Frauen sind komisch

Da ich annehme, dass sich meine Leserschaft zu 97.8% aus Männern zusammensetzt, habe ich es gewagt diesen reisserischen Titel über den Blog-Eintrag zu setzen. Aufgrund der demoskopischen Zusammensetzung der Konsumenten dieses Blogs muss ich wohl keine grösseren Shitstürme erwarten. Auch bin ich mir gewiss, dass die überwiegende Mehrheit meiner Leser zustimmend nicken werden und denken: "Klaro, Alter, das wissen wir schon lange; wurde aber auch Zeit, dass dies mal jemand niederschreibt!". Um aber auch die Handvoll Leserinnen nicht im Ungewissen zu lassen, wie ein Mann auf eine so verwegene Aussage kommt, möchte ich hier erzählen, was sich gestern Abend in meinem Keller zugetragen hat.

Als Anita zu mir kam und wir uns gegenseitig über die Erlebnisse der Woche berichtet haben, erzählte ich ihr vom Rollenvliessfilter, den ich zu Testzwecken bekommen habe und zeigte ihr die Bilder vom Blog-Eintrag vom 27. April 2017. Wenig später machen wir uns auf, um in Frauenfeld im Lumimart eine Philips Hue Bloom zu kaufen. In der Wohnung von Anita gibt es noch einen Winkel, der noch nicht Mood-Light-mässig in wechselnden Farben erleuchtet ist und dem soll Abhilfe geschaffen werden. Nun mögen meine männlichen Leser denken, dies sei ein ganz treffliches Beispiel zur Erklärung der Aussage im Titel, aber dem ist nicht so. Habt Geduld, ihr Geschlechtsgenossen, ich bin erst bei der Einleitung der eigentlichen Geschichte.

Anita und ich sind also in meinem Keller um Schuhe und Jacke anzuziehen, denn draussen ist es ja trotz kalendarischem Frühling winterlich kalt ("Petrus, iss ein Snickers!"). Im Vorbeigehen am Aquarienkeller erblickt Anita den Rollenvliessfilter und meint: "Ach, ich dachte der sei grösser!".

Erneut werden meine männlichen Leser denken: "Ei, das ist ein ganz vortreffliches Beispiel dafür, dass Frauen komisch sind, gut gemacht mein geschätzter Lieblingsblogger! Uns allen war klar, dass Frauen nicht einparken können aber dass sie nicht imstande sind aufgrund von Fotos die realen Abmessungen eines Gegenstandes zu ermitteln, war uns unbekannt". Worauf ich aber erneut entgegne: "Habt Geduld, Brüder, bei einer Geschichte kommt immer erst die Einleitung und dann der Hauptteil und zum Schluss die Pointe, das war schon bei Ovid so, bei Shakespeare sowieso und soll auch in meinem Meerwasserblog nicht anders sein."

Um euch nicht weiter auf die Folter zu spannen, beende ich nun die Einleitung und komme zu Hauptteil. Wer allzu ungeduldig ist, könnte jetzt natürlich spicken im Wissen, dass am Ende des Hauptteils - so sicher wie das Amen in der Kirche - die Pointe kommen wird. Aber erstens ist eine Pointe nur dann eine Pointe, wenn zuvor der Hauptteil gelesen wurde und zweitens lesen wir ja bei einem Krimi auch nicht die letzte Seite zuerst. Nun also genug geschwurbelt auf der Metaebene, jetzt folgt der lange erwartete Hauptteil, gefolgt von der Pointe:
Inzwischen haben Anita und ich den Aquarienkeller betreten und stehen vor dem Filter. Ich habe den Deckel, setze das Wasserrad in Schwung und anerkennend nimmt Anita davon Kenntnis, dass sich die Vliesrollen in Bewegung setzen. Ich bin bereits erstaunt, dass ein weibliches Geschöpf so viel Interesse an Technik zeigt! Ich möchte den Bogen nicht überspannen und erspare ihr weitere Ausführungen über die spezifischen Qualitätsmerkmale des Naumann-Filters im Vergleich zum Theiling-Rollermat unter besonderer Berücksichtigung der Kompaktbauweise. Stattdessen mache ich einen Schritt in Richtung Türe, schliesslich möchten wir ja noch vor Ladenschluss in diesem Lampenmarkt sein. Anstatt nun aber, erleichtert meinem Aquarienkeller zu entkommen, hinter mir herzulaufen, bleibt Anita vor den Ablaichbecken stehen und ruft: "Das ist ja mega schön! Traumhaft!!!"

