Ferienvorbereitung

Ich fliege morgen für eine Woche nach Ägypten auf eine Tauchsafari. Diesmal soll mich das Boot von Hurghada startend nach Norden bis fast zum Suezkanal zum Wrack der SS Turkia bringen. Ich habe mir schon einen Tag früher Ferien genommen, damit ich meine Tauchausrüstung, meine Unterwasserfotoausrüstung und meinen Koffer packen kann. Dann noch das Haus ferienbereit machen und natürlich das Aquarium, das Aufzuchtbecken und die Planktonreaktoren auf Vordermann bringen.

Da mein Technikbecken schon ziemlich verschlammt und die Pumpen verkalkt sind, will ich heute noch die Rückfördenpumpe, den Abschäumer und den rechten Teil des Technikbeckens reinigen und bei dieser Gelegenheit etwas 120 Liter Wasser wechseln. Sowas ist zwar nicht gut in letzter Minute zu machen (was wenn plötzlich eine Motorachse bricht oder so?) aber ein Tag vor der Abreise passt das schon. Ich schalte die Rückförderpumpe aus und verriegle mittels Kugelhahnen den Ablauf und Zulauf meines Beckens. Jetzt ist das Technikbecken isoliert und ich kann da drin fröhlich putzen ohne den Dreck ins Aquarium zu befördern. Als erstes baue ich die Abyzz Rückförderpumpe aus, welche schon arg verkrustet ist unter den Kalkrotalgen, Röhrenwürmern und Glasrosen. Ich zerlege die Pumpe, spüle sie unter fliessendem Wasser und befreie sie von grobem Schmutz mit einem Haushaltsschwamm. Die Pumpenteile gebe ich dann in meinen Kunststoffbehälter mit Essigsäure zum Entkalken. Dann verfahre ich ebenso mit der Abschäumerpumpe und dem ganzen Abschäumer. Während die Teile entkalken, pumpe ich das Schmutzwasser aus dem Abschäumerabteil in den Ausguss und reinige gleichzeitig die Scheiben mit der Klinge. Unglaublich wie fleissig die Kalkrotalgen jeden Quadratzentimeter der Scheibe überwachsen haben.
Dann sauge ich mit dem Nassauger die letzten 10cm Schmutzwasser und Schnodder aus dem Becken. Ganz zum Schluss pumpe ich vorbereitetes Salzwasser ins Technikbecken und setze den Kreislauf wieder in Gang. Zwischenzeitlich ist auch der Abschäumer entkalkt und wieder zusammengesetzt und ich nehme ihn in Betrieb. Alles in allem bin ich etwa 3 Stunden im Keller und kann nun guten Gewissens verreisen.

Hinweis an Einbrecher: Ja, ihr wisst jetzt, dass ich ab morgen für eine Woche weg sein werde. Ausser einem alten Mac aus dem Jahre 2011 gibt es bei mir nichts Wertvolles zu holen, Kamera habe ich in den Urlaub mitgenommen, das Auto steht im Parkhaus und meine Ersparnisse sind auf der Bank oder stecken im Aquarium. Ihr könnt ja versuchen, dieses abzutransportieren, macht mich dann aber nicht für den Bandscheibenvorfall verantwortlich. Ausserdem ist der Wiederverkaufswert von gebrauchtem Aquarienzubehör mies, der Aufwand wird sich nicht lohnen. Der Notschlüssel liebt übrigens unter dem Blumentopf und wenn ihr schon bei mir seid: Macht bitte nichts kaputt und gebt bitte den Fischen etwas Flockenfutter; die Büchse findet ihr im Unterschrank.

Selbst mein grosses Spülbecken ist zu klein für den Abschäumer


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Unglaublich, was sich da alles an Gammel ansammelt über die Zeit…!


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In meinem Essissäurebad herrscht Dichtestress


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Die Scheiben sind zaubergekratzt und das meiste Schmutzwasser rausgepumpt, jetzt kommt der Nassauger zum Zuge


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Der Nasssauger saugt den verbleibenden Dreck mit dem Wasser aus dem Abschäumerabteil


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Frisches Salzwasser ist aufgefüllt und ich kann die Strömungspumpe wieder in Betrieb nehmen


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Jetzt ist auch der Abschäumer wieder sauber und kann seinen Dienst im Technikbecken wieder aufnehmen


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Joel und sein spuckender Kofferfisch

