zooplanktonkultur starten. Beim letzten Versuch, es war das eine Glasvase auf dem Sitzplatztisch, hat mir ein plötzlicher Kälteeinbruch das Plankton dahingerafft. Der Platz auf dem von mir ungenutzten Balkon wäre ideal, nur wie bekomme ich das Gefäss, wenn es dann mal gefüllt ist, wieder runter? Einfach Salzwasser ausleeren und es in den Garten fliessen zu lassen, scheint mir in Anbetracht der erwünschten Blumen- und Rasenpracht, wenig angebracht. Auch der Platz vor dem Hauseingang scheidet aus, denn würde das Gefäss vermutlich von Briefträgern, Staubsaugervertretern, spendensammelnden Nachbarskindern oder den Zeugen Johovas beim Warten vor meiner Haustüre, als Spucknapf oder gar Pissoir missbraucht werden. Auch will ich meinen Nachbarn, die sich gerne rauchend auf ihrem Sitzplatz aufhalten und mir mit ihrem wunderbar rosa blühenden Baum die Aussicht versüssen, den Anblick eines blauen Fasses den ganzen Sommer 2016 lang, ersparen. Als einzig gangbarer Standort kommt der Platz neben der Garageneinfahrt in Frage: Da scheint am Abend die Sonne drauf, er ist geschützt vor Regen, der Ablaufschacht ist gleich daneben, der Gang vom Keller ist nicht weit entfernt (sollte es da mal reichlich Plankton zu ernten geben) und der Platz ist vor den Blicken meiner Nachbarn einigermassen geschützt.

Erst will ich ein blaues 60 Liter Fass nehmen, sehe aber wieder davon ab: Licht heisst Leben und das Gefäss sollte möglichst viel Tages- und Sonnenlicht abbekommen. Also nehme ich eine Spielzeugkiste von IKEA mit ca. 25 Liter Volumen, welche ungenutzt in meinem Keller rumsteht. Ich fülle es mit Salzwasser und gebe dazu einen guten Liter Brachionuslösung und einen Liter Phytoplanktonkultur hinein. Schon kurze Zeit später, finde ich ein paar brustschwimmende Mücken auf der Oberfläche: Tja, Pech gehabt, du dummes, kleines Insekt: Unter dir bringen sich die Brachionen in Stellung, reproduzieren sich erst mal bis auf Garnisonsstärke und dann fallen sie von unten über dich her und schlagen sich ihre kleinen Brachi-Bäuche mit deinen Eingeweiden voll!

Harmonisch fügt sich die Zooplanktonkultur neben dem Garagentor ins architektonische Gesamtkonzept ein


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Die ersten Mücken haben sich in selbstmörderischer Absicht ins Gefäss gestürzt


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Ocellaris Fotosession

Am Vormittag fahre ich mit Anita nach Neuhausen am Rheinfall, wir parkieren das Auto und joggen dann am nördlichen Rheinufer entlang bis zum Kraftwerk in Rheinau. Anschliessend stärken wir uns im Restaurant des Hallenbades und nehmen dann eine Stunde später den Bus nach Marthalen und von da den Zug zurück zum Rheinfall. Da wir noch Kraftreserven haben und ein schlechtes Gewissen wegen der Pommes Frites in Rheinau, steigen wir schon beim Schloss Laufen am Rheinfall aus und joggen als Dreingabe zusätzlich noch die 2.5 Km zurück zum Parkplatz in Neuhausen.

Nach anschliessendem Bad und einem Schläfchen im Garten bin ich zu schlapp um grössere Putzaktionen in den Becken zu machen uns so nehme ich die Kamera hervor und mache Aufnahmen von den Nemos. Die Paarbildung gestern musste dann am Abend noch korrigiert werden und nun habe ich wieder 3 Paare, welche sich vertragen und auch die Jungfische nicht allzu stark drangsalieren.


Endlich ist wieder Frieden eingekehrt im Nemobecken


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"Ich habe mich versteckt und keiner sieht mich!"


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"Kuckuck, hier bin ich!"


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Die Jugendbande


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Die Flossensäume werden zunehmend dunkler


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Das Ocellarisweibchen von Thomas ist ganz dunkelorange


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"Hier bin ich die Chefin!"


