Salzwasserdusche am Morgen

Weil ich mit Anita auf 9 Uhr zum Joggen abgemacht habe, stelle ich den sonntäglichen Wecker auf 7 Uhr. Als mein iPhone dann seinen Weckton erklingen lässt, bin ich noch im Tiefschlaf und realisiere erst eine halbe Stunde später, dass in der Nacht auf Sommerzeit umgestellt wurde und ich somit eine halbe Stunde früher als sonst aus dem Schlaf gerissen wurde. Weil ich weiss, dass sich auch Anita von ihrem iPhone wecken lässt, bin ich guter Dinge, dass auch sie die Zeitumstellung mitbekommen hat und einigermassen pünktlich um 9 Uhr auf der Matte stehen wird. Also nützt alles nichts und ich stehe auf. Nach dem Genuss einer grossen Tasse Kaffes lege ich mich auf's Sofa und beginne mich in die ISO-Norm 27000 zu vertiefen. Bei dieser Norm geht es um das Information Security Management System (ISMS). Wir starten ein entsprechendes Projekt in meiner Firma und ich mache im Mai meine Zertifizierung. Falls alles klappt, bin ich dann "Zertifizierter ISO27000 Lead Implementer". Nach dem ich etwas gepaukt habe, will ich, bevor Anita kommt, im Keller nach dem Rechten sehen und meine Fische füttern.

Mein Teenager-Nemo im Kreiseltank soll, wie jeden Morgen, ein Sieb voll Brachionus/Copepoden bekommen. Wie immer ziehe ich den Reaktor nach vorne - doch dann nimmt das Unglück seinen Lauf! Ich steht verdutzt da und ein Schwall von Salzwasser schiesst mir entgegen, durchnässt meine Pijama-Hose, läuft meine Beine runter und füllt unangenehm das innere meiner Croqs-Pantoffeln. Ich brauche eine Schrecksekunde um zu realisieren, was passiert ist: Beim Hervorziehen ist der Deckel vom Reaktor gefallen, hat den Hahn vorne ageschert und nun schiessen unaufhaltsam 10-12 Liter Salzwasser aus dem lecken Reaktor. Den Hahn auf's Loch drücken nützt nichts aber wenigstens kann ich mit dem Litermass einen Liter des Wassers auffangen. Den Rest lasse ich laufen, der Schaden ist eh schon passiert und viel schlimmer kann es nicht werden. Ich werfe ein Handtuch auf den Boden und betrachte den Schaden. In solchen Situationen behält man besser die Ruhe, fluchen nützt nichts und gibt nur extra Rosenkränze bei der nächsten Beichte! Es ist durchaus auch angebracht ein paar Sekunden Überlegung bezüglich der eigenen Sicherheit aufzuwenden: Kann ich mich in diese Pfütze stellen oder steht evtl. alles unter Strom, denn Salzwasser leitet ja bekanntlich und ich stehe da barfuss mitten drin. Sind meine Hände trocken oder hole ich mir, beim Einstecken des Nasssaugers einen tödlichen Schlag? Ich halte es hier wie der CrazyRussianHacker: "Safety is your number one priority!"

Zum Glück steht der Nassauger nicht weit weg und so beginne ich das Wasser vom Boden aufzunehmen. Ich wasche meine Croqs aus, entsorge den irreparabel kaputten Reaktor, spüle das Handtusch mit Leitungswasser, nehme den Boden feucht auf, leere den Nassauger, putze den Tisch und gebe den Liter der Planktonlösung in einen der verbleibenden Reaktoren.

Da steht auch schon Anita in voller Joggingausrüstung vor der Türe und ich ziehe mich rasch an, um sie nicht weiter warten zu lassen.

Wenn man mit dem Auto versehentlich ein Huhn überfährt, war das Immer die beste Legehenne des Bauern und man muss mindestens 100 Franken Entschädigung hinblättern (wohingegen ein fertig gebratenes Poulet inkl. Pommes Frites und Ketchup keine 15 Franken kostet; irgendwie fehlt mir da die Logik). Bei Fischzüchtern ist das ähnlich: Wenn ein Reaktor kaputtgeht, dann war das immer die bestlaufende Kultur mit dem höchsten Ertrag von Copepoden und Brachionus, einmal mehr Murphy's Law! Ich hoffe, dass ich in einer meiner beiden verbleibenden Zooplanktonreaktoren eine ähnlich gut laufende Kultur hinbringen kann. Vermutlich ist es ja so, dass eine Kultur immer dann gut läuft, wenn man regelmässig aus ihr entnimmt und entsprechend frisches Wasser nachfüllt.

