Kaufe nie ein Aquarium - irgendwann musst du es auch abbauen!

Wenn jemand mit Aquaristik, insbesondere Meerwasseraquaristik, beginnt, wird er kaum daran denken, dass er irgendwann das Becken auch wieder abbauen muss. Während der Aufbau in lockerer Atmosphäre und voller Tatendrang mehrere Wochen dauern darf, sieht es beim Abbau meist völlig anders aus:
- es ist dunkel
- die Arbeit ist schmutzig
- das Becken stinkt
- man steht unter Zeitdruck weil ein Umzug ansteht
- man hat die Woche vorher seinen ganzen Haushalt umgezogen
- man hat die letzten 2 Monaten gepackt und zwischen Umzugskartons gelebt
- man hat das letzte halbe Jahr ein Haus renoviert
- man hat das letzte Jahr damit verbracht sein Elternhaus zu räumen

Während jeder dieser Tätigkeiten einen normal stressresistenten Menschen bereits an seine Grenzen führen, hat Philipp und Mary ziemlich genau dieses Programm durchgezogen. Kein Wunder sind beide ziemlich am Anschlag und der Energielevel eher tief um jetzt auch noch den Aquarienumzug zu organisieren und durchzuführen. Der grosse Aquarienumzug steht am Samstag an und ich helfe Philipp schon heute bei den Vorbereitungsarbeiten.

Als einer, der schon einen Beckenumzug gemacht hat und bei zwei anderen mitgeholfen hat, kann ich folgenden Tipp geben: Vom Aufwand und der Komplexität her, ist der Umzug eines grösseren Meerwasserbeckens etwas gleichzusetzen mit dem Umzug eines 2-3 Personen-Haushaltes. Man tut also gut daran, nicht beides an einem Tag durchziehen zu wollen, sondern beide Umzüge als getrennte Einheiten zu planen mit genügend Zeit zur Erholung dazwischen.

Als ich bei ihm eintreffe, ist das Becken schon weitgehend geleert und wir lassen per Schlauch den Rest des Wassers in den Garten (es ist Regen angesagt für's Wochenende, die Salzlauge wird also verdünnt werden). Den Sand aus dem Becken zu bekommen ist eine Höllenarbeit mit gebücktem Rücken unter dem heissen Licht der HQI-Leuchte (ich musste aufpassen mir nicht versehentlich einen Afrolook zu verpassen) und dauert über eine Stunde. Dann schieben und ziehen wir das Technikbecken aus dem Unterschrank und Philipp beginnt mit dessen Entleerung und Reinigung. Ich lege mich auf den Rücken mit der Klempnerzange in der Hand und löse die Beckendurchführungen. Während ich diese Zeilen schreibe, es ist schon nach Mitternacht, spüre ich immer noch meine Arme...

Ein Meerwasseraquarianer tut gut daran, rechtzeitig vor seinem Dahinscheiden daran zu denken, sein Aquarium abzubauen. Ist es doch für uns, die wir uns immerhin freiwillig für dieses Hobby entschlossen haben und denen die Betrachtung der farbigen Fischlein und Korallen viel Freude bereitet hat, schon mit enormer Überwindung verbunden ein Becken abzubauen, ist ist für unsere Erben wahrlich eine Zumutung nebst all der Trauer auch noch mit Nassauger in der Hand stinkenden Sand aus dem Becken saugen zu müssen, bevor sie unser Haus verkaufen oder die Wohnung räumen können. Bevor also die Kräfte schwinden und der Sensenmann an die Türe klopft: Becken abbauen nicht vergessen! Aus ebendiesem Grunde ist es auch äusserst unfein einen Meerwasseraquarianer zu ermorden oder mit dem Bus zu überfahren, beraubt doch solches Tun ihn der Chance rechtzeitig den geordneten Abbau seines Aquariums zu erledigen.

Meerwasseraquaristik ist ein tolles Hobby, aber ein Goldhamster ist doch eigentlich auch ganz nett, oder?


19 Uhr, die Arbeit kann losgehen


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Den Sand entfernen wir erst grob mit der Schaufel


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Der Sand stinkt, darum steht das Fenster offen


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Jetzt kommt die Feinarbeit mit dem Nasssauger


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Das Technikbecken ziehen wir seitwärts aus dem Unterschrank


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Der Sand im DSB sieht aus wie frisch eingebracht: Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?


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Philipp reinigt das Technikbecken


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während ich mich um die Glasdurchführungen kümmere


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Kuckuck!


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Unter Absingen wüster Lieder gelingt es mir nach etwa einer Stunde Schwerstarbeit die Anschlüsse zu lösen


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Ich stöhne und ächze: Überkopfarbeit wird doppelt bezahlt, oder?


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Es ist vollbracht: Ein Anschluss ist draussen, zwei sind gelöst und einer ist gelockert: Jetzt muss eine Säge ran


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23 Uhr: Es ist vollbracht: Die Becken sind sauber und der Unterschrank ausgeräumt


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