4 - Aufzucht von Amphiprion Ocellaris
31/08/15 17:31 Filed in: Amphiprion Ocellaris
Jetzt geht es ans Eingemachte: Wir möchten Amphiprion Ocellaris aufziehen! Die vorhergehenden Kapitel über Phytoplanktonkultur, Zooplankton und Artemiabrut haben wir nicht nur gelesen, sondern auch schon einige Wochen oder besser Monate praktische Erfahrung gesammelt. Ist dem nicht so, dann rate ich vom Vorhaben Clownies grosszuziehen ab, denn es wird nicht funktionieren und in Frustration enden. Man könnte jetzt argumentieren, dass die Larven, wenn man keinen Aufziehversuch unternimmt, ja auch sterben würden (im Gesellschaftsbecken sind sie ein willkommenes Frühstück oder werden abgeschäumt).
Wo nun liegen die Bedürfnisse dieser kleinen Fischlarven?
Die Fischlarven sind empfindliche Geschöpfe und vertragen keine raschen Dichtschwankungen. Aus diesem Grunde bewährt es sich, sämtliches Meerwasser im Hause einheitlich auf einer fixen Salinität zu halten (als Normalwert hat sich eine Salinität von 35 etabliert). Ein oder zwei Tage vor dem Schlupf lohnt es sich noch einmal die Werte des Aquariums und unseres Salzwasservorratsbehälters zu messen und anzugleichen. Das Wasser unserer Fischlarven muss frei von Ammoniak und Nitrit sein. Der Nitratwert ist weniger kritisch aber sollte auch deutlich unter 50 liegen. Am besten eignet sich ein kleines Glasquarium von 20-30cm Kantenlänge (ich benutze Nano-Becken von Dennerle) mit einem Wasserstand von 5 - 10 Zentimeter. Täglich machen wir einen Wasserwechsel von ca. 50%, da wir ja keinerlei Filtertechnik benutzen. Um das Wasser abzulassen benutze ich einen feinen Luftschlschlauch, welchen ich mit einer Klammer an einem groben Sieb befestigte um zu verhindern, dass ich versehentlich eine Larve ansauge. Oberhalb des Aufzuchtbeckens stehen bei mir Glasgefässe, aus denen ich tröpfchenweise das frische Meerwasser ins Aufzuchtbecken gebe.
Die Fischlarven sind anspruchslos in Bezug auf Licht. Eine handelsübliche kleine LED-Leuchte auf dem Aufzuchtbecken ist gut genug. Daneben bewährt es sich eine kleine Lichtquelle (Taschenlampe oder ähnlich) zu haben, um das Aquarium punktförmig beleuchten zu können um die Larven zum fressen zu animieren. Hier ist allerdings Vorsicht am Platze: Falls die Larven oder Jungfische in einen regelrechten Futterrausch geraten, kann es sein, dass sie ein paar Stunden an den Folgen der Völlerei oder in der Hitze des Gefechts verschluckten Artemia-Schalen zu Grunde gehen. 4-6 Stunden täglich sollte man das Licht löschen um die Larven an einen Tag/Nachtrhythmus zu gewöhnen. Allerdings würde ich empfehlen, den Raum in welchem das Becken steht, nicht vollständig zu verdunkeln.
Die Larven reagieren empfindlich auf rasche Temperaturschwankungen und somit halten wir die Temperatur im Bereich von 25 Grad wie im Riffaquarium.
Mittels Luftpumpe, Silikonschlauch und Plastikröhrchen belüften wir das Aufzuchtbecken grobperlig, dies sorgt auch für eine minimale Strömung um das Futter in Schwebe zu halten.