Da ich seit zwei Wochen an einer Gehörgangenzündung rummache, will ich vor meinem Urlaub nichts mehr riskieren und verzichte heute auf's Tauchen mit Joel. Schon letzte Woche habe ich gekniffen und träufle dafür fleissig zwei Mal täglich Ohrentropfen in meine beiden Ohren (eigentlich ist ja nur eines entzündet aber da bei mir meine beiden Ohren unterputz miteinander verkabelt sind, will ich nicht, dass die Bakterien aus dem penicilienverpesteten Ohr abhauen und dafür im gesunden Ohr ihre Zelte aufstellen). Statt heute also den Rhein oder Zürichsee unsicher zu machen, lädt mich Joel zu sich nach Hause ein und wir simpeln fach. Der Keller ist Joel's Reich und hat sich mitten ins Zimmer ein auf Meerwasser umgebautes Juwel-Aquarium mit gebogener Frontscheibe gestellt. Im Becken schwimmen einige Fische, welche ich nie zuvor gesehen habe (und deren Namen ich vergessen habe). Trotz des nicht geringen Fischbestandes, stehen aber auch die Korallen, darunter auch SPS, gut und der Nitratwert liegt bei 4mg/L. Der Abschäumer von Vertex, das Algenrefugium und die 3 Mikrofiltersocken machen ihren Dienst also gut.

Wie bei Juwel üblich, ist der Unterschrank nicht sehr massiv und benötigt zwei Innenwände um das Gewicht des Beckens zu tragen. Aus diesem Grunde ist das Technikbecken dreigeteilt und mittels Tankverschraubungen und einem kurzen Stück Rohr verbunden. Die Idee ist zwar gut, aber leider sind die Verbindungen nicht 100% dicht und das Holz ist schon an diversen Stellen aufgequollen. Grund genug ein neues Becken zu planen, welches dann deutlich grösser werden wird, als was Joel heute im Raum stehen.

Das Juwel-Becken von Joel steht mitten im Raum; ja, da sind Fische drin, nur sind diese etwas kamerascheu.


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Im Unterschrank sind 3 einzelne Technikbecken, welche über Rohre verbunden sind


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Margrittenkoralle


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ein paar vereinzelte Krustenanemonen


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Eine Himbeerkoralle


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Zwergkaiser


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Amphiprion Percula


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Ich habe mir nicht gemerkt, was das für ein Fisch ist: Auf jedem Fall ist er selten, exklusiv und teuer


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ein Zwergfeuerfisch


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Joel zeigt seinem Kofferfisch eine Futtertablette…


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Was dieser mit Spucken quittiert! Ist das nun ein Anglerfisch oder ein Lama?


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Asterina Talisman in Feinsilber

Es ist schon interessant, zu welchen Begegnungen mein Hobby mich führt. Vor gut 3 Monaten hat mich eine Dame aus Basel-Land angeschrieben mit der Frage nach Seeigelskeletten. Sie würde Schmuck fertigen und bei der Internet-Suche nach Seeigelgehäusen sei sie auf meine Homepage gestossen. Leider (oder für mich zum Glück), ist mir schon länger kein Seeigel mehr eingegangen und so muss ich ihre Anfrage leider negativ beantworten. Ich habe ihr dann aber als Alternative Asterina-Seesterne angeboten, welche sich in getrocknetem Zustand bestimmt abformen liessen und in meinem Becken schon fast eine Plage sind. Gelegentlich gehe ich mit der Hand ins Becken und entferne ein paar Dutzend dieser Gänsefussseesterne, welche sich vor allem Morgens an der Scheibe, Rückwand und Dekoration herumtummeln. Anstatt diese Asterinas einfach wegzuwerfen, lasse ich einige Exemplare an der Luft trocknen und schicke diese Frau Rava.

Heute habe ich nebst Abstimmungspropaganda der SVP und dem Forum-Kirchenmagazin, welches sich nur abbestellen lässt wenn man aufhört Kirchensteuer zu zahlen, einen roten Umschlag in meinem Briefkasten vorgefunden: Darin eine Karte mit dem Bild von Asterina-Silberschmuck drauf und in der Karte aufgeklebt ein Asterina-Anhänger aus Silber! Vielen Dank Frau Rava, you made my day! Ich werde mir ein dünnes Lederhalsband besorgen und den Abdruck meines ehemaligen Aquarienbewohner als Talisman um den Hals tragen.

