Frauen sind komisch

Da ich annehme, dass sich meine Leserschaft zu 97.8% aus Männern zusammensetzt, habe ich es gewagt diesen reisserischen Titel über den Blog-Eintrag zu setzen. Aufgrund der demoskopischen Zusammensetzung der Konsumenten dieses Blogs muss ich wohl keine grösseren Shitstürme erwarten. Auch bin ich mir gewiss, dass die überwiegende Mehrheit meiner Leser zustimmend nicken werden und denken: "Klaro, Alter, das wissen wir schon lange; wurde aber auch Zeit, dass dies mal jemand niederschreibt!". Um aber auch die Handvoll Leserinnen nicht im Ungewissen zu lassen, wie ein Mann auf eine so verwegene Aussage kommt, möchte ich hier erzählen, was sich gestern Abend in meinem Keller zugetragen hat.

Als Anita zu mir kam und wir uns gegenseitig über die Erlebnisse der Woche berichtet haben, erzählte ich ihr vom Rollenvliessfilter, den ich zu Testzwecken bekommen habe und zeigte ihr die Bilder vom Blog-Eintrag vom 27. April 2017. Wenig später machen wir uns auf, um in Frauenfeld im Lumimart eine Philips Hue Bloom zu kaufen. In der Wohnung von Anita gibt es noch einen Winkel, der noch nicht Mood-Light-mässig in wechselnden Farben erleuchtet ist und dem soll Abhilfe geschaffen werden. Nun mögen meine männlichen Leser denken, dies sei ein ganz treffliches Beispiel zur Erklärung der Aussage im Titel, aber dem ist nicht so. Habt Geduld, ihr Geschlechtsgenossen, ich bin erst bei der Einleitung der eigentlichen Geschichte.

Anita und ich sind also in meinem Keller um Schuhe und Jacke anzuziehen, denn draussen ist es ja trotz kalendarischem Frühling winterlich kalt ("Petrus, iss ein Snickers!"). Im Vorbeigehen am Aquarienkeller erblickt Anita den Rollenvliessfilter und meint: "Ach, ich dachte der sei grösser!".

Erneut werden meine männlichen Leser denken: "Ei, das ist ein ganz vortreffliches Beispiel dafür, dass Frauen komisch sind, gut gemacht mein geschätzter Lieblingsblogger! Uns allen war klar, dass Frauen nicht einparken können aber dass sie nicht imstande sind aufgrund von Fotos die realen Abmessungen eines Gegenstandes zu ermitteln, war uns unbekannt". Worauf ich aber erneut entgegne: "Habt Geduld, Brüder, bei einer Geschichte kommt immer erst die Einleitung und dann der Hauptteil und zum Schluss die Pointe, das war schon bei Ovid so, bei Shakespeare sowieso und soll auch in meinem Meerwasserblog nicht anders sein."

Um euch nicht weiter auf die Folter zu spannen, beende ich nun die Einleitung und komme zu Hauptteil. Wer allzu ungeduldig ist, könnte jetzt natürlich spicken im Wissen, dass am Ende des Hauptteils - so sicher wie das Amen in der Kirche - die Pointe kommen wird. Aber erstens ist eine Pointe nur dann eine Pointe, wenn zuvor der Hauptteil gelesen wurde und zweitens lesen wir ja bei einem Krimi auch nicht die letzte Seite zuerst. Nun also genug geschwurbelt auf der Metaebene, jetzt folgt der lange erwartete Hauptteil, gefolgt von der Pointe:
Inzwischen haben Anita und ich den Aquarienkeller betreten und stehen vor dem Filter. Ich habe den Deckel, setze das Wasserrad in Schwung und anerkennend nimmt Anita davon Kenntnis, dass sich die Vliesrollen in Bewegung setzen. Ich bin bereits erstaunt, dass ein weibliches Geschöpf so viel Interesse an Technik zeigt! Ich möchte den Bogen nicht überspannen und erspare ihr weitere Ausführungen über die spezifischen Qualitätsmerkmale des Naumann-Filters im Vergleich zum Theiling-Rollermat unter besonderer Berücksichtigung der Kompaktbauweise. Stattdessen mache ich einen Schritt in Richtung Türe, schliesslich möchten wir ja noch vor Ladenschluss in diesem Lampenmarkt sein. Anstatt nun aber, erleichtert meinem Aquarienkeller zu entkommen, hinter mir herzulaufen, bleibt Anita vor den Ablaichbecken stehen und ruft: "Das ist ja mega schön! Traumhaft!!!"

Ich schaue Anita fragend an. Will sie mich auf den Arm nehmen? Die Becken sind voller Glasrosen, das eine überdeckt mit Cyanobelägen und im anderen wuchern lästige Fadenalgen. Eine gründliche Reinigung der Becken ist überfällig und schon seit geraumer Zeit lade ich keine Gäste mehr ein, denn der Zustand meiner Aufzuchtbecken ist mir im höchsten Masse peinlich. Anita aber bleibt fasziniert vor den Becken stehen und sagt, nun im Tonfall höchster Entzückung: "Fantastisch, wie eine Trolllandschaft! Das traumhafte Grün und davor die knallorangen Clownfische!"

Eigentlich hatte ich vor, das lange Wochenende zu nutzen um meine Aufzuchtbecken zu entleeren, die schleimigen Beläge vom Glas zu kratzen und die Riffkeramiken gründlich zu reinigen. Jetzt bin ich mir nicht sicher ob ich am Vorhaben festhalten soll um dann Schelte zu kassieren für die Zerstörung der märchenhaften Landschaft meiner kleinen Trolle?

Meine 3 Ablaichbecken sind in einem erbärmlichen Zustand


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Dies ist gemäss Anita eine "traumhafte Trolllandschaft zum Verweilen für das Auge"


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Auch dieses Becken, voller Cyanos, ist gemäss Anita wunderschön anzusehen…


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Ich reinige meinen Theiling Rollermat


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Die Pumpe verlangt dringend nach einem kräftigen Schluck Essigsäure


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So sieht der Vliesfilter aus, wenn die beiden Rollen entfernt sind


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Die Achse der Schmutzrolle ist steckbar, so lässt sich die Rolle einfach entfernen


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So sieht das verbrauchte Vlies aus: Sauber aufgerollt und stinkt auch nicht


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Den Kalkröhrenwürmern scheint es auf der Rolle zu gefallen: Ist wohl wie Karussell fahren


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Die Innereien sind entfernt, das Gehäuse entkalke ich mit Durgol (dem Standard Entkalkungsmittel in der Schweiz) und Schwamm. Den Glassteg habe ich eigens für den Rollermat anfertigen lassen (und hat mich ein Schweinegeld gekostet)


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Meine Rede: Jeder Stahl, egal wie hochwertig die Legierung ist, beginnt im Salzwasser irgendwann zu rosten


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Das Innere des Elektronikgehäuses ist zwar trocken, aber ich traue dem Frieden nicht, ist doch das Gehäuse nicht spritzwasserfest gedichtet. Zur Sicherheit gebe ich einen Beutel Silikagel rein. Die Strombuchse ist bereits heftig korrodiert


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Mein Theiling Rollermat ist geputzt, gespült, getrocknet und vorerst ausser Betrieb gestellt


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Die Ehre in meinem Technikbecken für sauberes Wasser zu sorgen, gehört bis auf Weiteres dem Naumann Vliesfilter


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Beim der Aufstellung in meinem Technikbecken musste ich etwas tricksen: Damit sich der Auslass links befindet, musste ich den Filter verkehrt herum auf die Glasstege (von denen ich einen unterlegen musste) stellen


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