10 Liter Salzwassercopepodenbrachionuslösung ergiessen sich über mich, den Tisch und den Kellerboden


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Was wünscht man sich mehr an einem Sonntagmorgen?


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Der herabfallende Deckel hat wie eine Guillotine den Flansch geköpft


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Glatter Durchschuss


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Ein Nasssauger ist ein MUSS in jedem Aquarianerhaushalt


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Einen Liter Brachionuscopepodenlösung konnte ich noch retten


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Jetzt habe ich zwar nur noch 3 Reaktoren aber dafür mehr Platz


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Kann man als Endkunde direkt beim Grosshändler kaufen?

Ich habe den Titel des heutigen Blog-Eintrags mit Bedacht gewählt: Die Betonung liegt auf dem Wort "Kann" und gemeint ist, ob es technisch und vom Ablauf her funktioniert als Endkunde seine Fische direkt beim Grosshändler zu kaufen und nicht ob dies sinnvoll ist.

Betrachten wir erst, wie üblicherweise Fische zu uns nach Hause kommen: Die Tiere werden in ihren Herkunftsländern gefangen oder gezüchtet und erreichen dann über mehre Stationen den Exporteur. Via Luftfracht erreichen die Tiere dann den Grosshändler in Europa. Ich gehe davon aus, dass dieser die Fische erst in Quarantänebecken haltert und diese dann nach ein paar Wochen per Post an die Händler liefert. Die Pakete kommen beim Händler an, die Tiere werden ausgepackt, in die Verkaufsbecken gegeben und unter Umständen bereits nach ein paar Stunden oder Tagen wieder in Säcke verpackt, wir fahren sie mit dem Auto zu uns nach Hause, passen die Tiere unseren Wasserwerten an und geben diese dann in unser heimisches Aquarium. Jeder Meerwasseraquarianer soll wissen, dass dieser lange Weg für die Tiere enormen Stress bedeutet und vermutlich auf jeder Station ein Teil der Tiere verenden und aussortiert werden. Die meisten werden auch die Erfahrung gemacht haben, dass Fische, erst mal in unserem Aquarium angekommen, eine hohe Sterblichkeitsrate haben und erst wenn sich ein Fisch 2-3 Wochen in unserem Becken etabliert hat, man davon ausgehen kann, dass er über dem Berg ist.

"Gibt es denn zu diesem Ablauf keine Alternative, eine Art abgekürztes Verfahren", wird sich da mancher Meerwasseraquarianer denken. Durch Zufall erfahre ich, dass zumindest ein Grosshändler in Europa auch über einen Direktverkaufskanal, allerdings unter einem anderem Firmennamen, verfügt. Das heisst, wir als normale Meerwasseraquarianer können direkt beim Grosshändler einkaufen. Um zu testen, wie das funktioniert, bestelle ich online am Sonntag 5. März 2017 zwei Baggergrundeln, zwei Mandarinfische und einen Stein mit roten Scheibenanemonen. Eineinhalb Wochen lang höre ich nichts und ich sehe bewusst davon ab, nachzufragen; es geht mir schliesslich um einen Test. Gestern Nachmittag, ich bin im Büro grad in einer Sitzung, erhalte ich zwei Anrufe auf's Handy von einer mir unbekannten Nummer. Wie ich dann eine Stunde später zurückrufe, wird mir mitgeteilt, dass meine Sendung unterwegs sei - Im ersten Moment begreife ich nicht, um was es hier geht und nehme an, es handle sich um die Bettwäsche, die ich ebenfalls vor kurzem online bei Amazon bestellt habe. Etwa eine Stunde später erhalte ich ein eMail, dass man mich erfolglos habe versucht zu erreichen und das Paket sei jetzt unterwegs, werde morgen bei mir eintreffen und ich solle sicherstellen, dass jemand das Paket entgegennehmen könne. Hmmmm….. Was nun, wenn ich jetzt im Ausland oder sonstwo wäre? Offenbar wird, auch wenn der Kunde nicht explizit zustimmt, das Paket auf die Reise geschickt.

