Wer misst, misst Mist: Kalibrieren der Profilux-Sensoren
14/07/14 21:46
Für heute Abend nehme ich mir vor, die Sensoren vom Profilux in Betrieb zu nehmen. Die Sensoren habe ich seit dem Kauf in einem Behälter mit Aquarienwasser gelagert, da ich weiss, dass der PH-Sensor, falls er austrocknet, in die ewigen Jagdgründe eingeht und dann an Thors Tafel speist. Als erstes reinige ich den Sensor am Schaft grob mit dem Küchenschwamm und dann noch sanft mit der Gebisszahnbürste an der Spitze (nein, meine Beisserchern sind in Ordnung und "ich kann auch morgen noch kraftvoll zubeissen": Das komische Borstending habe ich eigens für Aquarienzwecke gekauft). Ich lese im Handbuch vom Profilux nach, wie die Kalibriersequenz vonstatten geht. Eigentlich ganz einfach: Man geht ins Menü "PH Sensor - Kalibrieren", taucht den Sensor in die Kalibrierflüssigkeit mit PH4 und drückt die Enter-Taste. Nun beginnt ein Zähler von 700 Sekunden auf Null zu zählen und der Rohwert (vermutlich Spannung), den der Sensor dem Computer liefert, wird angezeigt. Dieser läuft erst schnell und dann immer langsamer, idealerweise bleibt er irgendwann mal stehen oder schwankt nur noch leicht und dann kann, falls die Zeit noch nicht abgelaufen ist, der nächste Schritt gemacht werden. Beim ersten Mal klappt es bei mir nicht und ich bekomme die Fehlermeldung "PH Sensor defekt". Ich versuche es noch einmal und dann wird mir der Schritt bald schon erfolgreich quittiert. Als nächstes wird der Sensor kurz in Osmosewasser gespült, mit einem Papiertuch abgewischt, ausgeblasen und dann in die Kalibrierflüssigkeit mit PH7 getaucht. "Getaucht" heisst hier übrigens, dass der Sensor frei in der Flüssigkeit hängen soll mit gleichem Abstand zu den Wänden der Plastikflasche und dann auch noch ohne zu baumeln. In der Anleitung vom Profilux steht dies zwar nicht, aber das weiss ich von irgendwo her (vermutlich Forumsbeitrag oder so). Wieder läuft der Timer nach unten und das Spiel wiederholt sich von neuem. Sind beide Schritte erfolgreich abgeschlossen, sollte der Computer fortan für ein Weilchen den korrekten PH-Wert anzeigen. Na ja, in der Praxis würde ich dem Messwert nur bedingt trauen: Der Sensor altert, ist äussert empfindlich auf Bewuchs von Algen, Strömung und elektromagnetischen Einflüssen: Wer misst, misst halt Mist.
Die Kalibrierung des Temperatursensors ist einfacher: Mit einem Thermometer nachmessen und dann einen Korrekturfaktor eingeben. Ich benutze zwei LCD-Messfühlerthermometer (diejenigen von meiner Planktonzucht, die im Moment gerade brach liegt), mittle den Wert der beiden - das eine Thermometer zeigt 25.7, das andere 25.1 Grad Celsius an - und finde dann, dass der ermittelte Wert des Profilux mit 25.4 Grad Celsius genau genug ist und keine Korrektur braucht. Eigentlich hätte ich aber auch das Thermometer, welches 25.1 Grad Celsius anzeigt neu Kalibrieren können: Bei 3 Messgeräten ist es doch reine Willkür, welche beiden ich als Normale betrachte: Wer misst, misst Mist!
Zuletzt kalibriere ich den Leitwertsensor: Jetzt wird die Sache schon haarig. Der Leitwert ist abhängig von der Temperatur, also muss man beim Kalibrieren angeben, welche Temperatur die Flüssigkeit hat. Da in meinem Keller genügend Thermometer rumhängen und die Fläschchen schon tagelang im Keller rumliegen, gebe ich 20 Grad Celsius an. Ich kalibriere mit der 50 Mikrosiemens-Lösung, messe aber vorgängig mit meinem Refraktometer deren Salinität: Erwarten würde ich 35, wäre ja irgendwie logisch, aber messen tu ich so etwa 27. Also google ich "Umrechnung Leitwert in Salinität" und finde eine Tabelle von IKS. Die Umrechnung ist, da temperaturabhängig, etwas verwirrend und ich habe keine grosse Lust jetzt tiefer in die Materie einzusteigen. Zum Glück kann man beim Profilux die Einheit von mS (Mikrosiemens) auf Salinität umstellen aber irgendwie wird auf dem Display dann doch mS angezeigt: Wer misst, misst halt Mist!