Der allerschwierigste Teil zum Schluss: Die Fischlarven müssen mehr oder weniger permanent etwas Gehaltvolles im Bauch haben, sonst gehen sie ein. Die Natur hat sie mit keinen Schwimmringen, Love Handels und Fettpölsterchen ausgestattet und darum sind sie auf permanente Zufuhr von Nahrung angewiesen. "Na gut", wird mancher jetzt denken, "ich hänge einen Futterautomaten über das Aufzuchtbecken und lasse alle Stunde ein paar feine Flocken ins Becken rieseln!". Leider ist die Sache nun nicht ganz so einfach. Die Fischlarven und Jungfische sind sehr wählerische Raubfische. Ein Löwe würde auch eher verhungern als ein Erdbeerjoghourt oder einen Eisbergsalat zu verdrücken. Der Fressreflex bei den Nemo-Larven wird einzig durch vor ihrem Maul herumzuckendes Plankton ausgelöst. Nun ist aber Plankton nicht gleich Plankton und was wir so landläufig an Zooplankton züchten können (Copepoden und Brachionus), besteht zur Hauptsache aus Ballaststoffen und nur wenig HUFA. HUFA steht für Highly Unsaturated Fatty Acid und entsprecht dem, was wir in Deutsch als essenzielle Fettsäuren oder Omega-3 Fettsäuren bezeichnen. Jeder Hobbykoch und Gourmet wird nun wissen, wo viel von diesem HUFA drinsteckt: In fettem Meerfisch wie Lachs und Thun aber auch in Krebsen und in Gemüse. Wir müssen also erst unsere Copepoden, Brachioni oder Artemianauplien mit HUFA mästen, bevor wir diese dann den Larven verfüttern können. Wir sieben unsere Futtertiere aus und lassen sie dann einige Zeit (1-4 Stunden) in einer entsprechenden Nährlösung wie z.b. Selco schwimmen.
Es gibt verschiedene Methoden zur Gewinnung von Fischlarven: Man kann die Fische dazu bringen ihr Gelege auf einem Stein oder Blumentopf zu kleben und entnimmt dann diesen mitsamt des Geleges kurz vor dem Schlupf und überführt dieses ins Aufzuchtbecken. Ich selber habe diese Methode nie probiert und vertraue auf die fürsorgliche Pflege der Eier durch das Nemopaar bis zur letzten Minute vor dem Schlupf.
Die andere Methode ist, dass man die Larven im Gesellschaftsbecken schlüpfen lässt und diese dann abfischt. Dies kann mittels einer schwach leuchtenden LED-Leuchte und halbtransparenten Becher erfolgen oder aber mit Hilfe einer speziellen Larvenfalle die es in meinem Webshop zu kaufen gibt.
Wenn man sein Nemopaar beobachtet, wird es einem nicht entgehen, wenn sie zu balzen beginnen. Am späteren Nachmittag oder Abend beginnen sie aufgeregt einen Stein zu putzen. Irgendwann wird das Weibchen mit ausgefahrener Legeröhre über den Stein schwimmen und die leuchtend orangefarbigen Eier ankleben. Abwechselnd wird das Männchen über das Gelege schwimmen und dieses befruchten. Jetzt beginnt unser Timer zu ticken und wir machen uns in der Agenda 8 und 9 Tage später ein dickes rotes Kreuz. Den Kegelabend müssen wir absagen und auch der Besuch bei der Schwiegermutter muss leider-leider verschoben werden. Meiner Erfahrung nach, kommt kündigt erst ein "Vorschlupf" ein paar frühreifer Larven das grosse Ereignis an und am folgenden Abend schlüpft das gros der Larven. Allenfalls kommen am nächsten Abend noch ein paar weitere spätreife Larven zum Schlupf. Auf jedem Fall achten wir darauf, dass das Aquarium und der Raum komplett verdunkelt sind. Den im gleichen Haushalt lebenden Serienjunkie schicken wir an diesem Abend grosszügig mit unserer Kreditkarte ausgestattet zum Abendverkauf und auf ein paar Gläser Prosecco mit ihren Freundinnen.
Weil ich des öfteren gefragt werde, wie man Larven abschöpfen kann, hier eine Schritt-für-Schritt Anleitung:
Es kann sich auch lohnen am Tag nach dem grossen Schlupf, wieder auf Lauer zu liegen: Manchmal gibt es noch spätentwickelte Larven, die es erst eine Nacht nach dem grossen Schlupf aus ihrer Eihülle schaffen.