Später am Abend erhalte ich dann die Tracking-ID von UPS und verfolge nun den weiteren Weg des Pakets. Die Tiere machen den Umweg über Köln, was wohl der nächstgelegene Flughafen ist und erreichen tatsächlich heute früh kurz nach 8 Uhr Rümlag (das liegt in der Nähe des Flughafen Zürichs) in der Schweiz. Ich arbeite heute von zu Hause aus und warte geduldig bis der UPS-Wagen vorfährt. Kurz nach Mittag erhalte ich einen Anruf auf's Handy von einer mir unbekannten Person: Er sei von der Firma Knobel und hätte da ein Paket mit lebenden Fischen für mich. Es dauert etwas, bis ich begreife, dass es sich bei der Firma Knobel nicht um einen Transporteur handelt, der mir nun das Paket bringen will, sondern um eine ortsansässige Maschinenbaufirma, die nebst den eigenen 5 UPS-Paketen von heute, gleich auch noch meine Fische hat entgegennehmen dürfen! Da hat der UPS-Fahrer ja einen riesen Mist gebaut! Ich kann irgendwie nicht glauben, dass das nur ein Versehen war, sondern vermute, dass dies durchaus gängige Praxis sein könne, frei nach dem Motto: "Was soll ich so eine doofe Adresse suchen, das ist ja im gleichen Dorf, die werden sich schon irgendwie organisieren!" Ich will hier niemandem etwas unterstellen, aber was man so liest über die Arbeitsbedingungen in der Paketlogistikszene, es würde mich nicht wundern.

Auf jedem Fall war der Empfänger bei der Firma Knobel so nett meine Handynummer ausfindig zu machen (zum Glück steht diese ja im Telefonbuch) und hat mir angerufen. Nicht auszudenken, was da alles hätte schief gehen können!

Auf jedem Fall sind die Tiere nun lebend bei mir angekommen und auf den ersten Blick scheinen sie okay zu sein. Die Wassertemperatur ist mit 18.8 Grad schon sehr grenzwertig und es wird sich zeigen, ob sie die erste Woche in meinem Becken überleben werden.

Technisch funktioniert der Import vom Grosshändler also: Der Preisvorteil ist offensichtlich, ob dieser Weg für die Tiere schonender ist, ist so eindeutig nicht zu beantworten. Das ein solches Vorgehen, wenn es dann Schule macht und von vielen Meerwasseraquarianern praktiziert wird, den Meerwasserhändlern schaden wird, ist offensichtlich: Schon heute sei am Verkauf von Fischen kaum was zu verdienen, berichten mir mehrere Händler, was nun, wenn auch noch die Umsatzzahlen einbrechen wenn die Kunden künftig direkt beim Grosshändler bestellen?

Das Paket hat Gesten um17:16 den Grosshändler verlassen und ist um 13:16 in Felben-Wellhausen an der falschen Adresse abgegeben worden


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Das Paket ist äusserlich unbeschädigt und solide verpackt


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Saubere Beschriftung: Ob es was nützt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben


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Die Frachtpapiere und der Hinweis wegen CITES: Sehr gut!


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Die Anleitung ist in Deutsch und sehr gut geschrieben


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Wow: Eine Isoliermatte aussen, dann eine "Rettungsdecke"…


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ganz innen dann gut geschützt die einzelnen Tüten mit den Tieren


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Die dickwandigen Beutel sind doppelt mittels Klemmen verschlossen


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erste Baggergrundel: Lebt!


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Zweite Baggergrundel: Lebt!


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Der erste Mandarin: Lebt!


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Der zweite Mandarin: Lebt!


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Der Stein mit den roten Scheibenanemonen: Der Stein sieht gut aus, von den Anemonen ist nichts zu sehen


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Ein leerer, aufgepumpter Beutel als Platzhalter: Saubere Sache!


