K-Phyto, K-Zoo und K-Fuzz

Heute Abend kommt Stefan Heim von korallen-haus.ch zu mir auf Besuch. Meine Stammleser mögen sich vielleicht noch erinnern, dass ich, kurz nachdem ich die Bypass-Becken eingerichtet habe, zwei Picasso-Nemos in Gossau gekauft habe: Die Nemos sind von Stefan und immer noch wohlauf. Leider haben die beiden auffällig gefärbten Fische eine Beziehungskrise und gehen seit einem kurzen Ausflug ins Riffbecken getrennte Wege in getrennten Becken. Einer der beiden führt seither eine wilde Ehe mit einem Amphiprion Ocellaris, die aber bislang kinderlos geblieben ist. Das mag daran liegen, dass der Picasso Perculanisch redet und die Liebesbeteuerungen in Ocellari nicht versteht? Vielleicht sind die beiden ja aber auch einfach zu jung oder katholisch-konservativ und halten nichts von vorehelichem Sex.

Stefan bringt mir meine Bestellung mit, unter anderem MicrobeLift TheraP und SpecialBlend, einen hochwertigen KH-Test von RedSea und eine von mir bestellte Flasche K-Zoo von KoralSea. Des weiteren bringt mir Stefan drei Shots mit: Es handelt sich aber hierbei weder um B52's, noch um Feigling's oder Röteli (wer nicht weiss, was das ist, soll hier nachsehen. Wer auf Süsses und Klebriges aus den Bündner Bergen steht, wird das Getränk lieben. Wer allerdings wie ein entfernter Bekannter von mir, der zufälligerweise so heisst wie ich und auch so aussieht wie ich, sich damit in einer Berghütte unbedarft an einem Wetttrinken beteiligt, wird am nächsten Morgen um die Erfahrung reicher sein, zu wissen, wie sich ein atomarer Urkater anfühlt), sondern um K-Phyto, K-Zoo und K-Fuzz und diese wollen wir heute Abend gemeinsam testen.

Als erstes geben wir eine Probe vom K-Phyto unter das Mikroskop: Es handelt sich um verschiedene Sorten von Phytoplankton und die Zellen sind alle intakt, sprich schön rund. Dazwischen entdecken wir auch Ciliaten, welche sich mit raschen Bewegungen ihrer Geisseln (den Cilien) fortbewegen. Es ist erstaunlich, dass lange Zeit kein industrielles, lebendes Phytoplankton auf dem Markt verfügbar war und auf's Mal sind solche Produkte von verschiedenen Herstellern erhältlich. Ohne jetzt das K-Phyto im Detail getestet zu haben, gehe ich davon aus, dass es sich gut eignet um direkt ins Becken gegeben zu werden zur Fütterung von Korallen und Filtrieren. Des weiteren kann man damit sein Zooplankton füttern oder das Produkt verwenden um damit eine eigene Kultur hochzuziehen. Auf der KoralSea-Website steht folgendes zum K-Phyto:

K-Phyto 250ml is a high quality live phytoplankton mix that will improve your marine aquariums health.

• A highly concentrated live mix of 4 species of marine phytoplankton.
• Produced using a unique process that creates a low nutrient, clean intact algae cell feed.
• Size range from 5-20micron
• Ideal for all filter feeders.
• Boosts the microfauna & health of your marine aquarium.


Als nächstes nehmen wir uns das K-Zoo vor. Schon von blossem Auge sind Copepoden in der Lösung zu erkennen, die Kulturdichte ist allerdings nicht sehr hoch. Wir entnehmen zwei Proben und bei beiden Tieren handelt es sich um eiertragende Weibchen: Das K-Zoo lässt sich also bestimmt sehr gut verwenden um eine Copepodenkultur hochzuziehen oder aber auch für das Animpfen eines neuen Beckens oder eines Algenrefugiums. Direkt für die Zucht von z.b. Pterapogon Kauderni könnte man es natürlich auch benutzen, allerdings wäre dann eine 250ml Flasche zu wenig ergiebig (diese würde ca. für einen Tag für einen Bestand von ca. 10 Banggais ausreichen). Auf der KoralSea-Internetpräsenz ist zu lesen:

K-Zoo 250ml is a high quality live food for your marine fish and corals. A live mix of marine benthic and pelagic copepods with rotifers.
• Size range from 10 – 1500 microns.
• Ideal for finicky feeders such as mandarins fish and pipefish.
• Improves colour and vitality of your marine fish and corals.
• Boosts the micro fauna & health of your marine aquarium.