Ich schaue Anita fragend an. Will sie mich auf den Arm nehmen? Die Becken sind voller Glasrosen, das eine überdeckt mit Cyanobelägen und im anderen wuchern lästige Fadenalgen. Eine gründliche Reinigung der Becken ist überfällig und schon seit geraumer Zeit lade ich keine Gäste mehr ein, denn der Zustand meiner Aufzuchtbecken ist mir im höchsten Masse peinlich. Anita aber bleibt fasziniert vor den Becken stehen und sagt, nun im Tonfall höchster Entzückung: "Fantastisch, wie eine Trolllandschaft! Das traumhafte Grün und davor die knallorangen Clownfische!"

Eigentlich hatte ich vor, das lange Wochenende zu nutzen um meine Aufzuchtbecken zu entleeren, die schleimigen Beläge vom Glas zu kratzen und die Riffkeramiken gründlich zu reinigen. Jetzt bin ich mir nicht sicher ob ich am Vorhaben festhalten soll um dann Schelte zu kassieren für die Zerstörung der märchenhaften Landschaft meiner kleinen Trolle?

Meine 3 Ablaichbecken sind in einem erbärmlichen Zustand


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Dies ist gemäss Anita eine "traumhafte Trolllandschaft zum Verweilen für das Auge"


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Auch dieses Becken, voller Cyanos, ist gemäss Anita wunderschön anzusehen…


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Ich reinige meinen Theiling Rollermat


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Die Pumpe verlangt dringend nach einem kräftigen Schluck Essigsäure


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So sieht der Vliesfilter aus, wenn die beiden Rollen entfernt sind


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Die Achse der Schmutzrolle ist steckbar, so lässt sich die Rolle einfach entfernen


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So sieht das verbrauchte Vlies aus: Sauber aufgerollt und stinkt auch nicht


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Den Kalkröhrenwürmern scheint es auf der Rolle zu gefallen: Ist wohl wie Karussell fahren


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Die Innereien sind entfernt, das Gehäuse entkalke ich mit Durgol (dem Standard Entkalkungsmittel in der Schweiz) und Schwamm. Den Glassteg habe ich eigens für den Rollermat anfertigen lassen (und hat mich ein Schweinegeld gekostet)


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Meine Rede: Jeder Stahl, egal wie hochwertig die Legierung ist, beginnt im Salzwasser irgendwann zu rosten


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Das Innere des Elektronikgehäuses ist zwar trocken, aber ich traue dem Frieden nicht, ist doch das Gehäuse nicht spritzwasserfest gedichtet. Zur Sicherheit gebe ich einen Beutel Silikagel rein. Die Strombuchse ist bereits heftig korrodiert


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Mein Theiling Rollermat ist geputzt, gespült, getrocknet und vorerst ausser Betrieb gestellt


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Die Ehre in meinem Technikbecken für sauberes Wasser zu sorgen, gehört bis auf Weiteres dem Naumann Vliesfilter


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Beim der Aufstellung in meinem Technikbecken musste ich etwas tricksen: Damit sich der Auslass links befindet, musste ich den Filter verkehrt herum auf die Glasstege (von denen ich einen unterlegen musste) stellen


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Vliesfilter von Naumann-Technik

Sven Naumann von Naumann-Technik.at kontaktiert mich in Bezug auf meinen Theiling Rollermat Vliesfilter. Sven hat einen Rollenvliesfilter konstruiert und fragt mich nach meinen Erfahrungen mit Theiling. Grundsätzlich bin ich mit meinem Rollermaten zufrieden und er leistet mir gute Dienste. Zu bemängeln habe ich aber, dass sich der Theiling, sobald er mit Wasser gefüllt ist, verformt und somit der Deckel nicht mehr schliesst. Die Bauform des Theilings ist sehr hoch, was den Einsatz in einem Unterschrank schwierig macht; bei mir im Keller aber keine Rolle spielt.

