Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen

Von Voni bekomme ich eine Zooplanktonmischung bestehend aus Brachionus und Copepoden. Da sich bei meinen letzen paar Mischkulturen immer die Copepoden durchgesetzt und haben und alle Brachioni verschwunden sind, will ich die Kultur separieren. Könnte ich allenfalls mit spezifischer Fütterung, Salzgehalt, Temperatur, Licht, Strömung oder dergleichen die Brachis bevorzugen? Ich finde keine Hinweise in dieser Richtung und so muss ich die beiden Tierchen aufgrund ihrer Grösse separieren. Ich überlege: Ich habe einen Korb voller Äpfel gemischt mit Kirschen, wie kriege ich am Ende die Kirschen raus? Nach einigem Grübeln komme ich auf die Lösung: Man giesst den Inhalt des Korbes auf ein grobes Sieb unter welches man ein feines Sieb gelegt hat. Die Äpfel, sprich Copepoden, bleiben im ersten Sieb hängen, während die Brachi-Kirschen durch die Maschen fallen und erst im darunterlegenden Sieb festgehalten werden.
Ich lege eine Probe dessen, was das untere Sieb aufgefangen hat, unters Mikroskop und mir lächeln haufenweise quietschfidele Brachioni entgegen. Copepoden kann ich keine erkennen, es scheint also funktioniert zu haben. Aus dem Inhalt des Siebes lege ich zwei Kulturen an: Eine in einem Planktonreaktor, die andere in einem Glasgefäss auf der Fensterbank. Beide Kulturen füttere ich mit etwas Phytoplankton, sodass diese einen leichten Grünstich bekommen. Von den Brachies auf dem Objektträger will ich ein einzelnes eiertragendes Weibchen herausfischen: Erst versuche ich es mit einer Injektionsnadel und schaffe diese auch einigermassen sicher unter dem Mikroskop zu führen (beide Achsen sind spiegelverkehrt). Nur kann ich mit dieser Methode keine Brachionus aufnehmen, denn sie haften nicht an der Nadel. Den nächsten Versuch mache ich mit einem spitz zugeschnittenen Stück Fliesspapier: Ich erhoffe, dass daran ein Brachina hängenbleibt. Bleibt sie aber nicht: Schon wieder eine Methode gefunden mit der man unter dem Mikroskop keine Brachionus fangen kann.

Schlussendlich nehme ich die Pipette und nehme blindlings etwas Flüssigkeit vom Objektträger und verteile diese auf die Kammern der bereitgestellten Sortimentsbox für Elektronikbauteile. In die obere Reihe gebe ich mit der Spritzenpumpe noch etwas Phytoplankton, die untere Reihe bekommt stark verdünntes Selco als Nahrung. Die Box trage ich vorsichtig in die Küche und stelle sie vor das Fenster. Am Abend haben sich in den Kammern mit Phytoplankton grosse Sauerstoffblasen gebildet und bei genauem Hinsehen sind Brachioni zu erkennen - eindeutig mehr als was 12 Stunden vorher hineingetan haben, es scheint also zu funktionieren. In den Selco-Kammern ist nichts zu erkennen, war die Konzentration allenfalls zu hoch?

In einer der Kammern kann ich von blossem Augen einen Copepoden entdecken. Dieser muss, vermutlich heute Morgen noch als Baby durch die Maschen des groben Siebes geschlüpft sein. Ist schon interessant wie rasant sich die Entwicklung in der Welt der Mikroorganismen abspielt. Auf jedem Fall werde ich den Inhalt dieser "verseuchten" Kammer nicht weiter kultivieren.


Das Böxchen wäre eigentlich zur Aufbewahrung von Elektronikbauteilen gedacht


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Nach nur einem Tag bilden sich dicke Luftblasen in den Abteilen mit Phytoplankton: Das Photosynthesekraftwerk läuft


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Wer gute Augen hat, kann erkennen: Oben schwimmen Brachioni, am Boden ist vermutlich eine Artemia


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Nordöstlich der Luftblasen ist je ein Brachionus zu erkennen


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