Es wäre mir nicht aufgefallen, dass da zwei verschiedenen Copepodenarten in der Flasche wären (benthic = sessil, pelagic = in der Strömung lebend) und Rotifers (Brachionus) habe ich auch keinen gesehen (wir haben die Lösung aber auch nicht abgeseilt und gezielt danach gesucht). Allerdings könnte es sein, dass es sich bei der Flasche um eine Vorproduktion handelt und das endgültige Produkt dann dichter ist und anders zusammengesetzt ist.

Zu guter Letzt nehmen wir uns das K-Fuzz vor. In der Flasche schwimmen weinrote Algenbüschel etwa in Form einer Pflanzenblüte und der Grösse eines Kirschkerns. Solche Algen habe ich bislang noch nie gesehen und weiss darum nicht, um welche Art es sich handelt. Unter dem Mikroskop ist sie einer Fadenalge nicht unähnlich. Wir geben vom K-Fuzz ins Becken mit den Teenager-Nemos, aber die interessieren sich nicht sonderlich für das unbekannte rote Zeugs, ebensowenig die Kaudernis. Die Acanthochromis beissen probehalber rein aber spucken die unbekannte Alge dann wieder aus. Also gehen wir hoch ins Wohnzimmer und geben eine Portion ins Riffbecken: Da präsentiert sich das Bild nun anders und die Fische, allen voran die Doktoren, prügeln sich um das Zeug. Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass im K-Fuzz auch Zooplankton drin ist, also gewissermassen Gemüse mit Proteineinlage.

KoralSea schreibt über K-Fuzz auf ihrer Webpage:

K-Fuzz 250ml is a live marine algae food that your marine fish will love.
• K-Fuzz is a temperate marine algae from the family acrochaetium.
• High in natural vitamins.
• Improves the colour and vitality of your fish.
• Ideal for finicky feeders including Tangs & other herbivores.
• Will not grow in a tropical marine aquarium.


Die Suche nach "acrochaetium" führt mich dann zu einer Seite, wo man alle Arten von Plankton für Schulungszwecke kaufen kann und das Bild ähnelt demjenigen von K-Fuzz sehr: http://www.carolina.com/algae/acrochaetium-living/153465.pr Ich müsste jetzt erst recherchieren, worin der besondere Nährwert dieser Kaltwasserrotalge liegt. Gemäss Stefan haben sich alle seine Fische rasch an den wohl ungewohnten Geschmack der Alge gewöhnt und schätzen die Abwechslung sehr. Somit kann ich das K-Fuzz für Aquarianer empfehlen, die mal etwas Abwechslung in ihren Speiseplan bringen möchten.

Den Jungs von KoralSea, ansässig in Irland, möchte ich eine Empfehlung abgeben: Bei der Namenswahl eurer nächster Produkte, lasst ihr mal vorgängig überprüfen, ob die von euch angestrebten Begriffe in den Sprachen der Zielmärkte, nicht unbeabsichtigte Assoziationen wecken.


Bei K-Phyto handelt es sich um eine Mischung aus lebendem Phytoplankton


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Unter dem Mikroskop sind mindestens 3 Arten von Phytoplankton zu erkennen


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Die Zellen sind rund und somit intakt; ich kann keine gequetschten oder geplatzten Zellen entdecken, das heisst die Lösung wurde wohl nicht oder nur sehr sanft zentrifugiert


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K-Zoo ist eine Kultur aus Copepoden, gemäss Beschreibung müssten da zwei Arten von Copepoden und auch Brachionus drin sein


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Beide Probetierchen, welche wir entnehmen, sind tragende Weibchen, ein gutes Zeichen für eine stabile Kultur


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Die kleinen Zyklopenaugen sind in der Eihülle schon gut zu sehen


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Die Copepoden sehen alle gut genährt aus und haben ihre Därme gefüllt


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Bei K-Fuzz handelt es sich um eine rote Kaltwasseralge


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Unter dem Mikro sieht sie aus wie Fadenalgen, einfach in Orange


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Die einzelnen Zellen der Alge inkl. Zellkerne sind gut zu sehen


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Das Ocellaris-Paar, welches ich von Thomas bekommen habe, hat zum ersten Mal ein Gelege gemacht: Darum ist Frau Nemo neulich so aggro drauf und hat nach der Hand gebissen, welche sie nährt!


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