Sieht toll aus, dieser Silberschmuck mit Asterina-Motiv


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Die Karte mit dem Gänsefuss-Seestern-Anhänger


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Sehr schön umgesetzt: Der Kontrast von Silber und Schwarz macht das Motiv sehr plastisch


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Das wäre doch ein ideales Geschenk für die Meerwasseraquarianer-Gemahlin: Leider gibt es diese Stücke aber nicht zu kaufen


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Meine Korallen lieben den stetigen Artemianachschub

Zweimal täglich bekommt mein Riffbecken "Abfallartemia" aus den beiden Zuchtbecken und den Rest Artemianauplien und -Eier aus dem Reaktor ab. Ich weiss nicht, wie sich das auf die Wasserwerte auswirkt, aber den Korallen und sonstigen Bewohnern scheint es zu gefallen: Die Korallen stehen wie eine Eins, die Farben sind kräftig und die Fische schwimmen munter umher. Was will man mehr, um einen Aquarianer zufrieden zu machen?

Die Hammerkoralle steht wie eine Eins


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Auch der Hirnkoralle geht es blendend


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"Mampf-Mampf! Nauplien her!"


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Der nächste Schlupf, der in meinen Urlaub fällt, gehört wieder den Banggais


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Der Feilenfisch hat sich offenbar gut vom Wurmbefall und der Behandlung erholt


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Ist das ein etwas zurückgebliebener Nemo aus dem 2. Schlupf oder ein Frühentwickler aus dem 3. Schlupf? Ich kann es nicht mehr sagen…


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Die vordere Binde is nicht vollständig ausgebildet. Ob sich das noch auswächst?


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Architektonische Vorlieben von Amphiprion Ocellaris

Offensichtlich sind Amphiprion Ocellaris bei der Auswahl ihrer 4 Wände sehr wählerisch: Der moderne Bungalow mit geschwungenen Formen, ohne Ecken und Kanten, aus Hightech-hautfreundlichem PVC war den kleinen Fischchen nicht gut genug. Sie bevorzugen nämlich den eher traditionellen Baustil der Mittelmeerländer aus Terrakotta. Sprich, den PVC-Verbinder vom Baumarkt, haben die Kleinen über Wochen verschmäht, während der kleine Blumentopf sofort als Behausung angenommen wurde: Wählerische kleine Biester!

Ganz im Ernst: An der Form kann es nicht liegen, denn mit Nemoaugen müsste die Innenseite eines Rohrbogens nicht viel anders aussehen als die Innenseite eines Blumentopfes. Die Oberfläche des Topfes ist rau, während der Kunststoff unnatürlich glatt ist. Aber auch das, so vermute ich, ist nicht der wahre Grund. Meine Theorie lautet, dass es die Farbe ausmacht: Die Nemos suchen instinktiv einen Ort auf, der ihrer eigenen Hautfarbe ähnlich sieht. Das graue PVC-Rohr war einfach zu hell und da hätten sich die Nemobabies dem am Riff vorbeischwimmenden Pfeilhecht, auf dem Servierteller präsentiert. Der orange-braune Blumentopf ist perfekt auf die Schuppenfarbe der Nemos angepasst und darum lieben die das. Ich werde gleich einen dieser Töpfe den Nemo-Eltern ins Hauptbecken legen: Vielleicht animiert es sie dazu gleich ein Nest da rein zu legen?


Der kleine Blumentopf wurde liebend gerne vom kleinen Nemo als Behausung angenommen


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Da habe ich aber sehr unsauber gearbeitet: Seht an die vielen Artemiaeier (ich entferne diese gleich nach dem Foto mittels eines Haushaltspapiers)


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Das Anreichern des Artemia-Brachionus-Copepoden Mixes mit Selco


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Bastlerverkauf bei Conrad und Konkursverkauf von Aquarien