Das Prinzip eines Rollenvliesfilters ist ja, dass Wasser durch ein Vlies fliesst (diese Formulierung könnte als Vorlage für einen Zungenbrecher dienen, in der Art von: "Ferdinand Villiger filmt wie das fiese Filament durch das Vlies fliesst") und sobald dieses zusetzt, der Wasserpegel steigt und somit neues Vlies nachgezogen wird bis sich der Pegel wieder senkt. Interessant ist nun, wie unterschiedliche Konstrukteure das gleiche Prinzip unterschiedlich implementieren: Bei Herrn Theiling hebt der steigende Pegel einen Schwimmerschalter, welcher einen Elektromotor schaltet. Bei der Konstruktion von Sven Naumann fliesst bei steigendem Pegel Wasser durch ein Rohr und treibt ein Schaufelrad an, welches über eine Untersetzung Vlies nachzieht. Welche Konstruktion ist nun besser? Aus meiner Sicht haben beide Prinzipien ihre Vor- und Nachteile. Seit ich sehe, dass der Stromanschluss an meinem Theiling zu korrodieren beginnt, tendiere ich dazu, der mechanischen Lösung von Sven Naumann den Vorzug zu geben.

Was beim Vliesfilter von Naumann-Technik gleich auffällt, ist sein Gewicht. Geliefert wurde er mir per UPS in einer Kartonschachtel, welche innen mit Holz und Styropor ausgekleidet ist. Dem Boten von UPS habe ich zwischenzeitlich einen Strauss Blumen geschickt und hoffe, dass er sich von seinem Bandscheibenvorfall rasch erholen wird. Das Teil ist 22 Kg schwer und auch der blanke Filter ohne Verpackung bringt ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Die Verwendung massiver Kunststoffplatten bietet viel Stabilität aber der Preis ist Gewicht und damit hohe Versandkosten. Während der Theiling Rollermat im Preis unschlagbar ist (ich sehe ihn derzeit hier für 329.90 EUR), schlägt beim Kunden eines Naumann-Vliesfilters das Herz höher wenn er die saubere Verarbeitung, die clevere Konstruktion und das hochwertige Material sieht. Gemäss Webseite von Naumann-Technik, schlägt der VM155/G in grau mit 699 EUR und das Modell in Weiss mit 809 EUR zu Buche. Die Frage, ob der mehr als doppelte Preis gegenüber dem Rollermat gerechtfertigt ist, ist nicht einfach zu beantworten. Von der Funktion her werden beide Filter für klares Wasser ohne Schwebeteilchen sorgen. Genau gleich wie auch ein Royal Exclusive Abschäumer nicht wesentlich anders oder besser abschäumt als ein Produkt zu einem Drittel des Preises oder eine Abyzz Pumpe das Wasser nicht anders bewegt als ein No-Name-Produkt aus Fernost. Ich bin überzeugt, dass die Vliessfilter von Naumann-Technik ihre Kunden finden werden: Wichtig ist, dass die Vorzüge des Produktes im Markt erklärt werden und der Marketing-Mix stimmt.

Ich hoffe, dass ich über das verlängerte Wochenende Zeit finden werde um mein Technikbecken so umzubauen, dass ich den neuen Vliessfilter in Betrieb nehmen kann um damit Praxiserfahrung zu sammeln. Stay tuned, ich werde weiter berichten!

Der Vliesfilter VM 155/W-Weiss von Naumann-Technik


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Die offiziellen Masse sind 61.5cm Länge (resp. Breite), aber ich komme auf nur 56cm


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nach Herstellerangabe ist er 33cm tief, das kommt in etwa knapp hin


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Mit den Füssen ist der Vliesfilter etwa 47cm hoch, also etwas weniger als die Herstellerangabe von 50cm


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Die Füsse lassen sich abschrauben und so passt der Filter auch in die meisten Unterschränke


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Der Einlass ist für eine 50mm Verrohrung ausgelegt


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Der Auslass hat Nennweite 20mm


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Der Deckel ist gefräst, eine ziemlich aufwändige Lösung


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Das Schaufelrad sticht mir gleich ins Auge: Das ist ja eine geniale Lösung des Antriebproblems!


