Feuchte Antennen, zuckende Mandibeln - Fifty Shades of Garnelensex

Meine treuen Leser mögen sich über den Titel des heutigen Blog-Eintrages wundern, alle anderen, welche per Suchmaschine auf diesem Artikel gelandet sind, sollen sich was schämen. Wer sich an Garnelensex aufgeilt, hat schwer einen an der Waffel und soll sich gelegentlich mal einem Check unterziehen!

Um mich auf den baldigen Nemo-Kindersegen einzustimmen und das tägliche Handling als Fischzüchter zu üben, versuch ich mich neuerdings in die Zucht von Futtergarnelen und Artemia. Jeden Morgen sauge ich als erstes Mulm vom Boden meiner Zuchtbecken ab und fülle die 20 Liter Dennerle Aquarien mit Salzwasser aus dem Reifungsfass nach. Die Garnelen bekommen ein paar Futterflocken, die Artemia nach Bedarf etwas Phytoplankton (wobei dieses im Moment grad von selber blüht, ich sehe die kleinen Freischwimmer gar nicht in der grünen Suppe). Ich nehme meine Canon 40D mit dem langbrennweitigen Makroobjektiv in den Keller, setze mich vor die Becken und beginne Bilder zu machen. Zwei Junggarnele sind schamlos genug um sich gleich in Pose zu werfen und frivol drauflos zu rammeln. Die grössere der beiden Garnelen, ich nehme an es handelt sich um das Männchen, packt das kleinere Weibchen von hinten und rast im Höllentempo mit ihr durchs Becken. "Geh's langsam an, mein Junge, knabbere erst mal an ihren Ohrläppchen", will ich ihm noch raten, aber da sind die Beiden schon im extatischen Liebesrausch! Auf Diskretion bedacht, ziehe ich den Vorhang und wende mich meinem Mikroskop zu.

Auch da gibt es Interessantes zu sehen: Eine Copepoda hatte offenbar mit Copepodo ungeschützten Sex und trägt nun eine Traube mit Eiern mit sich rum. Tja, meine Gute, hättest du hat vorher auf mich hören sollen, jetzt musst du halt sehen wie du deinen Abschluss machst und nebenbei 183 Münder stopfst! Hoffentlich weisst du wenigstens wer der Vater ist, sonst hast du jetzt völlig die Hinterleibskarte gezogen.

Nach einigen Tagen Zooplanktonernährung werden meine Nemo-Schützlinge ja bald nach Deftigerem verlangen. Aus diesem Grunde übe ich mich auch im Ausbrüten von Artemiaeiern. Das wichtigste bei der Fütterung mit Artemia ist, dass die kleinen Fischlarven keine Eierschalen abkriegen. Diese Dummerchen schlucken die am Stück runter und würde ein Menschenbaby von einer Eierschale wohl heftigen Schluckauf bekommen, wäre dies für diese winzigen Ocellaris-Babies der sichere Tod aufgrund Darmverschlusses. Nun gibt es verschiedene Verfahren um die Schalen von den lebenden Nauplien zu trennen. Eine davon ist, dass man die Schalen schon von Anfang an wegmacht: Das heisst man brütet schalenlose Artemiaeier aus. Die Eier werden meines Wissens eine Zeit lang in Wasserstoffperoxyd eingelegt und damit löst sich die Eischale auf. Mit meiner Artemia-Brutschale ist es mir früher schon mal gelungen, Nauplien schlüpfen zu lassen, diesmal geht der erste Versuch in die Hose: Nach 2 Tagen ist noch keine einzige Nauplie geschlüpft. Ich vermute, dass es in meinem Keller einfach zu kalt ist für diese Nauplien, kommen diese doch aus dem dem warmen Utah. Den nächsten Versuch nehme ich also in der Küche vor. Gerüchteweise wurde mir zwar zugetragen, dass Frauen etwas sonderbar reagieren sollen, wenn sie ihre Frühstücksbrötchen neben schlüpfenden Larven zu streichen hätten. Feminine Tierliebe besteht vermutlich zu 60% aus weichem Fell und 40% aus Kindchenschema. Frauen stehen bekanntlich total auf Pelztiere: Katzen, Hunde, Leoparden, Hermeline und vor allem Nerze. Das Fell hat ordentlich weich und warm zu sein und hat sich mehrheitlich auf dem Rücken, den Flanken und am Bauch des Tieres zu befinden: Fell an den Beinen, vor allem bei Achtbeinern, regt die meisten Frauen weniger zum Streicheln als häufiger zum Kreischen an. Eine Artemiaaufzuchtschale auf der Küchenkombination mag eine ähnliche Wirkung haben und so müssen die Nauplien schlüpfen bevor Anita zu mir kommt.

Später am Abend sehe ich, dass die Nemos mit seinem Mund ihren bevorzugten Eiabladeplatz putzen: Heute ist Montag der 2., das heisst morgen legen sie ihre Eier, der 7. Tag nach der Eiablage ist Dienstag der 10.3.2015. Allenfalls schlüpfen die Eier aber auch erst am 8. oder 9. Tag nach der Eiablage. %*€®@+§!!! Nächste Woche bin ich auf Geschäftsreise, doofes Timing!

Diese zwei schamlosen Garnelen treiben's vogelwild quer durchs Becken


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Diese Copepoda hatte ungeschützten Sex


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Bei so einem Eipaket werden ziemlich viel Alimente fällig…


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Ein entkapsuliertes Artemia-Ei


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Die entkapsulierten Artemia-Eier gibt es neuerdings von Aqua Medic


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Mit meinem "Alimbic" fühle ich mich ein bisschen wie Grenouille in "Parfum" von Patrick Süskind


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Erst nach einem aufwendigem Hindernislauf können die frisch geschlüpften Artemia-Nauplien ins Zentrum sprich Nirvana vordringen


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In der Küche ist die richtige Temperatur und genügend Licht hat es auch, wen kümmert schon Ästhetik


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