Die Larven sind richtige kleine Mimosen und auf Stress reagieren sie mit grossen Ausfallraten. Durch einen Schlauch absaugen ist ein absolutes No-go und auch bei der Bechermethode vermeiden wir, dass die Larven herumgeschleudert werden. Nur äusserst behutsam dürfen wir Larven von einem Becken ins andere leeren am besten nur mit einem Gefäss eingetaucht in das andere. Behutsam sammeln wir nun alle geschöpften Larven und giessen vorsichtig das zuviel an Wasser ab um es zurück ins Aquarium zu geben. Sind keine Larven mehr vorhanden, können wir die Larven in unser Aufzuchtbecken geben und ein erstes Mitternachtsfrühstück in Form angereicherten Planktons (oder zur Not frisch geschlüpften Artemianauplien) reichen. In der ersten Nacht lassen wir das Licht brennen, damit die Larven gut jagen können.
Am Morgen werden wir als erstes einen Wasserwechsel von ca. 50% durchführen, tote Larven absaugen und falls wir Artemianauplien verfüttern, die alten Nauplien aus dem Becken entfernen. Hierfür müssen wir das Wasser erst durch ein grobes Sieb (um keine Fischlarven anzusaugen) und dann durch ein feines Sieb um die Nauplien zurückzuhalten leiten. Ich bin derzeit dabei hierfür ein Gerät zu entwickeln: Dieses sollte in ein paar Wochen im Webshop aufgeschaltet sein. Nun legen wir unser Lebensfutter in die Nährlösung und gehen erst Mal Kaffee trinken, Duschen, Zähne putzen, Blumen giessen und kurz bevor wir das Haus verlassen, verfüttern wir das mit Salzwasser gespülte Plankton unseren Larven. Man kann jetzt auch den Raum verdunkeln und die Larven gezielt im Schein einer Taschenlampe zur Futteraufnahme animieren. Einfach nicht übertreiben: Bei mir hat dies einmal zum Verlust zweier 3 wöchiger Larven geführt. Einen Teil des Zooplanktons stellen wir in der Nährlösung kühl um eine zweite Fütterung ein paar Stunden später vornehmen zu können.
Am Abend, gleich nach dem wir durch die Haustüre getreten sind und noch bevor wir Frau, Kinder oder Hund begrüsst haben, steigen wir gleich wieder runter in den Keller und geben unseren kleinen Lieblingen ihr Abendbrot in Form von Zooplankton oder Nauplien. Nachdem wir uns dann ebenfalls ein Abendbrot in Form eines mit Paniermehl angereicherten Schnitzels gegönnt haben und bevor wir zu Bett gehen, bekommen unsere kleinen Schätzchen die dritte Mahlzeit des Tages. Haben diese gegessen, heisst es nun auch in Nemo-City Lichter löschen und Bürgersteige einklappen.
Wo nun liegen die Bedürfnisse dieser kleinen Fischlarven?
- Wasser
- Licht
- Temperatur
- Sauerstoff
- Futter
Wasser
Die Fischlarven sind empfindliche Geschöpfe und vertragen keine raschen Dichtschwankungen. Aus diesem Grunde bewährt es sich, sämtliches Meerwasser im Hause einheitlich auf einer fixen Salinität zu halten (als Normalwert hat sich eine Salinität von 35 etabliert). Ein oder zwei Tage vor dem Schlupf lohnt es sich noch einmal die Werte des Aquariums und unseres Salzwasservorratsbehälters zu messen und anzugleichen. Das Wasser unserer Fischlarven muss frei von Ammoniak und Nitrit sein. Der Nitratwert ist weniger kritisch aber sollte auch deutlich unter 50 liegen. Am besten eignet sich ein kleines Glasquarium von 20-30cm Kantenlänge (ich benutze Nano-Becken von Dennerle) mit einem Wasserstand von 5 - 10 Zentimeter. Täglich machen wir einen Wasserwechsel von ca. 50%, da wir ja keinerlei Filtertechnik benutzen. Um das Wasser abzulassen benutze ich einen feinen Luftschlschlauch, welchen ich mit einer Klammer an einem groben Sieb befestigte um zu verhindern, dass ich versehentlich eine Larve ansauge. Oberhalb des Aufzuchtbeckens stehen bei mir Glasgefässe, aus denen ich tröpfchenweise das frische Meerwasser ins Aufzuchtbecken gebe.