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Wassertemperatur von unter 19 Grad bei Ankunft, das ist sehr grenzwertig


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Das Anpassen soll 45-55 Minuten nicht übersteigen


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5% Romantik, 95% Putzen

Vielleicht gibt es unter meinen Lesern ein paar Romantiker, die mal Tierpfleger, Raubtierdompteur oder Hobby-Fischzüchter werden wollen oder noch immer diesen Traum haben. Auch ich stelle mir manchmal vor, wie schön der Beruf des Tierpflegers doch sein müsse: Man könne den ganzen Tag mit jungen Pandabären kuscheln, die sich ganz tollpatschig benehmen… Die Realität sieht aber wohl anders aus, so viel kann ich aus meiner bescheidenen Erfahrung als Meerwasserfischzüchter berichten: Romantik und Tierliebe machen höchstens 5% aus, die restlichen 95% bestehen aus Putzen, Reinigen, Waschen, Desinfizieren und Schrubben.

Heute steht nebst den üblichen Arbeiten die Reinigung eines meiner Planktonreaktoren an. Des weiteren verrate ich mein kleines Geheimnis, wie ich gleichzeitig Artemianauplien von ihren Schalen trenne und diese mit Omega-3-Fettsäuren anreichere.

Der Planktonreaktor ist komplett veralgt und bedarf der Reinigung


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Ich siebe das Plankton aus, das Wasser kommt in den Ausguss


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Jetzt den Reaktor komplett innen und aussen mit heissem Wasser reinigen


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Frisches Salzwasser rein


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Phytoplankton als Futter für das Zooplankton


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Mal sehen, was sich da in meinem Sieb so tummelt


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eine tragende Copepode


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noch eine Copepode


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Die Kultur ist gut, damit lässt sich weitermachen: Der Inhalt des Siebes kommt also wieder in den Reaktor


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Ernte der Artemianauplien


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Ich fülle eine Artemiaschale mit Salzwasser


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Da kommt jetzt das Anreicherungsmittel rein


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und zum Schluss die Artemianauplien mit den Schalenresten


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Nun kann ich den ganzen Tag angereicherte Nauplien garantiert ohne Schalen ernten


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Kraftfutter für die älteren Nemos


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Batikfastnacht

Gestern war Fastnachtsmontag und das heisst für alle, die in der Stadt Winterthur arbeiten: Feiertag! Die Winterthurer haben diesen arbeitsfreien Tag eingeführt, um auf die gleiche Anzahl Ferientage zu kommen wie die Zürcher, denn diese haben jeweils einen halben Tag frei am Sechseläuten und am Knabenschiessen. Da ich weder fastnächtlichem Treiben, noch dem Verbrennen von Bööggen und schon gar nicht wehrsportlicher Betätigung Halbwüchsiger zugetan bin, frage ich mich, was ich an diesem Tag unternehmen soll. Ich könnte das Tele auf meine Kamera schrauben, nach Winterthur fahren und beim Fastnachtsumzug ein paar Stimmungsbilder schiessen. Ich wäge die Vor- und Nachteile dieses Vorhabens ab: Geschätzte 10-20 brauchbare Bilder verkleideter Narren im Regen, die ich nie mehr ansehen werde, stehen gegen 100-200 Konfettis, welche ich für die nächsten 12 Monate in meinen Hosenumschlägen, Schuhen, Mantelkrägen und in den Ritzen der Autositze finden werde: Das tue ich mir nicht an!

Ich wollte für meine Tochter schon länger ein Bett kaufen, da sie, wenn sie bei mir schläft, noch seit ihren Kindertagen auf einer auf dem Boden liegenden Matratze schläft. Meine Tochter ist jetzt 15 und auch wenn sie immer wieder beteuert, dass sie bei mir gut schlafe, muss jetzt ein ordentliches Bett her. Zu meinem Erstaunen finde ich per Webrecherche raus, dass das Bett "TOM" bei Micasa Winterthur an Lager ist und das im Industriequartier Grüze gelegene Geschäft, trotz des fastnächtlichen Treibens in der Innnenstadt, offen hat. Also fahre ich nach Winterthur und kaufe das Bett samt Inhalt. Der Ausdruck "Bett mit Inhalt" umfasst das eigentliche Bett, also den Bettrahmen, den Einlegerahmen (in der Schweiz besser bekannt unter der Bezeichnung "Lättliroscht") und die Matratze. Meines Wissens fallen die Decke, die Kissen, deren Bezüge, die Tochter und deren Handy technisch gesehen nicht unter die Definition von "Bettinhalt"; das heisst diese Dinge sind gesondert zu erwerben, respektive im Falle der Tochter, zu zeugen.