Am Vormittag ist bei Conrad in Dietlikon "Bastlerverkauf", was auch immer das heissen mag. Ich mach mich auf jedem Fall mit Anita auf nach Dietlikon, lade Anita beim IKEA aus und begebe mich zu Conrad. Auf dem Vorplatz stehen 5 oder 6 Paletten mit Rahmen und darin allerlei Elektronikkrimskrams. Nebst Quadcoptern, Endoskopkameras und was Conrad sonst noch zu bieten hat, hat es eigentlich nicht viel Interessantes. 95% der ausgestellten Waren sind Kundenretouren und auf den Verpackungen ist der Rabattpreis inkl. Fehlerbeschreibung aufgedruckt. Was soll ich mit einem Quadcopter mit "Motor hinten links geht nicht", einer Wetterstation mit "Regenmesser defekt" oder einem 3D-Drucker-Hotend mit "heizt nur bis 150 Grad"? In einer Kiste finde ich aber etwas Interessanten: Etwa 10 Steckerleisten von Brennenstuhl. Die Dinger sind qualitativ gut, lassen sich einfach an der Wand befestigen und mit je 20 CHF auch nicht zu teuer. Die Leisten sind nicht defekt sondern Auslaufmodelle, also kaufe ich mir zwei. Dann will noch ein Schlüsselanhänger-Infrarothermometer ("ohne Garantie") für 5 CHF mit und ein Torx-Schlüssel will auch mit mir heimfahren.

Nach dem obligaten Hotdog und laschen Panzerotti (Herr Kamprad, warum tun die da kein Oregano, Salz, Pfeffer und Chili rein?) bei IKEA, fahren wir wieder nach Hause. Unterwegs telefoniere ich mit Philipp, der auch unterwegs ist und etwa 3 Minuten nach uns bei mir zu Hause eintrifft. Wir wollen am Nachmittag gemeinsam zu einem Aquarienlagerverkauf nach Frauenfeld zu fahren. Ich bin auf den Verkauf im aquaristikforum.ch aufmerksam geworden. Philipp und ich vermuten, dass es sich um einen Konkursverkauf eines Aquariengeschäftes aus Winterthur handeln könnte, was sich dann auch bestätigt. Im Lagerraum eines Industriegebäudes stapeln sich neue und alte Aquarien in verschiedenen Grössen. Es ist irgendwie schon traurig all diese Becken da zu sehen, sind doch damit wohl viel Frustration, Ärger, Existenzängste und verlorene Arbeitsplätze verbunden. Des einen Leid, des anderen Freud und so nehmen Philipp und ich je 3 Becken und zahlen zusammen einen sehr fairen Preis von 250 CHF.

Auf dem Weg nach Hause, fahre ich noch bei Coop Bau und Hobby vorbei und kaufe 6 mini Blumentöpfchen. Diese sollen als Zuhause für meine Nemos dienen, verdrücken sich diese doch dauernd hinter das Kabel vom Heizstab. Im Blumentopf ist es doch viel schöner und heimeliger! Meine nächste Station ist der Landi in Felben-Wellhausen, wo ich mir für 35 Franken eine "Schwerlastregal" kaufe. Ich setze Schwerlastregal bewusst in Anführungszeichen, denn was heute unter diesem Label verkauft wird, hätte früher schlicht "Lottergestell" oder "billiges Blechregal" geheissen. Ehrlich gesagt traue ich einem Billy von IKEA mehr als diesem Ding, aber um da mal vorläufig die leeren Aquarien drauf zu parkieren, wird es schon gut sein.

Das kleinere der beiden 60er Becken schneide ich ohne viel Zögern mit dem feinen Teppichmesser auseinander. Seine Seitenscheiben sollen mir als Trennwand für das 60x30x40er Becken dienen. Wie ich dann aber beide Scheiben platziert habe, finde ich die einzelnen Abteile dann doch zu eng und so entschliesse ich mich, nur eine Scheibe einzukleben. Das versilikonen der Scheibe klappt auch einigermassen, obschon der transparente Aquarienkleber nicht gut zu zu verarbeiten ist und mir das Glas verschmiert. Als Aquarienbauer tauge ich noch nicht, denn um die Raupen sauber hinzubekommen, muss man wohl einige hundert Metern Silikonnähte gezogen haben. Als Erstlingswerk ist es aber brauchbar und für den Keller allemal gut genug.

Shoppen mit Palettrolli!


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Das 60x30x30er-Becken schneide ich auseinander, da ich die Seitengläser als Trennscheiben verwenden will


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Mit etwas Knirsch und Knarsch, passt die herausgeschnittene Scheibe in die Mitte des 60x40x30er Beckens


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Gar nicht mal so schwer das Silikonen, wenn man nicht allzu hohe Ansprüche an die Optik hat - Für den Keller ist es gut genug


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Schick und praktisch die Steckdosenleiste aus der Conrad Bastlerwühlkiste


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Die eine Hälfte des "Schwerlastregals" kommt in die Ecke und trägt künftig meinen Aquarientiefkühler


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Das 100x40x40er Becken habe ich mal provisorisch neben das Technikbecken gestellt