Ich installiere die Sensoren mit dem Vertex-Sensorhalter im Technikbecken und gut soll sein. Noch rasch deren Kabel schön zusammenrollen und mit einem Kabelbinder sichern. "Kruzitürken!", was ist denn jetzt los: Der Profilux zeigt einen Temperaturalarm an: 38.4 Grad in meinem Becken! Entweder brennt es im Wohnzimmer - aber ich rieche keinen Rauch - oder jetzt beginnen die Sensorkabel sich gegenseitig reinzufunken oder ich habe durch das Zusammenrollen eine Spule gebaut. Also wickle ich das Kabel wieder auseinander und lege die einzelnen Kabel schön nebeneinander hin. Dennoch beharrt mein Profilux, auch nach einem Neustart, darauf, dass es in meinem Becken jetzt 38.4 Grad warm ist! Zweifelnd schaue ich das Wasser an: Es dampft nicht, es kocht nicht und alles sieht normal aus: Den Finger ins Technikbecken zu halten ist mir dann doch zu blöd, ich lasse mich doch von so einem blöden Sensor nicht ins Bockshorn jagen: Wer misst, misst viel Mist und ich gehe jetzt ins Bett!
Nachwort: Ich weiss, dass das Wort "kalibrieren" umständlich ist und "eichen" doch viel einfacher von der Zunge geht. Da aber in Foren regelmässig Anfänger, die Fragen posten in der der Art "Wie kann ich meinen PH-Sensor eichen?" regelmässig schulmeisterhaft von den alten Forenhasen zusammengestaucht werden, will ich diesen Fehler hier nicht machen: Eichen kann nur ein staatlich geprüfter Eichmeister da hiermit der formale Akt der Überprüfung der Messgenauigkeit gemeint ist (z.B. der Waage beim Fleischer damit der nicht mickrige 120g Schweinekoteletten als 400g T-Bone-US-Beef verkauft). Kalibrieren hingegen ist die Justage eines Messinstrumentes, die jeder selber durchführen kann (z.b. die Mutter, die besorgt die Stirne ihres Kindes küsst nachdem das Fieberthermometer plötzlich hohes Fieber anzeigt, dessen Stirn aber ganz kühl ist und sie somit das Thermometer neu kalibriert, oder aber wahrscheinlicher das Kind aus dem Bett in die Schule jagt, da es den Fiebermesser offensichtlich zwecks Vortäuschung einer Krankheit am Prüfungstag, kurz in den Tee getaucht hat...).
Kalibrieren
Unter Kalibrieren versteht man das Feststellen und Dokumentieren der Abweichung der Anzeige eines Messgerätes oder einer Steuereinheit vom richtigen Wert der Messgröße.
Beim Kalibrieren eines Messgerätes wird unter vorgegebenen Bedingungen der Zusammenhang zwischen Eingangs- und Ausgangsgröße ermittelt und dokumentiert. Eingangsgröße ist die zu messende physikalische Größe – z. B. Drehmoment oder Drehwinkel. Ausgangsgröße ist oft das elektrische Ausgangssignal des Messgeräts, es kann aber auch ein Ablesewert sein.
Eichen
Das Eichen umfasst die Qualitätsprüfung und Kennzeichnung nach den Eichvorschriften, ist also ein gesetzlich geregelter Bereich. Eichungen sind unter anderem vorgeschrieben bei Messmitteln für die Preisfindung (Ladenwaagen, Tanksäulen) und bei Medizinprodukten, wie dem Fieberthermometer. Das Eichen wird von den Eichämtern durchgeführt und darf nicht mit dem Begriff Kalibrieren verwechselt werden.
(aus http://www.atlascopco.com/toolsservicede/kalibrierung/faq-kalibrierung/definition-kalibrieren.aspx)
Die Kalibrierung des Temperatursensors ist einfacher: Mit einem Thermometer nachmessen und dann einen Korrekturfaktor eingeben. Ich benutze zwei LCD-Messfühlerthermometer (diejenigen von meiner Planktonzucht, die im Moment gerade brach liegt), mittle den Wert der beiden - das eine Thermometer zeigt 25.7, das andere 25.1 Grad Celsius an - und finde dann, dass der ermittelte Wert des Profilux mit 25.4 Grad Celsius genau genug ist und keine Korrektur braucht. Eigentlich hätte ich aber auch das Thermometer, welches 25.1 Grad Celsius anzeigt neu Kalibrieren können: Bei 3 Messgeräten ist es doch reine Willkür, welche beiden ich als Normale betrachte: Wer misst, misst Mist!