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Die Zahnräder sind aus richtig dickem Nylon, so ein Teil wird kein Karies bekommen


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Sämtliche Achsen und Aussparungen sind nach dem gleichen Prinzip konstruiert: In eine Aussparung kommt ein Formteil, welches über eine Nylonschraube gesichert wird: Das hätte man mit Löchern durch die Wände einfacher lösen können. Warum hat sich der Hersteller für dieses aufwändige System entschieden?


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Entfernt man die Schraube, kann man das Formteil entfernen und die Achse liegt frei


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Auch hier dasselbe Prinzip


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nun kann man die Achse aus dem Rahmen nehmen


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Der Schlitz im PVC-Rohr vermag weniger zu gefallen. Sind diese Madenschrauben aus Titan? Aus meiner Erfahrung rostet auch der beste Stahl irgendwann unter Salzwassereinfluss


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Die Funktion der Löcher in den Seitenwänden ist mir ein Mysterium


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Die Lochplatte ist das Herzstück des Filters: An dieser Stelle fliesst das Wasser durch das Vlies


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Machen wir uns ans Einlegen des Vlieses


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Naumann verwendet die gleichen Vilesrollen wie Theiling


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Eine Stahlachse? Da melde ich meine Bedenken an: Titan oder Keramik wäre wohl besser


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Intuitiv (eine Anleitung gibt es noch nicht) lege ich das Vlies erst mal oben drauf


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Jetzt kommen die beiden roten Achsen zum Einsatz; sie gleiten in einer Nut: Das gefällt!


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Jetzt diese beiden Schieber: Nur welcher kommt wo hin? Der Zweck der Aussparung verschliesst sich mir. Produktionstechnisch hätte ich beide Schieber identisch gemacht


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Die Schieber sind an ihrem Platz


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Die beiden Achsen kommen oben in die Nuten, sie verhindern den Knick des Vlieses und sorgen für samtweichen Lauf


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Der Anfang des Vlieses wird auf die Achse des Antriebsrades geklebt: Der Streifen in der Mitte sorgt für Haftung des Klebebandes


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So, jetzt ist das Vlies eingelegt, das Prinzip ist einfach; Wasser fliesst in die Reaktionskammer ein und durch die Schwerkraft durch das Vlies nach unten. Ist das Vliess zugemüllt, steigt der Pegel und das Wasser treibt das Wasserrad an


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Dank der transparente Scheibe vorne ist das Innenleben des Filters gut zu beobachten. Des weiteren kommt man gut an die Rollen, selbst in einem engen Unterschrank


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So sieht der Vliesfilter von unten aus


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Dieses Teil ist nach dem Zusammenbau übrig geblieben: Hat das eine Funktion oder ist das ein Produktionsabfall?


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Die Schnittmenge von Meerwasseraquarianer, Taucher und Modellflieger