Licht
Die Fischlarven sind anspruchslos in Bezug auf Licht. Eine handelsübliche kleine LED-Leuchte auf dem Aufzuchtbecken ist gut genug. Daneben bewährt es sich eine kleine Lichtquelle (Taschenlampe oder ähnlich) zu haben, um das Aquarium punktförmig beleuchten zu können um die Larven zum fressen zu animieren. Hier ist allerdings Vorsicht am Platze: Falls die Larven oder Jungfische in einen regelrechten Futterrausch geraten, kann es sein, dass sie ein paar Stunden an den Folgen der Völlerei oder in der Hitze des Gefechts verschluckten Artemia-Schalen zu Grunde gehen. 4-6 Stunden täglich sollte man das Licht löschen um die Larven an einen Tag/Nachtrhythmus zu gewöhnen. Allerdings würde ich empfehlen, den Raum in welchem das Becken steht, nicht vollständig zu verdunkeln.
Temperatur
Die Larven reagieren empfindlich auf rasche Temperaturschwankungen und somit halten wir die Temperatur im Bereich von 25 Grad wie im Riffaquarium.
Sauerstoff
Mittels Luftpumpe, Silikonschlauch und Plastikröhrchen belüften wir das Aufzuchtbecken grobperlig, dies sorgt auch für eine minimale Strömung um das Futter in Schwebe zu halten.
Futter
Der allerschwierigste Teil zum Schluss: Die Fischlarven müssen mehr oder weniger permanent etwas Gehaltvolles im Bauch haben, sonst gehen sie ein. Die Natur hat sie mit keinen Schwimmringen, Love Handels und Fettpölsterchen ausgestattet und darum sind sie auf permanente Zufuhr von Nahrung angewiesen. "Na gut", wird mancher jetzt denken, "ich hänge einen Futterautomaten über das Aufzuchtbecken und lasse alle Stunde ein paar feine Flocken ins Becken rieseln!". Leider ist die Sache nun nicht ganz so einfach. Die Fischlarven und Jungfische sind sehr wählerische Raubfische. Ein Löwe würde auch eher verhungern als ein Erdbeerjoghourt oder einen Eisbergsalat zu verdrücken. Der Fressreflex bei den Nemo-Larven wird einzig durch vor ihrem Maul herumzuckendes Plankton ausgelöst. Nun ist aber Plankton nicht gleich Plankton und was wir so landläufig an Zooplankton züchten können (Copepoden und Brachionus), besteht zur Hauptsache aus Ballaststoffen und nur wenig HUFA. HUFA steht für Highly Unsaturated Fatty Acid und entsprecht dem, was wir in Deutsch als essenzielle Fettsäuren oder Omega-3 Fettsäuren bezeichnen. Jeder Hobbykoch und Gourmet wird nun wissen, wo viel von diesem HUFA drinsteckt: In fettem Meerfisch wie Lachs und Thun aber auch in Krebsen und in Gemüse. Wir müssen also erst unsere Copepoden, Brachioni oder Artemianauplien mit HUFA mästen, bevor wir diese dann den Larven verfüttern können. Wir sieben unsere Futtertiere aus und lassen sie dann einige Zeit (1-4 Stunden) in einer entsprechenden Nährlösung wie z.b. Selco schwimmen.
Wie kommt man an die Larven ran?
Es gibt verschiedene Methoden zur Gewinnung von Fischlarven: Man kann die Fische dazu bringen ihr Gelege auf einem Stein oder Blumentopf zu kleben und entnimmt dann diesen mitsamt des Geleges kurz vor dem Schlupf und überführt dieses ins Aufzuchtbecken. Ich selber habe diese Methode nie probiert und vertraue auf die fürsorgliche Pflege der Eier durch das Nemopaar bis zur letzten Minute vor dem Schlupf.
Die andere Methode ist, dass man die Larven im Gesellschaftsbecken schlüpfen lässt und diese dann abfischt. Dies kann mittels einer schwach leuchtenden LED-Leuchte und halbtransparenten Becher erfolgen oder aber mit Hilfe einer speziellen Larvenfalle die es in meinem Webshop zu kaufen gibt.
Wann schlüpfen die Larven?