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Ménage à trois

Um meinen Nemopaaren mehr Diskretion zu bieten, will ich heute die Seitenscheiben mit PVC-Platten blickdicht machen. Ich fahre erst zum Jumbo und dann zum Coop Bau+Hobby nach Frauenfeld. Bei letzterem finde ich schwarze 3mm PVC-Platten, welche für meinen Zweck gut geeignet sind. Um die Platten zuschneiden zu können, mache ich mich auf die Suche nach einer Dekupiersäge. Als ehemaliger Flugzeugmodellbauer weiss ich die Universalität dieses Werkzeuges zu schätzen. Ich hatte mal eine Dekupiersäge von Proxxon, die aber nach meinem Auszug in Henggart im dortigen Bastelraum blieb. Jumbo hat zwar eine günstige Dekupiersäge, aber diese ist arg wackelig und von minderer Qualität. Bei Coop Bau+Hobby finde ich die gleiche Dekupiersäge, die ich früher mal hatte und entscheide mich für diese: Never change a winning team! Zu Hause säge ich die PVC-Platte mit der neuen Säge auf die richtige Grösse zu. Ich setze die Anemonen ins Nachbarbecken und siedle auch die Fische um. Dann entleere ich das mittlere Becken (das Wasser kippe ich gleich ins Technikbecken, es läuft ja im Bypass) reinige es gründlich und trockne die Scheiben. Mit etwas transparentem Aquariensilikon klebe ich die PVC-Platten ein. Dank Adhäsion haften die Platten gut am Glas, ich drücke es überall an und befülle das Becken gleich wieder: Der Wasserdruck wird die Platten gleichmässig ans Glas drücken (stimmt das überhaupt? Was, wenn etwas Wasser hinter die Platte kriecht, gleicht das den Druck der Wassersäule nicht aus?).

Die 4 erwachsenen Nemos scheinen sich gut zu verstehen und kuscheln sich zusammen in die Anemone. Erst fange ich den grössten Amphiprion, das dunkle Weibchen ein und setze sie wieder ins mittlere Becken. Doch welcher der drei ist nun das passende Männchen? Ich denke, es ist das zweigrösste Tier, welches auch ziemlich dunkel ist. Ich fange es ein und setze es zum Weibchen. Wenige Minuten später sehe, ich, wie sich das verbleibende Nemopaar im Becken rechts gegenseitig piesackt. "Macht nur ihr zwei, das ist wohl vor-Balz-Gehabe!", denke ich erst. Wenig später merke ich aber, dass der Aggressionspegel steigt und die Situation zu eskalieren droht: Die beiden Fische haben sich gegenseitig mit den Mündern verbissen und kämpfen gegeneinander. Das war wohl keine so gute Idee und so fange ich einen der beiden Streithähne raus und setze ihn ins Becken in der Mitte. Dieser wird sofort akzeptiert und scheint sich ins Harem einzufügen.

Später am Abend, äussert Anita ihre Bedenken: Eine wacklige Dreiecksbeziehung und ein Nemo muss jetzt plötzlich alleine durch's Leben quälen? Das geht ja nun mal gar nicht und somit ändern wir gemeinsam nochmal den Setup. Erst geben wir alle kleineren Tiere (die vermeintlichen Männchen) ins Becken ganz Rechts und warten ab, ob sich das ein Pärchen bildet. Zwei gleichartig gefärbte Ocellaris kuscheln sich in der Anemone und greifen abwechselnd das dritte Tier, in Dunkelorange an. Also schnappe ich den Aussenseiter und gebe ihn zum dicken Weibchen in der Mitte. Es wird nur kurz drangsaliert und dann scheint es okay zu sein. Offenbar habe ich mit meiner unüberlegten Aktion das Ranggefüge massiv gestört und die Nemos brauchen jetzt eine Weile um diesen Intervention zu verdauen. Künftig werde ich es unterlassen, erwachsene Tiere zusammenzubringen, das gibt nur Ärger und Unruhe.

Die Ablaichbecken sind jetzt blickdicht


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Ménage à Trois Nemos


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"So, jetzt ist ausgestritten, jetzt muss du Mama spielen!"


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"Hört auf zu streiten: Meine Anemone? Deine Anemone? Anemone ist für uns alle da!"


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Irren ist menschlich, Garnelenanatomie und Strumpfratgeber für Frauen