Des weiteren erstehe ich weisse Bettwäsche für mein eigenes Bett; denn in der Zwischenzeit habe ich mich entschieden, wie ich den Tag ausfüllen werde: Ich will Batik machen, bekannt aus der Flower-Power-Zeit der 70er! Das Prinzip beruht darauf, dass man die Textilen mit Schnüren oder Gummibändern abschnürt und an diesen Stellen dann weniger Farbe angenommen wird, als bei den umverschnürten Stellen. Ich schaue mir entsprechende YouTube-Videos an, aber sehe dann davon ab mir eine 4 farbige Spirale im Regenbogenlook zu machen: Lieber was Einfaches zum Anfangen als was Komplexes, was ich verpatze und dann komplett unansehnlich aussieht und für die verbleibenden 40 Jahre meines irdischen Gastspiels in den Tiefen meines Kleiderschrankes vor sich hin mottet.

Während die zu Würsten gebundenen Kissen- und der Deckenbezug in der Farbe liegen, gehe ich ins Hallenbad um ein paar Runden unter Wasser zu schwimmen. Die sich anbahnende Erkältung und mein schmerzendes linkes Ohr, hält mich aber davon ab an meine Grenzen zu gehen und ich höre nach einer halben Stunde frustriert wieder auf. Wieder zu Hause, spüle ich die Bettwäsche und lasse diese zweimal bei 30 Grad in der Waschmaschine laufen: Ich möchte ja nicht eines Morgens mit Blau/Rotem-Batikabdruck in meinem Gesicht aufwachen, weil die Kissen abgefärbt haben…

Heute morgen sind dann alle Bettbezüge trocken und kommen zum ersten Mal zum Einsatz: Die Gelegenheit ist gut, denn der ausgiebige Aufenthalt im kühlen Keller gestern, zusammen mit dem Besuch des Hallenbades haben mir den Rest gegeben: Heute bleibe ich hustend, mit laufender Nase und Gliederschmerzen zu Hause und hüte mein neues Batikbett.


Als Batik-Anfänger entscheide mich für ein ganz einfaches Muster. Auf YouTube gibt es unzählige Anleitungen für mehrfarbige Spiralmuster


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Zwei Salzkübel, Gummihandschuhe, eine Schere und zwei Beutel Farbpulver


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Die Idee ist, dass ich Blau und Rot gegen die Mitte kapillarisch aufsaugen lasse - dies klappt aber nicht ganz


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Also tunke ich die beiden Hälften je in die Farblösungen


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Nach einer guten Stunde im Farbbad, spüle ich die Bezüge unter fliessendem Wasser. Jetzt kommt die Nagelschere zum Einsatz


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Alle Gummis und Schnüre vorsichtig wegschneiden


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Und nochmals gut spülen


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Ab in die Waschmaschine um die übrige Farbe zu entfernen - zwei Waschgänge, denn sicher ist sicher


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Für einen Anfänger gar nicht mal so schlecht, finde ich


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Zur Genesung lege ich mich ins Batikbett


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Ausserirdisches Technikbeckenputzen

Jedes Mal, wenn ich für etwas über zwei Wochen keinen Blogeintrag mehr schreibe, flammt unter meinen Lesern wieder das Gerücht auf, dass ich von Ausserirdischen entführt wurde. Irgendwie lässt sich das Gerücht einfach nicht aus der Welt schaffen: Ich weiss gar nicht, woher das kommt? Glaubt mir, Leute, ich habe auch noch einen Job zu machen, musste zweimal hintereinander nach Paris und habe letzte Woche einen Workshop geleitet. Daneben pflege ich ja den Tauchsport, gehe ab und zu mal joggen (Heute war ich mit Anita bei blauem Himmel und schneeweissen Wolken zwischen Eschenz und Stein am Rhein am rennen), dann muss ich hie und dann Sachen in meinem Haushalt erledigen, Hemden bügeln, meiner Mutter anrufen, die Steuererklärung ausfüllen und - Ja, auch Blogger leben nicht nur von Luft und Liebe zum Schreiben - auch mal auf's Klo. Wenn ich das ganz so zusammenzähle, komme ich auf ungefähr 23 Stunden 57 Minuten, die ich täglich nicht aufs Bloggen aufwende und da dauert es dann halt schon mal 2-3 Wochen, bis wieder genügend Minuten angespart sind, dass es wieder für einen Beitrag reicht. Ich kann mich ja dann auch nicht einfach an den PC setzen und etwas über Gott und die Welt zu schwurbeln, sondern meine Leser wollen handfeste aquaristische Tatsachen am liebsten auch mit Bildern illustriert. Also muss ich mich im Mindesten mit der Kamera vors Becken setzen oder halt im Keller etwas Action machen. Heute mache ich also Kelleraction, in dem ich das Klarwasserabteil des Technikbeckens putze.