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Schon wieder eine Idee, welche ich von Voni geklaut habe: Die Kabelbinder verhindern, dass der Blumentopf herumrollt und Nemos unter sich begräbt


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die zwei 210 Liter Tonnen müssen weg; Wer will, kann sie umsonst bei mir holen


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Beide Tonnen haben einen Deckel


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Die Tonnen sind 72cm hoch


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und haben einen Durchmesser von 74cm


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Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen

Von Voni bekomme ich eine Zooplanktonmischung bestehend aus Brachionus und Copepoden. Da sich bei meinen letzen paar Mischkulturen immer die Copepoden durchgesetzt und haben und alle Brachioni verschwunden sind, will ich die Kultur separieren. Könnte ich allenfalls mit spezifischer Fütterung, Salzgehalt, Temperatur, Licht, Strömung oder dergleichen die Brachis bevorzugen? Ich finde keine Hinweise in dieser Richtung und so muss ich die beiden Tierchen aufgrund ihrer Grösse separieren. Ich überlege: Ich habe einen Korb voller Äpfel gemischt mit Kirschen, wie kriege ich am Ende die Kirschen raus? Nach einigem Grübeln komme ich auf die Lösung: Man giesst den Inhalt des Korbes auf ein grobes Sieb unter welches man ein feines Sieb gelegt hat. Die Äpfel, sprich Copepoden, bleiben im ersten Sieb hängen, während die Brachi-Kirschen durch die Maschen fallen und erst im darunterlegenden Sieb festgehalten werden.
Ich lege eine Probe dessen, was das untere Sieb aufgefangen hat, unters Mikroskop und mir lächeln haufenweise quietschfidele Brachioni entgegen. Copepoden kann ich keine erkennen, es scheint also funktioniert zu haben. Aus dem Inhalt des Siebes lege ich zwei Kulturen an: Eine in einem Planktonreaktor, die andere in einem Glasgefäss auf der Fensterbank. Beide Kulturen füttere ich mit etwas Phytoplankton, sodass diese einen leichten Grünstich bekommen. Von den Brachies auf dem Objektträger will ich ein einzelnes eiertragendes Weibchen herausfischen: Erst versuche ich es mit einer Injektionsnadel und schaffe diese auch einigermassen sicher unter dem Mikroskop zu führen (beide Achsen sind spiegelverkehrt). Nur kann ich mit dieser Methode keine Brachionus aufnehmen, denn sie haften nicht an der Nadel. Den nächsten Versuch mache ich mit einem spitz zugeschnittenen Stück Fliesspapier: Ich erhoffe, dass daran ein Brachina hängenbleibt. Bleibt sie aber nicht: Schon wieder eine Methode gefunden mit der man unter dem Mikroskop keine Brachionus fangen kann.

Schlussendlich nehme ich die Pipette und nehme blindlings etwas Flüssigkeit vom Objektträger und verteile diese auf die Kammern der bereitgestellten Sortimentsbox für Elektronikbauteile. In die obere Reihe gebe ich mit der Spritzenpumpe noch etwas Phytoplankton, die untere Reihe bekommt stark verdünntes Selco als Nahrung. Die Box trage ich vorsichtig in die Küche und stelle sie vor das Fenster. Am Abend haben sich in den Kammern mit Phytoplankton grosse Sauerstoffblasen gebildet und bei genauem Hinsehen sind Brachioni zu erkennen - eindeutig mehr als was 12 Stunden vorher hineingetan haben, es scheint also zu funktionieren. In den Selco-Kammern ist nichts zu erkennen, war die Konzentration allenfalls zu hoch?

In einer der Kammern kann ich von blossem Augen einen Copepoden entdecken. Dieser muss, vermutlich heute Morgen noch als Baby durch die Maschen des groben Siebes geschlüpft sein. Ist schon interessant wie rasant sich die Entwicklung in der Welt der Mikroorganismen abspielt. Auf jedem Fall werde ich den Inhalt dieser "verseuchten" Kammer nicht weiter kultivieren.