Gestern Abend gehe ich mit Joel seit langem wieder einmal SCUBA-Tauchen. Seit ich mit Apnoe-Tauchen begonnen habe, habe ich das Tauchen mit Flasche (nichts anderes heisst nämlich SCUBA-Tauchen: SCUBA steht für "Self Contained Underwater Breathing Apparatus" zu gut Deutsch etwa "Autonomer Unterwasser Atem Apparat") nur noch spärlich ausgeübt und obschon es sich mit dem Tauchen ähnlich verhält wie mit dem Fahrrad-Fahren nämlich "einmal gekonnt, verlernt man es nicht mehr" merke ich schon, wie mir die Routine abhangen gekommen ist. Die fehlende Routine merkte ich schon am Morgen früh beim Packen meiner Tauchsachen und dem Gefühl, welches mich den ganzen Tag begleitet hat, dass ich einen wesentlichen Ausrüstungsgegenstand vergessen habe. Da für den Abend starker Regen angesagt ist, wählen wir "WZT" am Zürichsee als unseren Divespot. Während jemand, der des Tauchens unkundig ist, naiv behaupten wird: Ob es regnet oder nicht, spielt doch beim tauchen keine Rolle, nass wird man ja sowieso, muss ich hier widersprechen. Erstens sind wir Trockentaucher, das heisst wir tauchen im Trockentauchanzug und zweitens spielt es beim Umziehen vor und nach dem Tauchgang eine entscheidende Rolle, ob einem Petrus auf's Hemd pisst oder nicht. Der Tauchplatz WZT ist navigatorisch ein ganz einfacher Anfängertauchplatz: Vom Einstiegspunkt, wo eine bequeme Stahltreppe mit Geländer ins Wasser führt, nimmt man Kompasskurs auf die äusserste Boje und taucht dann dem Grund entlang den eingestellten Kurs von 210 Grad. Auf einer Tiefe von etwas 12 Metern stösst man auf eine quer verlaufende Röhre, der man nach rechts folgt und dann nach etwa 200 Meter auf eine hölzerne Plattform, die bis auf den Grund von 30 Metern geht, stösst. An der Plattform lässt man sich in die Tiefe fallen und tauch dann exakt nach Norden um auf ein Wrack eines Holzboots zu stossen. Tönt ganz simpel und habe ich dutzende Male in den letzen 30 Jahren so gemacht. Allerdings nicht so gestern. Eine der Folge, meiner 51 Lenze ist nicht nur, dass meine Stirne proportional immer mehr Platz in meinem Gesicht einnimmt, sondern auch, dass ich gestern die Zahlen an meinem Kompass, der sich in ungünstiger Nähe zu meinen altersweitsichtigen Augen am rechten Handgelenk befindet, nicht mehr richtig ablesen konnte. Der Leser wird sich wundern, wie ich denn die Uhrzeit an meinem Handgelenk ablesen kann, wenn ich doch schon so maulwurfsmässig gealtert sei? Erstens trage ich für gewöhnlich eine Gleitsichtbrille aber unter Wasser ist meine Taucherbrille nur auf Weitsicht korrigiert und zweitens verkürzt das Wasser auch noch die optische Distanz, sodass der rechte Arm, der wegen dem Trockentauchanzug auch in eher ungünstigem Winkel zu beugen ist, einfach viel zu Nahe beim Gesicht ist, dass ich da diese kleinen Zahlen sicher erkennen hätte können. Um die Sache abzukürzen: Vermutlich habe ich statt 210 Grad nur 110 Grad oder vielleicht auch 10 oder 300 Grad abgelesen, jedenfalls haben wir die Röhre verfehlt und sind im Hafenbecken gelandet. Das wäre weiter auch nicht so schlimm gewesen, wenn man mal davon absieht, dass auch in der Schweiz der Seegrund eines Hafenbeckens sauberkeitsmässig nicht ganz auf dem für Parkanlagen und Einkaufspassagen üblichen Niveau ist. Wir kamen also in den Genuss des Naturerlebnisses der Betrachtung zweier geklauter Fahrräder, unzähliger leerer Bierflaschen, Eimern, eines Papierkorbes, eines Rock Shock Federgabel und sonstigen Zivilsationsmülls. Dass aufgrund nachlässiger Überprüfung meiner Halsmanschette ein stetes Rinnsal kalten Wassers in meinen Trockentauchanzug lief, erst meine Brust, dann meine Unterhose und schlussendlich meine Socken durchnässte, trug weiter dazu bei, dass ich mich fortan vermehrt auf's Apnoetauchen konzentrieren werde.

Das eigentliche Thema dieses Blog-Eintrages soll aber etwas anderes sein: Beim anschließenden Aufwärmen in einer Pizzeria in Dübendorf wurde mir im Gespräch mit Joel bewusst, dass wir nicht nur, wie bislang schon bekannt, zwei Hobbys gemeinsam haben: Das Tauchen und die Meerwasseraquaristik, sondern auch das Modellfliegen. Während Joel noch aktiver Modellflieger ist, habe ich das Hobby vor knapp 10 Jahren aufgegeben. Im Gespräch können wir dann locker weitere 5 Meerwasseraquarianer nennen, welche sich ebenso der Modellfliegerei frönen. Nun ist das Phänomen, dass es grosse Schnittmengen gibt bei gewissen Hobbys wie z.B. den Reitern und Hundehaltern, durchaus bekannt und oft auch naheliegend: Reiter mögen die Natur und Tiere, also mögen sie auch Hunde. Taucher mögen Wasser und Fische, also liegt es nahe, dass sie auch Meerwasseraquarianer werden. Aber was zum Kuckuck ist die Gemeinsamkeit zwischen Meerwasseraquarianern und Modellfliegern?