Zuletzt kalibriere ich den Leitwertsensor: Jetzt wird die Sache schon haarig. Der Leitwert ist abhängig von der Temperatur, also muss man beim Kalibrieren angeben, welche Temperatur die Flüssigkeit hat. Da in meinem Keller genügend Thermometer rumhängen und die Fläschchen schon tagelang im Keller rumliegen, gebe ich 20 Grad Celsius an. Ich kalibriere mit der 50 Mikrosiemens-Lösung, messe aber vorgängig mit meinem Refraktometer deren Salinität: Erwarten würde ich 35, wäre ja irgendwie logisch, aber messen tu ich so etwa 27. Also google ich "Umrechnung Leitwert in Salinität" und finde eine Tabelle von IKS. Die Umrechnung ist, da temperaturabhängig, etwas verwirrend und ich habe keine grosse Lust jetzt tiefer in die Materie einzusteigen. Zum Glück kann man beim Profilux die Einheit von mS (Mikrosiemens) auf Salinität umstellen aber irgendwie wird auf dem Display dann doch mS angezeigt: Wer misst, misst halt Mist!
Ich installiere die Sensoren mit dem Vertex-Sensorhalter im Technikbecken und gut soll sein. Noch rasch deren Kabel schön zusammenrollen und mit einem Kabelbinder sichern. "Kruzitürken!", was ist denn jetzt los: Der Profilux zeigt einen Temperaturalarm an: 38.4 Grad in meinem Becken! Entweder brennt es im Wohnzimmer - aber ich rieche keinen Rauch - oder jetzt beginnen die Sensorkabel sich gegenseitig reinzufunken oder ich habe durch das Zusammenrollen eine Spule gebaut. Also wickle ich das Kabel wieder auseinander und lege die einzelnen Kabel schön nebeneinander hin. Dennoch beharrt mein Profilux, auch nach einem Neustart, darauf, dass es in meinem Becken jetzt 38.4 Grad warm ist! Zweifelnd schaue ich das Wasser an: Es dampft nicht, es kocht nicht und alles sieht normal aus: Den Finger ins Technikbecken zu halten ist mir dann doch zu blöd, ich lasse mich doch von so einem blöden Sensor nicht ins Bockshorn jagen: Wer misst, misst viel Mist und ich gehe jetzt ins Bett!
Nachwort: Ich weiss, dass das Wort "kalibrieren" umständlich ist und "eichen" doch viel einfacher von der Zunge geht. Da aber in Foren regelmässig Anfänger, die Fragen posten in der der Art "Wie kann ich meinen PH-Sensor eichen?" regelmässig schulmeisterhaft von den alten Forenhasen zusammengestaucht werden, will ich diesen Fehler hier nicht machen: Eichen kann nur ein staatlich geprüfter Eichmeister da hiermit der formale Akt der Überprüfung der Messgenauigkeit gemeint ist (z.B. der Waage beim Fleischer damit der nicht mickrige 120g Schweinekoteletten als 400g T-Bone-US-Beef verkauft). Kalibrieren hingegen ist die Justage eines Messinstrumentes, die jeder selber durchführen kann (z.b. die Mutter, die besorgt die Stirne ihres Kindes küsst nachdem das Fieberthermometer plötzlich hohes Fieber anzeigt, dessen Stirn aber ganz kühl ist und sie somit das Thermometer neu kalibriert, oder aber wahrscheinlicher das Kind aus dem Bett in die Schule jagt, da es den Fiebermesser offensichtlich zwecks Vortäuschung einer Krankheit am Prüfungstag, kurz in den Tee getaucht hat...).
Kalibrieren
Unter Kalibrieren versteht man das Feststellen und Dokumentieren der Abweichung der Anzeige eines Messgerätes oder einer Steuereinheit vom richtigen Wert der Messgröße.
Beim Kalibrieren eines Messgerätes wird unter vorgegebenen Bedingungen der Zusammenhang zwischen Eingangs- und Ausgangsgröße ermittelt und dokumentiert. Eingangsgröße ist die zu messende physikalische Größe – z. B. Drehmoment oder Drehwinkel. Ausgangsgröße ist oft das elektrische Ausgangssignal des Messgeräts, es kann aber auch ein Ablesewert sein.
Eichen
Das Eichen umfasst die Qualitätsprüfung und Kennzeichnung nach den Eichvorschriften, ist also ein gesetzlich geregelter Bereich. Eichungen sind unter anderem vorgeschrieben bei Messmitteln für die Preisfindung (Ladenwaagen, Tanksäulen) und bei Medizinprodukten, wie dem Fieberthermometer. Das Eichen wird von den Eichämtern durchgeführt und darf nicht mit dem Begriff Kalibrieren verwechselt werden.
(aus http://www.atlascopco.com/toolsservicede/kalibrierung/faq-kalibrierung/definition-kalibrieren.aspx)