Das Böxchen wäre eigentlich zur Aufbewahrung von Elektronikbauteilen gedacht


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Nach nur einem Tag bilden sich dicke Luftblasen in den Abteilen mit Phytoplankton: Das Photosynthesekraftwerk läuft


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Wer gute Augen hat, kann erkennen: Oben schwimmen Brachioni, am Boden ist vermutlich eine Artemia


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Nordöstlich der Luftblasen ist je ein Brachionus zu erkennen


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Der Tag nach dem grossen Schlupf

Ich schlafe schlecht diese Nacht. Mein rechtes Ohr ist entzündet und pocht schmerzhaft. Gegen 3 Uhr in der Nacht wache ich auf, nehme ein Schmerzmittel und gehe in den Keller um meine Larven zu kontrollieren. Alles sieht gut aus und ich lösche das Licht: Die Larven sollten in den 3 Stunden genug gefressen haben und etwas Nachtruhe wirkt stressmindernd und ist sicher der Gesundheit förderlich. Ich setze mich dann noch für eine knappe Stunde an den PC und konstruiere das Seitenteil für den Plankton Catcher fertig. Ich bin dran eine höhere Version zu bauen, die für Pegelstände bis 15cm im Aufzuchtbecken geeignet ist. Es ist gegen 4 Uhr in der Früh, dass ich wieder einschlafen kann und so verwundert es nicht, dass ich heute Morgen erst um 9 Uhr aufwache. Ich gehe wieder in den Keller, mache erst schonend die Raumbeleuchtung an um dann nach meinem 3D Drucker zu sehen: Über Nacht habe ich eine Halterung für die Larvenfalle gedruckt, die gut geworden ist. Also gebe ich noch einen Druckauftrag auf, um die benötigten 3 Saugnapfanschlüsse zu drucken, welche dann in die Halterung eingeklebt werden. Cura, meine Slicer-Software, veranschlagt 50 Minuten Druckzeit für die 3 kleinen Teile. Das passt, denn so lange werde ich für die Wasserwechsel und Fütterung meiner Larven brauchen und kann dann gleich das in der Nacht fertiggestellte Seitenteil des Plankton Catchers zum Drucker schicken. Nach etwa 5 Minuten schalte ich die Beckenbeleuchtungen über den Aufzuchtbecken ein, 5 Minuten Zeit zum Aufwachen ist zwar zu wenig für einen Menschen-Teenager, für ein Fisch-Baby müsste es aber reichen.

im Foto-Becken habe ich auffällig viele tote Larven, welche ich absaugen muss, aber keine einzige tote Larve in den beiden anderen Becken. Da das Foto-Becken sehr schmal ist, musste ich die Larven gestern Nacht da mit etwas Schwung ins Becken giessen, während bei den beiden anderen Becken das Umsetzen unter Wasser viel schonender zu bewerkstelligen war. Ich nehme an, dass die Larven auf mechanische Belastung mit Stress reagieren und dann in der Folge zu Grunde gehen. Dass die Larven durch das Umgiessen verletzt werden, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Auf jedem Fall ist die Lehre draus, künftig die Larven nur äusserst behutsam von einem Becken ins andere zu geben und diese keinesfalls zu giessen.

Bei 3 Becken Wasser abzusaugen, den Plankton Catcher laufen zu lassen, Artemia-Nauplien aus dem Reaktor abzulassen, Eischalen von der Oberfläche zu saugen, den Reaktor spülen, neue Artemia aufsetzen, die Nauplien in Anreicherungslösung einzulegen und die Gerätschaften zu spülen und den Unterschrank, auf welchen die 3 Aufzuchtbecken stehen, trocken zu wischen dauert in der Tat eine knappe Stunde. Der Aufwand multipliziert sich nahezu mit der Anzahl Aufzuchtbecken und so hoffe ich bald das 3. Becken (eigentlich ein Fotobecken um Aquarienbewohner gut beleuchtet in Szene setzen zu können) ausser Betrieb nehmen zu können und die Larven auf die beiden anderen Becken zu verteilen oder Voni zur weiteren Aufzucht abzugeben.

Den Larven im Aufzuchtbecken geht es gut: Über Nacht haben sich jetzt auch die ehemals hellen Larven dunkel gefärbt


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Meine Aufzuchtstation auf dem alten 120cm-Unterschrank meines ersten Meerwasserbeckens


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Von den dekapsulierten Eiern ist nicht eine einzige Nauplie geschlüpft


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Nach 24 Stunden sind die AF430 Sep Art Nauplien schon reichlich im Auffangsieb


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Auch die Platinum Grade Nauplien sind gut geschlüpft, wobei mir die Schlupfrate tiefer scheint als bei den AF430 Sep Art


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Stiftung Warentest: Artemiaeier und PLA-Kunststoff

In freudiger Erwartung des Schlupfes meiner Nemo-Larven heute Nacht, starte ich einen Vergleichstest von drei verschiedenen Artemia-Eiern: AF430 Sep Art, mit denen ich bislang sehr gute Erfahrungen gemacht habe, dann dekapsulierte Artemia Eier, welche ich frisch aus Deutschland bekommen habe und dann noch Platinum Grade Artemia Eier, welche ich schon gut ein Jahr in meinem Tiefkühler lagere und ich bislang nicht so gute Erfahrungen gemacht habe.