Im Gespräch über der Pizza entwickeln wir eine Theorie, dass sowohl Meerwasseraquarianer wie auch Modellflieger gerne basteln und Technik mögen - das ist schon mal ein erster Erklärungsversuch. Etwas gewagt ist die Erklärung, dass Modellflieger, wie auch Meerwasseraquarianer darin ihre Befriedigung finden, komplexe Systeme zu steuern und somit eigentliche Kontrollfreaks sind…! Um unsere Überlegungen mit einer Feldstudie zu stützen: Gibt es unter meinen Blog-Lesern noch weitere Modellflieger? Taucher? Kaninchenzüchter? Hobbyköche? Kaffeerahmdeckelisammler? Meldet euch bei mir mit allen euren Hobbys und ich werde das Material zusammentragen und über weitere Gemeinsamkeiten unserer Hobbys berichten.

Ich oute mich als erstes. Nebst Meerwasseraquaristik habe ich folgende Hobbies:

- Apnoetauchen
- Joggen
- SCUBA-Tauchen (wenn auch nur auf Sparflamme)
- Fotographie
- Video
- Bloggen
- Kochen
- früher Modellfliegen

Bauernregel für Fischzüchter

Jeder von uns kennt Bauernregel, so wie zum Beispiel diejenige für den morgigen Tag: "An Ezechiel, dem 100. Tag nach Neujahr, da säe Leinsamen, dann gedeiht er wunderbar." Den meisten Lesern dürfte aber bislang wohl unbekannt gewesen sein, dass es auch Fischzüchterbauernregeln gibt, welche uns mit Rat durch das Jahr führen. Eine wichtige Regel lautet:

"Willst du, dass deine Fischzucht im Sommer geht, richte die Aussenplanktonkultur, wenn der Kirschbaum in Blüte steht.


Streng getreu dieser altüberlieferten Regel, welche seit Generationen von Fischzüchtermund zu Fischzüchterohr weitergegeben wird, habe ich meine Outdoor-Mischplanktonkultur in Betrieb genommen. Noch sind die Nächte zwar kalt, aber es hat sich schon ein grüner Bodensatz gebildet und einzelne Zooplanktöner sind schon zu entdecken. Wenn dann die Temperaturen weiter steigen, wird die Kultur explodieren und ich werde täglich frisches Plankton ernten können.


Meine Outdoor Planktonkultur mit sonnenstandsgesteuerter Belüftung


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Am Boden hat sich schon eine schöne Mulmschicht gebildet


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Wozu ein 3D Drucker sonst noch gut ist

Bei meinem letzten Tauchurlaub, das war wenn ich mich richtig besinne im November 2016, ist mir bei einem Tauchgang aufgefallen, dass einer der Knöpfe an meiner Olympus-Unterwasserkamera nicht mehr funktionierte. Es war der Drehknopf um z.b. im "View-Mode" durch die Bilder zu blättern oder den Autofokuspunkt zu verschieben. Etwas ärgerlich zwar aber zur Not kann man auf diese Funktionen auch verzichten. Wieder an Bord habe ich das Gehäuse untersucht und bemerkt, dass ein Knopf aus Hartgummi kaputtgegangen ist. Der Knopf, im Innern des Gehäuses, diente der Kraftübertragung des Drehreglers an der Aussenseite zum entsprechenden Drehknopf an der Kamera. Den Rest des Urlaubs habe ich also ohne diesen Knopf gemacht.

Wieder zu Hause, habe ich dann bei einem Fachgeschäft für Unterwasserfotografie ein Ersatzteil bestellt. Ich musste wiederholt nachfragen und endlich bekam ich dann diese Woche (also über 5 Monate später) Bescheid, dass Olympus die Ersatzteilversorgung für mein Gehäuse eingestellt hat und selbst von den Silikondichtungen, die ich ebenfalls bestellt habe, sei nur noch eine aufzutreiben gewesen. Ich habe noch 2 Sätze Silikon-O-Ringe in Reserve, aber wenn die Ringe dann mal versprödet sein werden, kann ich mein Gehäuse bestenfalls noch als Blumentopf benutzen! Sehr ärgerlich, wie ich finde; Olympus lässt da seine Kunden sitzen. Leider kann ich keine O-Ringe selber drucken, aber wenigstens das Ersatzteil sollte ich in der Lage sein nachzubauen.