Diese Woche war bei mir viel los: Am Dienstag bin ich nach Paris geflogen um in einem Chateau ausserhalb Paris einen Workshop zu leiten. Am Dienstagabend erreicht mich dann eine Whatsapp-Nachricht von Dennis, dass er Ocellaris-Larven abschöpfen konnte und ich könnte morgen kommen um diese abzuholen. Ich freue mich natürlich sehr und bitte Dennis, die Larven so gut als möglich, bis am Freitag am Leben zu erhalten. Am Freitagabend fahre ich dann nach Sennhof zu Dennis und blicke erstaunt in das Litermass mit den Larven drin: Ich kann da keine Nemolarven erkennen! Einzig ein paar Stäbchen stehen da stoisch in der Wassersäule. Dennis versichert mir, dass er die Larven herausgefischt hat und das Nemogelege dann weg war. Wie wir die Larven genauer inspizieren, wird klar, dass es sich um Larven seines Seenadelpaares handeln muss. Ich hätte nicht gedacht, dass sich Seenadeln in Gesellschaftsbecken halten lassen, aber bei Doryrhamphus janssi sei dies als einzige Seenadelart möglich. Ich freue mich natürlich doppelt und hoffe sehr, dass ich ein paar der Larven durchbringen kann. Allerdings sind die Larven schon bei Dennis nicht sehr aktiv und nur etwa 5 reagieren, wenn wir sie mit der Pipette anpusten. Bei mir zu Hause zeigen dann nur noch etwa 2 Larven Reaktionen und so erstaunt es nicht, dass am nächsten Morgen keine mehr am Leben ist. Dennis hat die Larven zwar mit Frost-Plankton gefüttert, aber ich zweifle, dass diese Röhrenmäuler unbewegte Nahrung aufnehmen: Seenadeln seien, wie Seepferdchen, ganz heikle Esser. Wie ich gelesen und gehört habe, betrachten sie ihr Futter lange, beobachten deren Bewegungen, überlegen es sich noch zweimal und saugen dann das Futtertier nach reiflicher Abwägung aller Vor- und Nachteile dann vielleicht mit einem Ruck ein. Ich kann mir darum nicht vorstellen, dass sich Seenadellarven mit gefrostetem Plankton würden überlisten lassen: Es wäre ja so schön, wäre dann die Aufzucht dieser Tiere relativ einfach möglich. Ich gehe also davon aus, dass die verbleibenden Larven schon stark geschwächt sind und räumte ihnen von Anfang an nur geringe Überlebenschancen ein. Leider löst Dennis sein Becken auf, da er mit seiner Frau auf Weltreise geht, aber vielleicht gibt es ja vorher noch einen Schwung Seenadellarven?

Am Freitagmorgen ist das Becken mit den Lysmata Amboinensis dann voller Larven. Ich schöpfe diese ab und gebe sie in ein Extrabecken und in eine hohe IKEA-Vase. Ich weiss, dass die Aufzucht der Larven extrem schwierig ist und selbst April Kirkendoll, deren Buch ich gerade lese (How to Raise & Train Your Peppermint Shrimp) hat es nicht geschafft die Larven durch die letzte Metamorphose zu bringen. Kirkendoll vermutet, dass ein chemisches Signal, z.B. einer bestimmten Alge oder Koralle, diesen Lysmatae das Signal zur letzten Metamorphose gibt. Die einzige erfolgsversprechende Methode sei, in der Natur zu beobachten, in welchen Umgebungen sich die Lysmata Amboinensis Garnelen aufhalten und dann systematisch pürierte Algen- oder Korallen aus dieser Umgebung ins Becken zu geben und zu schauen, ob der Saft dann in einem Becken die finale Metamorphose auslöse. Da ist noch viel Forschungsaufwand nötig und mit Hobbymethoden nicht zu schaffen.

Am Samstagabend gehe ich zu Thomas nach Hettlingen. Thomas baut seinen 60er Würfel ab um ein grösseres Becken in Betrieb zu nehmen. Thomas ist Leser meines Blogs und schenkt mir sein Ocellaris-Paar, welche zuverlässige Dauerlaicher sind. Wie ich dann bei Thomas in Hettlingen ankomme, sind die beiden Ocellaris schon herausgefangen und warten in einem Extra-Becken auf mich. Mit im Becken ist ein grosser Brocken Lebendstein, an dem ein gut entwickeltes Gelege klebt. Nicht genug damit, ich bekomme auch noch mehrere Kupferanemonen! Thomas hat schon einmal etwa 50 Kauderni-Larven durchgebracht und möchte in seinem neu ausgehobenen Keller in Zukunft dann auch eine Zuchtstation betreiben. Ich freue mich schon darauf, Thomas mit ein paar Tipps und Planktonansätzen zur Verfügung zu stehen, wenn er dann mit seiner Zuchtstation loslegt. Zucht funktioniert im Team einfach besser und wenn man nicht allzu weit auseinander wohnt, ist das sehr von Vorteil.

Später am Abend kommt dann Valentina, Verlobte von Voni (Philippe) aus Steckborn zu mir, um sich eine Anemone zu holen. Die Anemone im Becken von Philippe ist eingegangen und damit ihre Nemos was zum Baden und Kuscheln haben, während die beiden Turteltauben vor der Hochzeit 4 Wochen in Australien herumreisen, biete ich ihr eine Ersatzanemone an. Erst wollte ich Valentina eine meiner braunen Anemonen schenken, aber eine Kupferanemone ist natürlich viel schöner und so darf sie sich eine der Kupferanemonen von Thomas aussuchen. Valentina, ihre Freundin Adeline, Anita und ich geraten dann ins Plaudern, wir trinken was, dann essen wir Pizza und Salat und ehe es wir uns versehen ist es schon nach Mitternacht.