Wenn man sein Nemopaar beobachtet, wird es einem nicht entgehen, wenn sie zu balzen beginnen. Am späteren Nachmittag oder Abend beginnen sie aufgeregt einen Stein zu putzen. Irgendwann wird das Weibchen mit ausgefahrener Legeröhre über den Stein schwimmen und die leuchtend orangefarbigen Eier ankleben. Abwechselnd wird das Männchen über das Gelege schwimmen und dieses befruchten. Jetzt beginnt unser Timer zu ticken und wir machen uns in der Agenda 8 und 9 Tage später ein dickes rotes Kreuz. Den Kegelabend müssen wir absagen und auch der Besuch bei der Schwiegermutter muss leider-leider verschoben werden. Meiner Erfahrung nach, kommt kündigt erst ein "Vorschlupf" ein paar frühreifer Larven das grosse Ereignis an und am folgenden Abend schlüpft das gros der Larven. Allenfalls kommen am nächsten Abend noch ein paar weitere spätreife Larven zum Schlupf. Auf jedem Fall achten wir darauf, dass das Aquarium und der Raum komplett verdunkelt sind. Den im gleichen Haushalt lebenden Serienjunkie schicken wir an diesem Abend grosszügig mit unserer Kreditkarte ausgestattet zum Abendverkauf und auf ein paar Gläser Prosecco mit ihren Freundinnen.
Abschöpfen der Larven
Weil ich des öfteren gefragt werde, wie man Larven abschöpfen kann, hier eine Schritt-für-Schritt Anleitung:
- Am Tag des Schlupfs (8. oder 9. Tag nach der Eiablage) das Aquariumlicht schon um 21 Uhr komplett ausschalten (am besten schon einige Tage vorher die Steuerung der Lampe umprogrammieren). Das Zimmer, in welchem das Becken steht, komplett verdunkeln: Kein Fernseher, keine Strassenlaterne, kein Mondlicht nur komplette Finsternis wie im Bauch eines Wals.
- Um 21 Uhr alle Strömungspumpen ausschalten und die Rückförderpumpe stoppen. (Allenfalls auch den Abschäumer ausschalten, damit dieser nicht überkocht)
- Eine LED-Schlüsselanhängerleuchte oder Taschenlampe so weit mit Klebeband abkleben, dass nur ein ganz feiner Lichtschimmer ins Becken tritt. Das Licht an einer Scheibe oder Ecke in der Nähe des Geleges auf den Rand des Beckens oder den Steg stellen und von oben nach unten leuchten lassen. Wichtig ist, dass der Lichtschein nicht den Bodengrund erhellt und keinesfalls auf das Gelege trifft. Weniger Licht ist mehr!
- Ab ca. 21:40 setzen wir uns in freudiger Erwartung mit einem Bier oder Glas Rotwein vor's Becken, warten bis sich unsere Pupillen an die Dunkelheit gewöhnt haben und schauen voller Erwartung, was sich im Lichtkegel so tummelt. Wir werden alle Arten von "Gewürms" und Plankton sehen können, die vom Lichtschein angezogen herbeigewuselt kommen. Wenn das Gelege so weit ist, wird es nicht lange dauern und die erste Larve erscheint im Lichtschein. Die Ocellaris Larven sind klar zu erkennen: Ca. 8mm gross stehen sie in der Lichtsäule und versuchen sich mit zuckenden Schwimmbewegungen nach oben zu bewegen.
- Nun warten wir, bis es einige Larven an die Oberfläche geschafft haben. Mit einem Becher (am besten halbtransparenter Kunststoff) gehen wir bis auf ein paar Zentimeter an die Larven ran und tauchen den Becherrand sanft nach unten, sodass ein feiner, steter Strahl Wasser in den Becher fliesst. Dies tun wir so sanft wie nur möglich: Ausfallraten sind umso höher, je mehr die Larven durchgeschüttelt werden. Bevor der Becher voll ist, nehmen wir ihn aus dem Wasser und lassen den Inhalt vorsichtig in einen bereitgestellten Salzkübel mit etwas Aquarienwasser laufen (auch hier ganz sorgsam vorgehen: Den Becher unter dem Wasserspiegel sanft ausleeren)
- Den Vorgang wiederholen, bis keine Larven mehr kommen oder einem vor Müdigkeit die Augen zufallen. Der Schlupf kann gut 2 Stunden dauern; es ist jetzt also etwa Mitternacht; Zeit sich jetzt eine Ausrede auszudenken, warum man zu spät zur Arbeit erscheint…
- Zum Schluss vorsichtig das überschüssige Wasser aus dem Salzkübel leeren (die Larven flüchten vor dem Sog wenn man behutsam vorgeht) und die Larven mit grösster Vorsicht ins Aufzuchtbecken überführen.