Kriterien sollen sein: Geschwindigkeit bis zum Schlupf und Grösse der Nauplien (je kleiner, desto besser).

Als neulich Markus und Joe bei mir waren, hat Markus eine sehr gute Idee vorgebracht: Ich solle doch einen Triton-Test machen von Wasser mit eingelegten Fishgimmicks. Damit hätte ich quasi eine Triton-Zertifizierung, dass der von mir verwendete Kunststoff für das Aquarienwasser und deren Bewohner unbedenklich ist. Ich finde diese Idee super, und setze diese heute in die Tat um. Ich habe mir überlegt, welche Gefässe ich verwenden soll: Aus naheliegenden Gründen kann das kein Kunststoffgefäss wie z.b. eine PET-Flasche sein, den dann wüsste ich nicht ob allfällige Verunreinigungen vom Behälter oder den Gimmicks kommen. Ich bestelle bei FAUST Laborbedarf AG in Schaffhausen zwei verschliessbare 2 Liter Glasbehälter, die heute per Post eintreffen. Ich messe, die von AquaCalculator berechnete Menge Salz ab und gebe dieses in beide Gefässe und fülle bis zur 2 Liter Marke mit Osmosewasser auf. Ich schüttle die Flaschen, bis sich das Salz einigermassen gelöst hat und gebe 3 Fishgimmicks in den 3 Standardfarben Gelb, Orange und Grün in eines der Gefässe. Verschlüsse darauf und ich versorge die Gefässe auf meinem Luftentfeuchter, damit sie nicht im Wege stehen. Ich werde das Wasser nun einen Monat lang reifen lassen und am Sonntag 4. Oktober 2015 nehme ich je eine Wasserprobe und lasse einen ICP-OES Test von Triton machen. Meine Erwartung ist, dass die beiden Messungen in etwa gleich sein müssten. Eine Toleranz von ein paar Prozenten drin liegen aufgrund von Ungenauigkeiten beim Wägen und Messungenauigkeit von Triton. Interessant wären aber deutliche Ausschläge einiger Elemente, die auf Ausscheidungen aus dem Kunststoff hinweisen würden. Beim Kunststoff PLA bin ich mir sicher, dass nichts ans Wasser abgegeben wird, allerdings schliesse ich nicht aus, dass die verwendeten Farbpigmente nachweisbar sein könnten. Farben enthalten ja zum Teil Cadmium, Blei oder ähnliche Stoffe. Ich verspreche meinen Lesern, dass ich hier die Testresultate als Faksimile und eine detaillierte Auswertung posten werde, unabhängig davon wie das Resultat ausfallen wird.

Heute ist der 9. Tag des Nemo-Geleges. Wie schon die 3 Nächte zuvor (es könnte ja sein….) lege ich mich mit der Larvenfalle, der Taschenlampe, einem Becher und einem Glas Whisky (letzteres ist nicht für die Larven, sondern für den Larvenjäger) im stockdunklen Wohnzimmer auf die Lauer. Ich stelle den Timer meines iPhones und kontrolliere immer wieder, ob schon Larven geschlüpft sind. 43 Minuten nach Lichterlöschen ist es so weit: Es wimmelt von Larven, welche auch ohne Federlesens in die Larvenfalle hineinschwimmen. Allerdings ist auch Herr und Frau Banggai wieder da und bedient sich ungeniert an der Fast-Food-Theke. Also greife ich ein, verjage die Banggai Kardinalbärsche und schöpfe die Larven zusätzlich mit der LED-Taschenlampe und dem Becher ab. Es sind viele, es sind sehr viele, da unten ist ja auch alles voll, ganz viele! Ich komme kaum nach den Becher zu füllen und diesen sachte in den Bereitgestellten 25 Liter Salzeimer zu giessen. Ich schätze, das müssen gegen 300 Tiere sein: Ein super grosses Gelege, danke Nemos!