Weil ich nächste Woche schon wieder im Ausland sein werde, diesmal zieht es mich für eine Security Konferenz nach Madrid, mache ich die Strömungspumpe anemonensicher. Weil es mir peinlich ist, am Sonntag an der Tanke zwei Pack Damenstrümpfe zu kaufen (ich hätte den Einkauf noch mit einem 6-Pack-Bier, Zigarren und Zündkerzen ergänzt, damit es etwas männlicher aussieht), bitte ich Anita um zwei Paar ausgediente Strumpfsöckchen. Diese bekomme ich dann auch prompt und ich frage mich, nach welchen Kriterien Madame ihre Strümpfe ausser Dienst stellt. Bei uns Männer ist es ganz einfach: Werden schwarze Socken grau oder haben sie Mottenlöcher, dann wandern sie in den Hausmüll oder den Komposthaufen (wofern man(n) Baumwollsocken trägt). Die vier Strümpfe von Anita sind aber noch durchwegs schwarz und auch frei von Löchern, da muss Frau also andere Kriterien anwenden: Deren Geruch vielleicht? Wenn das Muster aus der Mode kommt? Wenn der Nylon zu fuseln beginnt? Da kann sich Mann nur am Kopf kratzen, die Entschlüsselung dieser Geheimnisse, wird uns ewig verwehrt bleiben! Dafür werde ich nun Frauen ein Geheimnis verraten, welches zwar jeder Mann, aber offensichtlich keine Frau kennt: Wir Männer finden Kniesöckchen unsexy, wir Männer finden Strumpfhosen noch unsexier, sexy finden wir halterlose Strümpfe oder am besten gleich Strapse! Wenn wir Männer also Frauen wären, würden wir dauernd mit Strapsen und in Miniröcken rumlaufen. Es muss einen Grund geben, warum ihr Frauen das nicht macht…?

Clevere Lösung von Dennis: Ein Einhängebecken Marke "Tupperware" mit Belüftung für die Larven


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In der vergrösserten Aufnahme wird es klar: Das ist nicht wirklich eine Nemolarve!


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Die "Barbies" (Acanthochromis) sind jetzt schon doppelt so gross wie als ich sie bekommen habe


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Die Lysmata Amboinensis Larven sind nur etwa halb so gross wie die der Lysmata Wurdemanni


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Einen Tag nach der Niederkunft häutet sich die Garnele um gleich wieder befruchtet zu werden


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die 3 Antennenpaare und das Rostrum an der "Stirn" der Garnele sind gut zu sehen


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so, jetzt sollte es allen klar sein: Allerdings sind die Antennen nicht ganz einfach zuzuordnen: Zum Glück sind wir aber auch keine Biologiestudenten vor der Semesterprüfung


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Die Schreibbeine sind vorne, die Schwimmbeine hinten


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Vorne ist der Cephalothorax und hinten (Feinschmecker kennen das Teil) das Abdomen


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Netterweise zeigt uns die Garnele jetzt noch ihre Uropoden und der/die/das Telson


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Es heisst DAS Telson (Wiki: Das Telson ist der letzte, den After tragende Körperabschnitt der Gliederfüsser)


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Diese Garnele kratzt sich gerade an den Eiern


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Von Thomas bekomme ich mehrere Kupferanemonen. Ich setze diese in Blumentöpfchen, da fühlen sie sich erfahrungsgemäss am wohlsten


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Die zwei Amphiprion Ocellaris von Thomas kommen ins Teenagerbecken: Trotz Transportstress beginnt das Männchen am nächsten Tag wieder mit der Pflege des Geleges (ich frage mich, ob man die Eier als Kukuckskinder auch einem anderen Nemopaar unterjubeln könnte…)


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Die Äuglein der Larven sind schon gut zu sehen, vermutlich schlüpfen sie Mitte nächster Woche, wenn ich in Madrid an einer Security Konferenz bin


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So ein Strumpfsöckchen erreicht auf der Sexyness-Skala von 1-10 eine glatte 0.2!


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Alle Strömungspumpen sind jetzt bestrumpft und damit anemonensicher


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Madame braucht klare Instruktionen: "Nix", "wenig Frost" und "Artemia" sind kurze, prägnante Handlungsanweisungen (die Ausrufungszeichen lässt man aber besser weg…)


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Ich werde ihr zwei oder drei Hobby Artemiaschalen hinstellen: Da kann Anita dann aus dem Vollen schöpfen


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