- Den Larven geben wir nach der Anstrengung des Schlüpfens ein erstes Mitternachtsfrühstück in Form angereicherten Planktons (oder zur Not frisch geschlüpften Artemianauplien). In der ersten Nacht lassen wir das Licht brennen, damit die Larven gut jagen können.
- Nicht vergessen die Rückförderpumpe, Strömungspumpe, Abschäumer und Mondlicht am Riffbecken wieder einzuschalten bevor man zu später Stunde ins Bett steigt.
Es kann sich auch lohnen am Tag nach dem grossen Schlupf, wieder auf Lauer zu liegen: Manchmal gibt es noch spätentwickelte Larven, die es erst eine Nacht nach dem grossen Schlupf aus ihrer Eihülle schaffen.
Wie behandeln wir die Larven?
Die Larven sind richtige kleine Mimosen und auf Stress reagieren sie mit grossen Ausfallraten. Durch einen Schlauch absaugen ist ein absolutes No-go und auch bei der Bechermethode vermeiden wir, dass die Larven herumgeschleudert werden. Nur äusserst behutsam dürfen wir Larven von einem Becken ins andere leeren am besten nur mit einem Gefäss eingetaucht in das andere. Behutsam sammeln wir nun alle geschöpften Larven und giessen vorsichtig das zuviel an Wasser ab um es zurück ins Aquarium zu geben. Sind keine Larven mehr vorhanden, können wir die Larven in unser Aufzuchtbecken geben und ein erstes Mitternachtsfrühstück in Form angereicherten Planktons (oder zur Not frisch geschlüpften Artemianauplien) reichen. In der ersten Nacht lassen wir das Licht brennen, damit die Larven gut jagen können.
Tägliche Aufzuchtsroutine
Am Morgen werden wir als erstes einen Wasserwechsel von ca. 50% durchführen, tote Larven absaugen und falls wir Artemianauplien verfüttern, die alten Nauplien aus dem Becken entfernen. Hierfür müssen wir das Wasser erst durch ein grobes Sieb (um keine Fischlarven anzusaugen) und dann durch ein feines Sieb um die Nauplien zurückzuhalten leiten. Ich bin derzeit dabei hierfür ein Gerät zu entwickeln: Dieses sollte in ein paar Wochen im Webshop aufgeschaltet sein. Nun legen wir unser Lebensfutter in die Nährlösung und gehen erst Mal Kaffee trinken, Duschen, Zähne putzen, Blumen giessen und kurz bevor wir das Haus verlassen, verfüttern wir das mit Salzwasser gespülte Plankton unseren Larven. Man kann jetzt auch den Raum verdunkeln und die Larven gezielt im Schein einer Taschenlampe zur Futteraufnahme animieren. Einfach nicht übertreiben: Bei mir hat dies einmal zum Verlust zweier 3 wöchiger Larven geführt. Einen Teil des Zooplanktons stellen wir in der Nährlösung kühl um eine zweite Fütterung ein paar Stunden später vornehmen zu können.
Am Abend, gleich nach dem wir durch die Haustüre getreten sind und noch bevor wir Frau, Kinder oder Hund begrüsst haben, steigen wir gleich wieder runter in den Keller und geben unseren kleinen Lieblingen ihr Abendbrot in Form von Zooplankton oder Nauplien. Nachdem wir uns dann ebenfalls ein Abendbrot in Form eines mit Paniermehl angereicherten Schnitzels gegönnt haben und bevor wir zu Bett gehen, bekommen unsere kleinen Schätzchen die dritte Mahlzeit des Tages. Haben diese gegessen, heisst es nun auch in Nemo-City Lichter löschen und Bürgersteige einklappen.