Gestern setze ich mich also an den Computer, messe die Reste des gebrochenen Hartgummirades aus und konstruiere das Teil in OpenSCAD. Heute ist es dann so weit und ich kann das Teil im Gehäuse einbauen: Ich muss noch eine Korrektur vornehmen aber dann im zweiten Anlauf passt das Teil und die Kamerafunktion lässt sich wieder bedienen: Wie toll ist das denn: Ein 3D Drucker ist für mehr zu gebrauchen als damit Fishgimmicks zu produzieren!


Mein Olympus PT-E06 Unterwassergehäuse


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Hier ist ein Teil abgebrochen und ich kann unter Wasser nicht mehr alle Funktionen der Kamera bedienen


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Die Schublehre im Haus erspart den Ersatzteillieferanten


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Nach dem 2. Anlauf passt das Teil: Ist das nun Rapid Prototyping oder einfach ungenau gemessen?


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Vorne das Ersatzteil, hinten das gebrochene Werkstück


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Mein Plastikteil passt genau auf die eckige Achse


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Festschrauben…


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Freude herrscht: Mein selbstgedrucktes Ersatzteil funktioniert!


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Ein komischer Termin in meiner Agenda

Heute habe ich einen sonderbaren Termin in meiner Agenda: Nein, ich rede nicht vom "NA BB3B Security Stream Regional Kick-Off and Diologue" und auch nicht von den beiden 121-Meetings mit Jean-Christophe und Kader (Das ist in diesem Fall ein französischer Vorname und keine Funktionsbezeichnung). Ein paar erklärende Worte für meine Leser, die mit dem global vernetzten Wirtschaftsgebaren des 21. Jahrhunderts nicht vertraut sind: Bei einem 121 ("One to One") handelt es sich um ein Meeting unter 4 Augen, typischerweise zwischen einem Vorgesetztem und seinem Mitarbeiter, Klassischerweise als "Mitarbeitergespräch" bezeichnet. Es gibt aber auch 121-Meetings zwischen zwei Kollegen, um sich über Geschäftsabläufe, wichtige Projekte, den neusten Tratsch aber manchmal auch über Gott und die Welt austauschen. Im "normalen Geschäftsleben" trifft man sich beim Mittagessen in der Kantine oder läuft mit der Kaffeetasse in der Hand ins Büro nebenan. In global Unternehmen finden diese Treffen halt distanzbedingt in der Regel über Telefon- und Videokonferenzen statt und diese werden dann als "121" bezeichnet und entsprechend als wiederkehrende Termine im Kalender eingetragen.

Bevor ich hier nun aber länger über komische Zahlen, die eigentlich Online-Kaffeekränzchen sind, schwadroniere, will ich die Aufmerksamkeit meiner Leser auf den heutigen 21-Uhr-Termin in meinem Kalender lenken: "Alarmanlage testen". Treue Leser mögen sich erinnern, wie mir vor einer Weile und zu meinem grossen Ärger die SIM-Karte in meiner Alarmanlage inklusive Guthaben abgelaufen ist, weil ich diese für zu lange Zeit nicht benutzt habe. Wenn ich mich recht besinne, habe ich damals einen Vergleich gezogen, wie es wäre, wenn eines Tages der AMAG-Verkäufer bei einem aufkreuzen würde um das Auto aus der Garage abzuholen, denn man "habe es leider für 12 Monate nicht benutzt und gemäss unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen ist ihr Auto jetzt verfallen und wir holen es nun ab um es zu verschrotten". Um also zu verhindern, dass sich bei mir die AMAG, respektive Orange-Verkäufer in der Garage oder Keller zu schaffen machen, habe ich mir damals besagten wiederkehrenden Termin in die Agenda gesetzt. Organisation sei ja eine meiner Stärken, aber da soll der Leser selber urteilen! Also steige ich, nachdem ich eine Folge von "Bumann der Restauranttester" angesehen habe, in den Keller und schalte die hinterste Steckdosenleiste, an welcher die Alarmanlage hängt, aus. Gespannt warte ich ein paar Sekunden und schon kommt das rettende "Piep-Piep" von meinem Handy. Ich schalte den Strom wieder ein und "Piep-Piep" kommt auch wieder die Meldung, dass die Stromversorgung wiederhergestellt wurde. Alles bestens und der Orange Zentralrechner weiss nun, dass die SIM-Karte weiterhin in Gebrauch ist und nicht etwa im Innern eines gestohlenen Handys auf dem Meeresgrund liegt und den Borstenwürmern als Laichsubstrat dient.