Ich setze die Larven vorsichtig in die zwei bereitgestellten Aufzuchtbecken. In einem der Becken sind noch die 4 überlebenden Larven des zweiten Schlupfs. Rocky Balboa ist heute morgen leider gestorben als letzter Vertreter des 1. Schlupfs von Voni. Bis zum 28. Tag habe ich den Kleinen gebracht und leider weiss ich nicht, weswegen er heute gestorben ist. Um die Larven so wenig wie möglich Dichtestress auszusetzen, nehme ich das schmale Fotobecken auch noch zur Aufzucht dazu. in Letzteres kommen nebst den angereicherten Artemia-Nauplien auch noch Copepoden.


Drei Schalen liegen mit Salzwasser gefüllt bereit für den grossen Artemia Vergleichstest


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AF430 Sep Art von plankton-shop.ch: Nicht mehr ganz frisch aber tiefgekühlt gelagert


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Aus jeder Charge nehme ich mit dem Messlöffel die gleiche Menge Eier


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Eine Packung Dekapsulierte Artemiaeier frisch importiert von plankton-shop.de


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Die dekapsulierten Eier sind an der orangen Farbe gut zu erkennen


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Last but not least ein Löffel Artemia Eier Platinum Grade, welche auch schon etwa ein Jahr in meiner Tiefkühltruhe liegen


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Start des Tests: Wer schlüpft am schnellsten und hat die kleinsten Nauplien?


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Der AquaCalculator sagt mir, dass ich 80g Tropic Marine Reef Salz nehmen muss auf 2 Liter Osmosewasser


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Unter Praxisbedingungen wird die Waage etwa auf plus/minus 1 Gramm genau sein bei zwei nachfolgenden Messungen


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Osmosewasser aus meiner frisch revidierten UOA


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Salz und 2 Liter Osmosewasser kommen in zwei identische Glasbehälter


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In den einen Behälter gebe ich eine Auswahl an Fishgimmicks in 3 Farben


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Ich bin gespannt, ob sich die Farben in einem Monat verändern werden?


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Zwei Triton ICP-OES Tests werden zeigen, ob PLA Stoffe ins Wasser abgibt


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Die beiden Gefässe kommen auf meinen Luftentfeuchter und sollen da einen Monat lang reifen.


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Die ICP-OES Analyse wird Klarheit bringen in Bezug auf 32 Elemente


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So sieht eine Larve eine Stunde nach dem Schlupf aus


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293 Larven ist eine sehr gute Ausbeute


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Rocky Balboa am 24. Tag

Mein Amphiprion Ocellaris "Rocky Balboa" schwimmt heute ganz aufgeregt vor mir der Scheibe entlang als möchte er mir sagen: "Schau, Papa, meine Flossen sind ganz Orange geworden!" Ich schaue in meinem Blog und im Kalendar nach: Rocky hat heute den 24. Tag seines Erdendaseins erreicht. Damit er nicht einsam im viel zu grossen Dennerle Nano Becken herumschwirren muss, verfrachte ich heute seine 4 jüngeren Brüder je in ein Schnapsglas und setze sie zu ihm ins Becken. Tröpfchenweise lasse ich Wasser ins Becken und nach einer halben Stunde sind alle Gläser geflutet und die kleinen Nemos schwimmen zu ihrem grossen Bruder. Das eine Becken reinige ich gründlich und bereit es vor um den nächsten Schlupf vorzubereiten. Ich mikroskopiere sämtliche Kulturen aber kann leider keine Brachios entdecken: In den zwei Brachio-Kulturen schwimmen wacker Copepoden und haben sämtliche Brachioni gefressen oder verdrängt. In meiner Brachio-Backup-Kultur herrscht gähnende Leere. Ich werde den nächsten Schlupf wohl mit einer Kombination von Tiggerpods und Artemien als Erstfutter aufziehen.

Sind sie nicht süss meine kleinen Nemos? Nicht umsonst werden sie auch "die Kätzchen der Meere" genannt. Genau genommen nenne nur ich sie so….

Rocky Balboa ist jetzt 24 Tage alt


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Er beginnt jetzt ein kräftiges Orange anzunehmen


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Rocky Balboa von oben


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Apollo Creed aus dem zweiten Wurf, bekommt jetzt auch seine erste Binde


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Bei dieser Larve ist noch kein Anzeichen von Pubertät zu entdecken


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In der Mitte ein Spätzünder; er spielt noch mit Lego während sich seine Klassenkameraden den Schnurrbart rasieren


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