Der Begriff "Klarwasserabteil" mag etwas irreführend sein, da da drin alles andere als Klarheit herrscht: Ein chaotisches Durcheinander von PCV-Fittingen, Glasrosen, Borstenwürmern, Kalkrotalgen und Bio Pellets. Erst mal alles raus, dann die Pumpe ausbauen, die Rohre entfernen und alles mit dem Schwamm reinigen und spülen. Dann kommen die Teile für eine halbe Stunde in mein Essigsäurebad und werden daraufhin abermals gespült, mit dem Schwamm geputzt und wieder gespült. Alles in allem war ich sicher zwei Stunden beschäftigt und jetzt läuft alles wieder wie gewohnt.

Ausserdem möchte ich noch anfügen, dass es doch höchst unwahrscheinlich ist, dass Ausserirdische, sollten sie tatsächlich die Erde besuchen, ausgerechnet mich aussuchen für ihre Experimente. Die Ausserirdischen könnten sich ja ganz einfach im Vorbeiflug in unser Internet einklinken und ein bisschen in meinem Blog schmökern: Da müsste genügend Material zu finden sein, was die Ausserirdischen zurück zur Vega funken könnten, ohne erst mühsam zu landen, mich zu suchen, zu betäuben, auf ihr Raumschiff zu schaffen und dann wieder zurückzubringen. Ausserdem soll es ja extrem unwahrscheinlich sein, dass der Blitz zweimal am selben Ort einschlägt: Warum also sollen die Ausserirdischen immer wieder mich entführen, einmal reicht doch!

Nachdem ich diesen Beitrag hochgeladen habe, packe ich meine Badesachen, da ich im Hallenbad Frauenfeld noch 500m tauchen will. Das Becken hat eine Länge von 25 Metern, was ich ohne Flossen und mit Taucherbrille und Nasenklammer grad einigermassen schaffe. Wenn ich mich am Anfang kräftig abstosse, brauche ich 18 Armzüge um meine physische Existenz (respektive das, was die Vega-ner (ich benutze den Trennstrich um klar zu machen, dass ich hiermit nicht "Veganer" meine) von mir übrig gelassen haben), ans andere Beckenende zu befördern. Heute will ich mal versuchen, ob ich die Gleitphasen etwas verlängern kann, um es allenfalls mit 16 oder 17 Zügen zu schaffen. Ich hoffe, dass heute die meisten Leute mit Putzen, Bloggen, Joggen oder sonstwie beschäftigt sind, sodass ich in Ruhe meine Unterwasserbahnen ziehen kann.

Heute will ich das Klarwasserabteil meines Technikbecken putzen


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Ansaugsieb, Bacto Ball Box und diverse PVC-Teile um Glasrosen anzulocken, kommen in einen Salzeimer


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Mein Bio Pellet Kreisel will auch gereinigt werden


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Er lässt sich super-einfach zerlegen: Cooles Design!


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Die Pumpe, um die Bio Pellets in Rotation zu halten, ist mit Schmodder und Pellets verstopft


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Die Abyzz 200 läuft seit Jahren ohne zu murren


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Ab und zu entkalken und die Pumpe schnurrt wie ein Kätzchen


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Die Läufereinheit ist nicht mal sehr schmutzig


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Oha, mein Notüberlauf wäre bald mal zugewachsen


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Mein 120 Liter Fass, in welchem ich mein Salzwasser lagere, muss gespült werden


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Wieso kommt da so braunes Zeugs raus? Ist wohl eine Mischung aus Salzrückständen und Staub


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etwa 4.2 Kg Salz rein, dann Osmosewasser und dann die Salinität genau einstellen


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