Was es mit der Zahl 121 auf sich hat, erfährt der Leser im Text


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Strom aus und warten was passiert…


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Super, der Test hat geklappt: Meine Visortech-Alarmanlage schickt mir ein SMS auf's Handy


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Organisation ist das halbe Leben und keinen Kabelsalat zu haben, wäre die andere Hälfte….


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Die Alarmanlage überwacht die Netzspannung, für mehr brauche ich sie nicht: Einbrecher verjage ich mit einem Baseballschläger


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Die Versorgungslücke ist gestopft und die Ampèrekäfer kriechen wieder durch die Pumpen und Leuchten meines Technikbeckens


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Acropora-Nachhilfe von Florian

Von Florian, eifrigem Leser meines Blogs, bekomme ich heute eine WhatsApp-Nachricht bezüglich meinem gestrigen Blog-Eintrag: Meine beiden fälschlicherweise als "Acropora" titulierten Bilder, seien Montipora Digitata (ich habe die Bilderüberschriften im gestrigen Beitrag zwischenzeitlich korrigiert). Ich oute mich gegenüber Florian (und hiermit auch gegenüber allen anderen Lesern), als Flasche in Bezug auf SPS-Bestimmung! Meine bisherige Regel lautete in etwas: Flach = Montipora, Fingerförmig verzweigt=Acropora und Fingerförmig verzweigt aber spitzig=Seriatopora (hystrix). Nun ja, es ist an der Zeit, dass ich mich eines besseren belehren lasse und Florian hat mir eine Bestimmungshilfe gegeben in Bezug auf Acropora:

Bei einer Acropora sitzt jeder Polyp auf einem eigenen Kanal oder auch Schälchen! Weil ich mir das nie und nimmer merken kann und es auch nicht unbedingt jedem klar ist, was unter einem Kanal oder Schälchen zu verstehen ist, habe ich mir folgende Eselsbrücke ausgedacht: Jede Polypen sitzt auch seinem eignen, kleinen "Ästchen" und:

Ästchen = Acropora

Bei meiner Recherche mit der Google Bildersuche nach "Acropora" bin ich dann aber doch auf verschiedene Acroporabilder gestossen, wo nicht jede einzelne Polype auf einem Ästchen sass. Entweder ist die Eselsbrücke halt doch nicht allgemeingültig (d.h. es stimmt nur für wenige Unterarten der Acroporen) oder vielleicht gibt es noch ganz viele andere Meerwasseraquarianer wie ich, die in der Bestimmung von SPS Flaschen sind und falsch beschriftete Bilder ins Web posten (immerhin leben wir ja im Jahr der "Alternate Facts").

Dieses Bild (welches ich aus dem Internet geklaut aber immerhin eigenhändig beschriftet habe) soll den Sachverhalt verdeutlich


Acropora 2

Hier noch dasselbe in Violett


Acropora 1

Hustende Entdeckung in der Nacht

Ich bin in der Nacht hustenderweise aufgestanden um mich in der Küche mit Hustensaft zu versorgen. Beim Vorbeilaufen am Aquarium sehe ich im Schein des Mondlichts, dass sich mein Seeigel in voller Tarnung ganz oben an der Frontscheibe festgemacht hat. Am Morgen hat er den schönen Platz mit Aussicht zwar verlassen, ist aber immer noch recht fotogen an der Seitenscheibe. Also hole ich meine Pocket-Unterwasserkamera und schiesse ein paar Bilder von ihm. Sind Kamera und Arme erst mal nass, kommen natürlich auch noch meine Korallen in den Genuss fotografiert zu werden.

"Meine Tarnung ist genial, denn keiner sieht mich!"


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Grün in Grün


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so ganz gut sieht die Montipora Digitata nicht aus


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Röhrenkoralle


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Heute ist meine Anemone "blasig" drauf


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Rote Montiplatte


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Hirnkoralle


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etwas wenig Polypen pro Quadratzentimeter


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Montipora Digitata


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Meine Muscheln und LPS zicken seit etwa einer Woche; muss mal wieder Wasserwerte messen


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