Refraktometerparade

Nach der Arbeit fahre ich mit Alex, der nicht nur mit mir im gleichen Projekt arbeitet sondern auch Meerwasseraquarianer ist, zu Philipp um da ein paar pumpende Xenien für den 60er Würfel von Alex zu holen. Bei dieser Gelegenheit gibt mir Philipp zwei Refraktometer zur Überprüfung mit: Sein langjähriges Milwaukee Refrak, welches ihm auf den harten Boden gefallen ist, ein paar Glassplitter weghat und dem er nicht mehr so richtig traut und dann noch ein frisch gekauftes Vertex-Refrak, das aber ganz andere Werte anzeigt als sein Milwaukee und gemäss dessen sein Becken massiv versalzen sei.

Zu Hause, nachdem ich Alex noch ein paar Ableger aus meinem Becken eingepackt habe, mache ich mich an den grossen Refraktormeter-Vergleich. 3 Geräte sollen bei je 4 Proben zeigen, was sie so drauf haben. Die erste Messung mache ich mit Osmosewasser, welches eine Salinität von 0 aufweisen sollte. Es gibt Leute, welche ihre Refraks mittels Osmosewasser auf 0 kalibrieren, aber das würde ich nicht empfehlen. Schliesslich kommt ja auch niemand auf die Idee ein Fieberthermometer in Eiswasser auf 0 Grad Celsius zu kalibrieren, oder? Erst vor zwei Wochen habe ich eine Multireferenzlösung von Reefanalytics gekauft. Ausser das Fläschchen sei jahrelang im Regal des Händlers verstaubt, gehe ich davon aus, dass die Werte der Lösung stimmen. Die 3. Messung soll mit Wasser aus meinem Becken erfolgen, sozusagen der Praxistest und dann last but not least eine Messung mit einer Knop "Eichlösung", die aber schon eine unbestimmte Anzahl von Monaten oder Jahren in meiner Schublade liegt. Würde ich in ein Wurstbrot beissen, dass schon eine unbestimmte Anzahl von Monaten oder Jahren in meiner Schublade liegt? Eher nicht und darum traue ich der Lösung nicht wirklich über den Weg, aber wir werden ja sehen.

Bei der Durchführung der Tests, sehe ich beim Milwaukee-Refraktometer plötzlich nur noch Blau. Der Deckel liegt nicht sauber auf und ohne diesen kann das Refraktometer nicht arbeiten. Ein paar Ölspritzer und der Deckel läuft wieder leichtgängig auf der rostigen Stahlachse.

Das sind die Resultate meiner Testreihe:

mein eigenes Refraktometer
Osmosewasser: -2
Reefanalytics Referenzlösung: 36
Knop Referenzlösung: 38
mein Beckenwasser: 36

offensichtlich ist zeigt mein Refrak etwas zu hoch an, ich korrigiere es auf 35 mit der Reefanalytics Multireferenz.

Phlipps neu gekauftes Vertex Refrak
Osmosewasser: 4
Reefanalytics Referenzlösung: 41
Knop Referenzlösung: 42
mein Beckenwasser: 40

Die Messwerte sind konsistent, liegen aber alle deutlich zu hoch: Ich kalibriere das Refraktometer auf 35 mit der Reefanalytics Multireferenz.
Nachdem Kalibrieren sind die Werte wie folgt:

Osmosewasser: 0
Reefanalytics Referenzlösung: 35
Knop Referenzlösung: 36
mein Beckenwasser: 35

Alles im grünen Bereich, die Knop-Kalibrierlösung liegt zu hoch, vermutlich ist da Wasser durch das PET verdunstet.

Philipps altes, rostiges Milwaukee mit Sturzschaden
Osmosewasser: -10
Reefanalytics Referenzlösung: 35
Knop Referenzlösung: 35
mein Beckenwasser: 35

Alte Liebe rostet nicht! Das Milwaukee funktioniert, einmal geölt, tadellos. Allerdings sollte es nicht mit Osmosewasser kalibriert werden.

Das Milwaukee-Refraktometer hat den Test mit Bravour bestanden. Das Vertex war zwar falsch kalibriert, aber funktioniert tadellos. Mein Refrak, obschon ich es häufig kalibriere, lag in seinen Messungen zu hoch, es lohnt sich also vor jeder Messung mit einer einigermassen frischen Multireferenz zu kalibrieren. Meine Tipps lautet drum:
  • Traut keinem Messwert auch nicht (oder erst recht nicht) dem eines neu gekauften Instruments!
  • Regelmässig das Refraktometer mit einer aktuellen Referenz überprüfen!
  • bevor man grössere Korrekturen am Salzgehalt seines Beckens vornimmt: Den Wert mehrfach überprüfen und von einer Drittperson bestätigen lassen!

Die 3 Refraktometer liegen bereit: Der Test kann losgehen!


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Als erstes messe ich Osmosewasser, der angezeigte Wert sollte bei 0 liegen. In der Not kann man so auch ein Refraktometer kalibrieren, allerdings ist dies nur die zweitbeste Lösung


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Eine frisch gekaufte Multireferenzlösung von Reefanalytics: Dieser schenke ich mein Vertrauen


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Eine seit Jahren in der Schublade vor sich hin modernde "Eichlösung" (Herr Knop, das heisst: "Kalibrierlösung"!), kann man der noch vertrauen oder ist da schon Wasser durch das PET verdunstet?


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Das Milwaukee-Refrak von Philipp ist nicht nur runtergefallen, sondern das Scharnier des Deckels ist wegen Rost schon festgefressen und ohne sauber anliegendem Deckel, zeigt das Refraktometer nur blau an


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Ein paar Spritzer Elkalub FLC9010 werden es richten (meine Exfrau vertreibt das Öl, wer also auf der Suche nach einer Alternative zu WD40 ist, soll sich bei mir melden)


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Jetzt flutscht der Deckel wieder sanft in Position


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Die Auswertung der Testresultate; Meines zeigt zu hoch an, das Vertex viel zu hoch und das eigentlich defekte Milwaukee passt perfekt


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